Edge Of Sanity
Third Chapter – Der dritte Teil der Re-Release Serie

Special

Mit „Crimson“ und „Crimson II“ von EDGE OF SANITY sowie „The Breathing Shadow“ und „The Closing Chronicles“ von NIGHTINGALE steht nun unter dem Titel „Third Chapter“ der dritte Teil der Serie an Wiederveröffentlichungen an.

„Third Chapter“ ist dabei ebenfalls auf zwei Veröffentlichungstermine, Juni und August 2025, aufgeteilt. Die Alben von EDGE OF SANITY werden über Century Media Records, NIGHTINGALE über InsideOut Music veröffentlicht.

Im Mittelpunkt steht hier wieder Dan Swanö, der insbesondere in den Neunzigern wie auch den frühen Zweitausender in zig Projekte/Bands involviert war, genauso wie in unzählige Produktionen. Von seinen eigenen Bands sind insbesondere WITHERSCAPE, BLOODBATH, PAN-THY-MONIUM und INFESTDEAD wichtig.

EDGE OF SANITY waren in den Neunzigern eine wichtige, prägende Band im Death Metal, die viele Weiterentwicklungen und stilistische Öffnungen zu anderen Genres um Jahre vorwegnahm. Die wegweisende Band war geprägt vom kreativen Spannungsfeld zwischen Swanö, der für eine progressive, melodische Ausrichtung stand, und dem Rest, die für eine aggressive Old School Herangehensweise waren. Die Extreme führten bei EDGE OF SANITY vom rohen, klassischen Death Metal hin zu einer dynamischen, bis dahin ungekannten Vielseitigkeit und machte die besondere Magie der Schweden aus. Gleichzeitig traten die Risse innerhalb der Band im Lauf der Jahre immer offensichtlicher hervor, was letztendlich auch zu ihrem Ende führte.

„Third Chapter“ enthält die geschmackvolle Wiederveröffentlichtung der Alben „Crimson“ und „Crimson II“, die auch innerhalb der besonderen Diskografie von EDGE OF SANITY jeweils eine herausragende Stellung einnehmen.

Die Re-Issues sind in zwei Fassungen erhältlich. Einmal wurde das Material von Swanö remastert, für die zweite Version legte Dan mehr Hand an und remixte die ursprünglichen Aufnahmen. Insbesondere bei den remixten Fassungen kommt man der ursprünglichen Vision von Swanö näher. Die Unterschiede sind hörbar, fallen aber nicht übermäßig ins Gewicht. Puristen greifen zur remasterten Fassung, die näher am Original ist und den ursprüngliche Charme behält, aber mit mehr Lautstärke und Druck hat. Die remixten Versionen gehen einen Schritt weiter und lassen die Alben zeitgemäßer klingen, offenbaren im differenzierteren Klangbild etwas mehr feine Details, ohne den Charakter der Songs zu ändern. Die originalen Artworks sind ebenfalls restauriert, dazu wurden den Re-Releases alte Fotos sowie für die Deluxe CD Edition detaillierte Liner Notes hinzugefügt.

Da die Re-Issues in verschiedenen Formaten, teilweise zum ersten Mal überhaupt, erhältlich sind, findet ihr die genauen Zusammenstellungen als Übersicht auf der letzten Seite.

Bandfoto von EDGE OF SANITY während „Crimson“

Cover Artwork von EDGE OF SANITY – „Crimson“

EDGE OF SANITY – „Crimson“ Re-Issue

Ursprünglich wurde „Crimson“ im April 1996 veröffentlicht und folgte auf das unglaublich vielschichtige „Purgatory Afterglow“ (1994), mit dem EDGE OF SANITY ihr Opus mangum erschaffen hatten. Mit dem nächsten Mammutwerk konnte sich Dan Swanö im Ringen um den Sound der Band vollends durchsetzen.

