Edge Of Sanity
Fourth Chapter - der vierte Teil der Re-Release Serie
Special
Mit „Unorthodox“ von EDGE OF SANITY sowie „White Darkness“ von NIGHTINGALE steht nun unter dem Titel „Fourth Chapter“ der vierte Teil der Serie an Wiederveröffentlichungen an. Die Alben von EDGE OF SANITY werden über Century Media Records, NIGHTINGALE über InsideOut Music veröffentlicht.
Im Mittelpunkt steht hier wieder Dan Swanö, der insbesondere in den Neunzigern wie auch den frühen Zweitausender in zig Projekte/Bands involviert war, genauso wie in unzählige Produktionen. Von seinen eigenen Bands sind insbesondere WITHERSCAPE, BLOODBATH, PAN-THY-MONIUM und INFESTDEAD wichtig.
EDGE OF SANITY waren in den Neunzigern eine wichtige, prägende Band im Death Metal, die viele Weiterentwicklungen und stilistische Öffnungen zu anderen Genres um Jahre vorwegnahm. Die wegweisende Band war geprägt vom kreativen Spannungsfeld zwischen Swanö, der für eine progressive, melodische Ausrichtung stand, und dem Rest, die für eine aggressive Old School Herangehensweise waren. Die Extreme führten bei EDGE OF SANITY vom rohen, klassischen Death Metal hin zu einer dynamischen, bis dahin ungekannten Vielseitigkeit und machte die besondere Magie der Schweden aus. Gleichzeitig traten die Risse innerhalb der Band im Lauf der Jahre immer offensichtlicher hervor, was letztendlich auch zu ihrem Ende führte.
Die Re-Issues sind in zwei Fassungen erhältlich. Einmal wurde das Material von Swanö remastert, für die zweite Version legte Dan mehr Hand an und remixte die ursprünglichen Aufnahmen. Insbesondere bei den remixten Fassungen kommt man der ursprünglichen Vision von Swanö näher. Die Unterschiede sind hörbar, fallen aber nicht übermäßig ins Gewicht. Puristen greifen zur remasterten Fassung, die näher am Original ist und den ursprüngliche Charme behält, aber mit mehr Lautstärke und Druck hat. Die remixten Versionen gehen einen Schritt weiter und lassen die Alben zeitgemäßer klingen, offenbaren im differenzierteren Klangbild etwas mehr feine Details, ohne den Charakter der Songs zu ändern. Die originalen Artworks sind ebenfalls restauriert, dazu wurden den Re-Releases alte Fotos sowie für die Deluxe CD Edition detaillierte Liner Notes hinzugefügt.
EDGE OF SANITY – „Unorthodox“ Re-issue
Mit „Nothing But Death Remains“ hatten EDGE OF SANITY im Juli 1991 den Grundstein für ihre Karriere gelegt. Gerade mal ein Jahr später erschien mit „Unorthodox“ das zweite Album. Ein regelrechter Gamechanger.
Das zweite Album von EDGE OF SANITY
Nachdem „Nothing But Death Remains“ an einer schlechten Soundqualität litt, übernahmen EDGE OF SANITY bei „Unorthodox“ die Produktion zusammen mit Rex Gisslén. Die Aufnahmen fanden wieder im Stockholmer Montezuma Studio zwischen Dezember 1991 und Januar 1992 statt. Veröffentlicht wurde „Unorthodox“ im Juli 1992 und der Titel ist Programm!
„Unorthodox“ – der Titel ist Programm!
Zum ersten Mal verwendeten EDGE OF SANITY das inzwischen klassische Logo, dessen Konzept auf Dread (Gitarrist Andreas Axelsson, damals auch bei Sänger bei MARDUK) zurückgeht und von Dans Bruder Dag Swanö (NIGHTINGALE) und Lasse Holle (PANZERCHRIST) umgesetzt wurde. Dieses ziert das stimmungsvolle, detailreich gezeichnete Cover von Bart Meganck.
War „Nothing But Death Remains“ noch purer Death Metal, der sich kaum aus dem damals üblichen Todesblei-Einheitsbrei abhob, stellte das weitaus bemerkenswertere „Unorthodox“ eine ungeheure Weiterentwicklung und Steigerung in jeglicher Hinsicht dar.
Interessanterweise ist „Unorthodox“ dabei aber auch schon das letzte Album, das EDGE OF SANITY gemeinsam als Band komponierten. Danach sollten die stilistischen Spannungen zwischen Dan Swanö und dem Rest der Band deutlich zunehmen, was gleichzeitig zu herausragenden Ergebnissen führte. Und letztendlich irgendwann zum endgültigen Bruch.
