Edge of Sanity - Unorthodox

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Mit „Nothing But Death Remains“ hatten EDGE OF SANITY den Grundstein für ihre Karriere gelegt. Gerade mal ein Jahr später erschien mit „Unorthodox“ das zweite Album. Ein regelrechter Gamechanger.

Das zweite Album von EDGE OF SANITY

Nachdem „Nothing But Death Remains“ an einer schlechten Soundqualität litt, übernahmen EDGE OF SANITY bei „Unorthodox“ die Produktion selbst. Aufgenommen wurde wieder im Stockholmer Montezuma Studio zwischen Dezember 1991 und Januar 1992. Veröffentlicht wurde „Unorthodox“ im Juli 1992 und war tatsächlich eine sehr positive Überraschung. Auch in Hinblick auf die von knapp 32 Minuten auf knapp 58 Minuten gestiegene Spielzeit.

„Unorthodox“ – der Name ist wieder Programm!

War „Nothing But Death Remains“, wie der Name verriet, noch purer Death Metal, der sich kaum aus dem damals üblichen Todesblei-Einheitsbrei abhob, stellte „Unorthodox“ eine ungeheure Weiterentwicklung und Steigerung in jeglicher Hinsicht dar. Offensichtlich hatten EDGE OF SANITY ihre eigene Vision des Death Metals, der sie nun, befreit von den Eingriffen von Labelboss Björe „Boss“ Forsberg und versierter im Umgang mit ihren Instrumenten als auch im Songwriting, vollends folgen konnten. Dem folgte neben dem stark verbesserten Sound nun auch das stimmungsvolle Cover, dass sich mit seiner von Bart Meganck detailreich gezeichneten bizarren Höllenlandschaft deutlich vom plumpen Artwork des Debüts abhebt.

Interessanterweise ist „Unorthodox“ dabei aber auch schon das letzte Album, das EDGE OF SANITY gemeinsam als Band komponierten. Danach sollten die stilistischen Spannungen zwischen Dan Swanö und dem Rest der Band deutlich zunehmen, was gleichzeitig zu herausragenden Ergebnissen führte. Und letztendlich irgendwann zum endgültigen Bruch.

Das zweite Album präsentierte EDGE OF SANITY bereits sehr eigenständig und charakteristisch, ohne allerdings ihre Wurzeln zu leugnen. Die Schweden wagten es dabei, für eine Death Metal-Band neue Pfade zu beschreiten und die genretypischen Limitierungen zumindest teilweise hinter sich zu lassen. Diese Hinzunahme von mutigen Innovationen bescherte den Vorreitern Alleinstellungsmerkmale und war gleichzeitig auch unorthodox – wieder war der Name Programm! Das finster wabende Intro stimmt ein, dann der Auftakt zum epischen, über siebenminütigen und in drei Psalmen gegliederte „Enigma“, völlig unerwartet mit Cello, was sofort für Spannung und Atmosphäre sorgt. Ein regelrechtes Nackenbrecher-Riff folgt. Der Gesang wechselt theatralisch passend zu den jeweiligen Charakteren der Geschichte, neben verschiedenen Growls hält nun zum ersten Mal Dan Swanös wunderbar klarer, in diesem Fall fast schon sakraler Gesang in wunderschönstem klarem Moll Einzug in EDGE OF SANITY und sorgt für zusätzliche Dramatik und Dynamik. Und verleiht zum ersten Mal diese wohlige Gänsehaut! Das nicht nur für damalige Verhältnisse vielschichte Stück ist eingängig und dennoch komplex strukturiert. Mit akzentuierenden Keyboards, griffigem Ohrwurmrefrain, Chöre, mehrstimmige melodische Leads, Abwechslung und dennoch immer ganz klar Death Metal, bzw. tatsächlich mit seinen Rollenspielen so etwas wie eine Death Metal-Operette.

Dazu packte die Band auf „Unorthodox“ natürlich auch klassische Schädelspalter wie das famose, kompromisslos schnelle „Everlasting“ mit seinem ungewöhnlichen Refrain, das mit dem frühen Black Metal liebäugelnde „A Curfew For The Damned“ mit akzentuierenden Screams von Gitarrist Dread (Andreas Axelsson, damals auch bei Sänger bei MARDUK). Hervorzuheben ist auch der coole Western-Touch in „After Afterlife“. Zum zweiten Mal aber wieder richtiggehend revolutionär wurden EDGE OF SANITY mit der melancholischen Todesblei-Ballade „When All Is Said“ mit langsamen Walzertakten, Piano und Akustikgitarren, womit eine gewisse Nähe zu den damaligen TIAMAT geschaffen wurde.

Der Wegbereiter zur eigenen Nische

„Unorthodox“ zeigte auf, wie man brachiale Härte und tolle Melodien miteinander verweben konnte. Ein eigenständiges, spannendes und abwechslungsreiches Werk mit fesselnder Magie und neuen Ideen. Und der Wegbereiter zu den ganz großen Alben, mit welchen EDGE OF SANITY endgültig ihre eigene Nische finden sollten.

Bandfoto von EDGE OF SANITY zu "Unorthodox"

Bandfoto von EDGE OF SANITY zu „Unorthodox“

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28.06.2023

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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1 Kommentar zu Edge of Sanity - Unorthodox

  1. MetalGerhardt sagt:

    Nach der Review hatte ich minimal mehr erwartet. Nach dem grandiosen Einstieg hatte ich noch viel mehr erwartet. Was nach dem Intro abgefeuert wird, ist ja wirklich der Wahnsinn. Ein Track mit ca. 7 Minuten Laufzeit, in welchem so viel geschieht, hätte ich nicht erwartet. Es wird melodisch, es bleibt brachial, es wird komplex, es bleibt eingängig, Swanö growlt toll, singt aber sogar ein paar Zeilen – Besser geht das nicht! Doch danach geht es zurück zum relativ normalen Death Metal, der nun deutlich besser produziert wurde, als auf dem Debüt, dem dadurch aber auch der rohe Charme abhanden geht. Nur zum Schluss wird es nochmal experimenteller und so kann man sagen, dass „Unorthodox“ einen genialen Einstieg und ein sehr gutes Ende hat, dazwischen ordentlichen Death Metal bietet, der professionell gemacht wurde, aber immer noch etwas generisch klingt. Von daher für mich insgesamt leider nur eine kleine Steigerung vom Vorgänger!

    7/10