Das Ringen um den Sound der Schweden führt zu „Crimson“ – Dan Swanö setzt sich durch

Nachdem die vorherigen Alben, insbesondere die beiden vielseitigen und inspirierenden Meisterwerke „The Spectral Sorrows“ und „Purgatory Afterglow“, in der künstlerisch spannungsgeladenen Konstellation innerhalb von EDGE OF SANITY entstanden, die weit über das hinausgingen, was man unter Death Metal verstand, wollte Dan Swanö etwas Neues, völlig Eigenes erschaffen.

Inspiriert höchstwahrscheinlich von Übersongs wie „Suppers Ready“ (GENESIS) oder „Close To The Edge“ (YES), vielleicht auch beflügelt von seiner Produktion des Debütalbums „Orchid“ von OPETH, deren überlange Songs ebenfalls teils im Progressive Rock wurzelten, entsann Swanö die Idee, ein Album bestehend aus einem einzigen epischen, monumentalen Song zu erschaffen. Dazu ist „Crimson“ ein Konzeptalbum mit einer fiktiven Geschichte in einer düsteren Zukunft.

Irgendwie gelang es Swanö, seine Idee konsequent durchzusetzen und gleichzeitig seine Kollegen von EDGE OF SANITY wie auch Boss von Black Mark zum Mitmachen zu überzeugen und damit das in vielerlei Hinsicht wegweisende Album auch zu ermöglichen.

Die Legende

Die Legende besagt, dass das 40minütige, komplexe „Crimson“ innerhalb von gerade einmal 24 Stunden von Dan Swanö komponiert und geschrieben wurde. Die eigentlichen Aufnahmen entstanden in weniger als 12 Stunden im Unisound Studio von Swanö.

Das persönliche Epos von Dan, dargeboten von EDGE OF SANITY

Musikalisch sprengt „Crimson“ alle Grenzen und bildet nahezu alle Facetten der Klangwelten von EDGE OF SANITY ab. Abwechslungsreich wie komplex, bleibt dabei aber beständig im Fluss. Das vielfältige Facettenreichtum ist enorm, von reinen, stumpfen Death Metal-Passagen, aggressives Geblaste, bis hin zu fein gesponnenen, düster-melancholischen Melodien sowie komplexen Gitarrenlinien und Rhythmen, entspannte Prog-Einwürfe oder einige Akustik-Arrangements. Der Gesang variiert von Screams, vorgetragen von Gast Mikael Åkerfeldt von OPETH, der auch noch ein Gitarrensolo beisteuerte, sowie von Swanö tiefe Growls und der majestätisch-klare, melodische Gesang. Alle Stärken von EDGE OF SANITY werden hier schlüssig miteinander vereint, interessanterweise also auch die eher brutaleren Seiten der Band.

Dabei gelang ihnen das Kunststück, innerhalb des 40minütigen Death Metal-Songs nie langweilig zu werden und das Ganze spannend zu halten. Bei aller Abwechslung hält „Crimson“ aber insbesondere die Kontinuität zusammen, immer wieder wird auf das Grundthema zurückgegriffen. Ein durch und durch progressives Stück Death Metal, wie aus einem Guss. So etwas gab es bisher nicht, ein Novum im Death Metal. Eine Sternstunde im Schaffen von EDGE OF SANITY und ihr Opus magnum 2 nach dem ebenso genialen „Purgatory Afterglow“.

Die Unterschiede zum Original von „Crimson“

Im Unterschied zum originalen Album wurde der Mammut-Song für die CD bzw. das digitale Album in 8 Tracks unterteilt. Wer mag, kann jetzt also einzelne Tracks direkt ansteuern. Das war nicht unbedingt notwendig, „Crimson“ hatte am Stück perfekt funktioniert. Für die LP musste natürlich in zwei Teile gesplittet werden.

Die Originalversion hatte bereits einen amtlichen Sound. Die remasterte Version holt insbesondere mehr Lautstärke raus, während der Remix die feinen Nuancen deutlicher zeichnet.