Das zweite Album präsentierte EDGE OF SANITY bereits sehr eigenständig und charakteristisch, ohne allerdings ihre Wurzeln zu leugnen. Die Schweden wagten es dabei, für eine Death Metal-Band neue Pfade zu beschreiten und die genretypischen Limitierungen zumindest teilweise hinter sich zu lassen. Diese Entwicklung führt mit „Enigma“ zu einem der besten Stücke, die EDGE OF SANITY jemals hervorgebrachten haben.
„Enigma“ ist eines der besten Stücke von EDGE OF SANITY
Das finster wabende Intro stimmt ein, dann der Auftakt zum epischen, über siebenminütigen und in drei Psalmen gegliederte „Enigma“, völlig unerwartet mit Cello von Gastmusiker Anders Måreby, was sofort für Spannung und Atmosphäre sorgt. Ein regelrechtes Nackenbrecher-Riff folgt. Der Gesang wechselt theatralisch passend zu den jeweiligen Charakteren der Geschichte, neben verschiedenen Growls hält nun zum ersten Mal Dan Swanös wunderbar klarer, in diesem Fall fast schon sakraler Gesang in wunderschönstem klarem Moll Einzug in EDGE OF SANITY und sorgt für zusätzliche Dramatik und Dynamik. Und verleiht zum ersten Mal im Klangkosmos der Schweden diese wohlige Gänsehaut! Das nicht nur für damalige Verhältnisse vielschichte Stück ist eingängig und dennoch komplex strukturiert. Mit akzentuierenden Keyboards, griffigem Ohrwurmrefrain, Chöre, mehrstimmig grandiose melodische Leads, Abwechslung und dennoch immer ganz klar Death Metal, bzw. tatsächlich mit seinen dramatischen Rollenspielen so etwas wie eine Death Metal-Operette.
Dazu packte die Band auf „Unorthodox“ natürlich auch klassische Schädelspalter wie das famose, kompromisslos schnelle „Everlasting“ mit seinem ungewöhnlichen Refrain und das mit dem frühen Black Metal liebäugelnde „A Curfew For The Damned“ mit akzentuierenden Screams von Gitarrist Dread. Hervorzuheben ist auch der coole Western-Touch in „After Afterlife“. Zum zweiten Mal aber wieder richtiggehend revolutionär ist die melancholische Todesblei-Ballade „When All Is Said“ mit langsamen Walzertakten, Piano und Akustikgitarre.
Die Unterschiede zum Original von „Unorthodox“
„Unorthodox“ ist laut eigener Aussage Dan Swanös Lieblingsalbum von EDGE OF SANITY. Die Songs wurden wie bisher auch von Swanö überarbeitet. Für alle Veröffentlichungsformate (CD, Vinyl, Digital) wurden die Aufnahmen remastert. Die Mixe unterschieden sich untereinander, daher hatte sich Dan an „Enigma“ orientiert. Das Remaster hat etwas mehr Druck und Lautstärke, klingt wärmer und klarer, behält aber noch den ursprünglich rohen Charakter. Zusätzlich enthält diese Version als Bonus die drei Songs „Human Aberration“ (Japan-Bonus) sowie Neuaufnahmen von „Beyond The Unknown“ und „The Day Of Maturity“ der „Kur-Nu-Gi-A“ Demo (1990).
Für die Doppel-CD und Digital gibt es zusätzlich Remix-Versionen von 12 Tracks. „Everlasting“ hat nun denselben Gitarrensound wie die übrigen Songs. Insgesamt klingt alles etwas definierter und der Bass tritt stärker hervor. Aufgrund eines nicht auffindbaren Masterbands fehlen beim Remix die Stücke „A Curfew For The Damned“, „Requiscon By Pace“, „The Day Of Maturity“ und „Beyond The Unknown“. Stattdessen sind hier die Neuaufnahme von „Human Aberration“ (1991) und „Requiscon By Pace“ (2025 von Anders Måreby) enthalten.
Der Wegbereiter zur eigenen Nische
Mit „Unorthodox“ kombinieren EDGE OF SANITY zum ersten Mal brachiale Härte und tolle Melodien miteinander. Ein eigenständiges, spannendes und abwechslungsreiches Werk mit fesselnder Magie und für die damalige Zeit neuen Ideen. Dies ist der Wegbereiter zu den ganz großen Alben, mit welchen EDGE OF SANITY in Folge ihre eigene Nische finden.
8/10 Punkte
EDGE OF SANITY – „Unorthodox“ (Re-issue)
Ltd. Deluxe 2CD Jewelcase in O-Card
(CD 1: 60:50 + CD 2: 48:02 = 108:52 min.)
CD 1: Remaster 2025 (60:50)
- The Unorthodox (Remaster 2025) (00:38)
- Enigma (Remaster 2025) (07:03)
- Incipience to the Butchery (Remaster 2025) (01:58)
- In the Veins/Darker Than Black (Remaster 2025) (04:40)
- Everlasting (Remaster 2025) (05:31)
- After Afterlife (Remaster 2025) (04:33)
- Nocturnal (Remaster 2025) (05:32)
- A Curfew for the Damned (Remaster 2025) (04:28)
- Cold Sun (Remaster 2025) (02:52)
- Requiscon by Pace (Remaster 2025) (01:24)
- Dead but Dreaming (Remaster 2025) (04:02)
- When All is Said (Remaster 2025) (06:52)
- Beyond the Unknown (Remaster 2025) (03:49)
- The Day of Maturity (Remaster 2025) (03:42)
- Human Aberration (Remaster 2025) (03:35)
CD 2: Remix 2025 (48:02)
- The Unorthodox (Remaster 2025) (00:37)
- Enigma (Remix 2025) (07:04)
- Incipience to the Butchery (Remix 2025) (01:58)
- In the Veins/Darker Than Black (Remix 2025) (04:37)
- Everlasting (Remix 2025) (05:28)
- After Afterlife (Remix 2025) (04:34)
- Nocturnal (Remix 2025) (05:30)
- Human Aberration (Remix 2025) (03:34)
- Requiescat in Pace (2025 Version) (01:10)
- Cold Sun (Remix 2025) (02:49)
- Dead but Dreaming (Remix 2025) (04:02)
- When All is Said (Remix 2025) (06:32)
LP (49:48 min.)
Side A (24:30):
- The Unorthodox (Remaster 2025) (00:38)
- Enigma (Remaster 2025) (07:03)
- Incipience to the Butchery (Remaster 2025) (01:58)
- In the Veins/Darker Than Black (Remaster 2025) (04:40)
- Everlasting (Remaster 2025) (05:31)
- After Afterlife (Remaster 2025) (04:33)
Side B (25:18):
- Nocturnal (Remaster 2025) (05:32)
- A Curfew for the Damned (Remaster 2025) (04:28)
- Cold Sun (Remaster 2025) (02:52)
- Requiscon by Pace (Remaster 2025) (01:24)
- Dead but Dreaming (Remaster 2025) (04:02)
- When All is Said (Remaster 2025) (06:52)
Digital Album
(Remaster 2025) (60:50 min.)
- The Unorthodox (Remaster 2025) (00:38)
- Enigma (Remaster 2025) (07:03)
- Incipience to the Butchery (Remaster 2025) (01:58)
- In the Veins/Darker Than Black (Remaster 2025) (04:40)
- Everlasting (Remaster 2025) (05:31)
- After Afterlife (Remaster 2025) (04:33)
- Nocturnal (Remaster 2025) (05:32)
- A Curfew for the Damned (Remaster 2025) (04:28)
- Cold Sun (Remaster 2025) (02:52)
- Requiscon by Pace (Remaster 2025) (01:24)
- Dead but Dreaming (Remaster 2025) (04:02)
- When All is Said (Remaster 2025) (06:52)
- Beyond the Unknown (Remaster 2025) (03:49)
- The Day of Maturity (Remaster 2025) (03:42)
- Human Aberration (Remaster 2025) (03:35)
Digital Album (Remix 2025)” (48:02 min.)
- The Unorthodox (Remaster 2025) (00:37)
- Enigma (Remix 2025) (07:04)
- Incipience to the Butchery (Remix 2025) (01:58)
- In the Veins/Darker Than Black (Remix 2025) (04:37)
- Everlasting (Remix 2025) (05:28)
- After Afterlife (Remix 2025) (04:34)
- Nocturnal (Remix 2025) (05:30)
- Human Aberration (Remix 2025) (03:34)
- Requiescat in Pace (2025 Version) (01:10)
- Cold Sun (Remix 2025) (02:49)
- Dead but Dreaming (Remix 2025) (04:02)
- When All is Said (Remix 2025) (06:32)