Mit „Crimson“ konnten EDGE OF SANITY das hohe Niveau von „Purgatory Afterglow“ tatsächlich halten bzw. den Sound nochmals entwickeln. Ein Meisterwerk und ihr zweites Opus magnum. Besser konnte und sollte es danach auch leider nicht mehr werden.

10/10 Punkte

Cover Artwork von EDGE OF SANITY „Crimson II“

EDGE OF SANITY – „Crimson II“ Re-Issue

Nachdem Dan Swanö mit seiner Idee gescheitert war, EDGE OF SANITY nach dem zerfahrenen „Infernal“ alleine weiterzuführen, machte der Rest stattdessen ohne ihn weiter. Das Resultat „Cryptic“ erschien im November 1997 und bot klassischen Death Metal ohne wirklich herausragende Momente geschweige denn der besonderen Magie, die EDGE OF SANITY ausmachte. Der Erfolg blieb aus. In Folge löste sich die Band nach einer Tour sowie der Best Of „Evolution“ 2001 auf.

Die Legende

Swanö selbst beschäftigte sich zu dieser Zeit insbesondere mit seinem Soloprojekt DAN SWANÖ, veröffentlichte hier 1998 das einzige Album „Moontower“, sowie NIGHTINGALE, INFESTDEAD und die noch embryonalen BLOODBATH. Die Fans ließen aber nicht locker. Die Legende besagt, dass insbesondere ein hartnäckiger iranischer Fan sogar die Finanzierung anbot, wenn EDGE OF SANITY einen Nachfolger von „Crimson“ machen würden. Da die Plattenfirma Black Mark ebenfalls ein ordentliches Budget zur Verfügung stellte und voreilig das Album ankündigte, ließ sich Dan darauf ein.

EDGE OF SANITY wurden das neue Soloprojekt von Swanö

Anstatt den Kontakt mit seinen ehemaligen Bandmitgliedern zu suchen, schrieb Swanö verständlicherweise die Musik für „Crimson II“ komplett alleine. Damit wurden EDGE OF SANITY quasi das Soloprojekt von Swanö. Clive Nolan (ARENA) lieferte die zusammenhängende, fiktive Geschichte, die das Konzept des ersten Teils weiterspinnt.

Aufs Growling hatte Dan auch schon längere Zeit nicht mehr allzu viel Lust, daher verpflichtete er für den Großteil als Gastgrunzer Todesblei-Tausendsassa Rogga Johansson (u. a. PAGANIZER, RIBSPREADER) sowie zur Unterstützung Jonas Granvik (ex WITHOUT GRIEF). Für die exzellenten Lead-Gitarren halfen Mike Wead (KING DIAMOND, MERCYFUL FATE) und Simon Johansson (MEMORY GARDEN, WOLF). Swanö selbst spielte Rhythmus-Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard mit ein, dazu auch ungefähr die Hälfte der Growls und natürlich sein gefühlvoller klarer Gesang. Die Aufnahmen entstanden größtenteils in seinem Zuhause.

Weiterentwicklung von „Crimson“ in geringen Dosen

Das im August 2003 ursprünglich veröffentlichte „Crimson II“ ist eine fast nahtlose Anknüpfung an das erste Konzeptalbum von 1996. Swanö hat den Sound von „Crimson“ in geringen Dosen weiterentwickelt. Wieder ist es ein episches Stück, nun mit 43 Minuten Spielzeit, aber unterteilt 9 Abschnitte mit 44 (!) Tracks. Aber auch hier bleibt es dasselbe; „Crimson II“ funktioniert, wenn man das Album am Stück ohne Unterbrechung hört.

Stilistisch folgt das Werk dem Schaffen von Dan in EDGE OF SANITY. Da er sich hier kompositorisch völlig alleine austobt, gewinnt der progressive Ansatz, insbesondere seine Faszination für MARILLION, aber auch QUEENSRYCHE und SAVATAGE scheinen stärker durch, deutlich an Einfluss. Auch seine Arbeiten mit „Moontower“ wie NIGHTINGALE hinterlassen Spuren auf „Crimson II“. Das Klangbild ist wärmer ausgefallen als beim Konzeptvorgänger. Ebenso wurde dem Keyboard etwas mehr Raum gegeben, der Anteil der Prog-Rock-Riffs ist höher. Dafür wurden die Gothic-Elemente etwas reduziert.

Das anspruchsvolle, perfekt arrangierte „Crimson II“ bietet eine völlig natürlich wirkende Vermischung gegensätzlicher Stile zwischen Old School Death Metal, Melodic Death, Progressive Rock, Heavy Metal und Gothic Metal. Mal aggressiv treibend bis rasend schnell, dann wieder ruhig atmosphärisch, um danach in schwermütigem Bombast zu schwelgen. Komplexe Riffs treffen auf cleane Gitarren, Pianoklänge auf Streicher.

Besonders gelungen sind wieder einmal die EDGE OF SANITY typischen genialen Melodien, der emotional fesselnde, harmonische Gesang von Swanö und, da packt er den Fan, geschickt eingeflochtene Zitate aus dem ersten Werk, ohne plump zu kopieren. Das sorgt für einige Gänsehautmomente! Dank des typischen Dan Swanö-Perfektionismus ist alles in sich schlüssig und fließend miteinander verwoben.

Die Unterschiede zum Original von „Crimson II“

Anstatt 44 Tracks enthält die CD bzw. das digitale Album jeweils 11 Tracks. Das ist auf jeden Fall sinnvoller, dennoch will „Crimson II“ am Stück gehört werden. Die LP ist natürlich in zwei Teile gesplittet. Im Sound hat sich bei der remasterten Version kaum was getan, die remixte Fassung trennt die Instrumente etwas klarer.

Auch wenn kein anderes Bandmitglied daran beteiligt war, ist „Crimson II“ ein sehr würdiger Abschluss für die außergewöhnlich kreativen EDGE OF SANITY. Das Werk stellt die beiden vorherigen Alben „Cryptic“ und „Infernal“ mehr als nur in den Schatten und hält das Niveau von „Crimson“.

10/10 Punkte

EDGE OF SANITY – Crimson (Re-issue)
06.06.2025

Ltd. Deluxe 2CD Jewelcase in O-Card und Digital Album
(CD 1: 40:00 + CD 2: 40:00 = 80:00 min.)
CD 1: Remaster 2025 (40:00)
1. Crimson, Pt. 1 (Remaster 2025) (04:54)
2. Crimson, Pt. 2 (Remaster 2025) (04:23)
3. Crimson, Pt. 3 (Remaster 2025) (04:57)
4. Crimson, Pt. 4 (Remaster 2025) (02:32)
5. Crimson, Pt. 5 (Remaster 2025) (04:09)
6. Crimson, Pt. 6 (Remaster 2025) (05:59)
7. Crimson, Pt. 7 (Remaster 2025) (04:59)
8. Crimson, Pt. 8 (Remaster 2025) (08:03)
CD 2: Remix 2025 (40:00)
1. Crimson, Pt. 1 (Remix 2025) (04:53)
2. Crimson, Pt. 2 (Remix 2025) (04:23)
3. Crimson, Pt. 3 (Remix 2025) (04:56)
4. Crimson, Pt. 4 (Remix 2025) (02:32)
5. Crimson, Pt. 5 (Remix 2025) (04:33)
6. Crimson, Pt.6 (Remix 2025) (05:59)
7. Crimson, Pt. 7 (Remix 2025) (04:59)
8. Crimson, Pt. 8 (Remix 2025) (07:39)

LP (180g Vinyl)
(40:28 min.)
Side A (18:52): Crimson, Vinyl Pt. 1 (Remaster 2025) (18:50)
Side B (21:36):1. Crimson, Vinyl Pt. 2 (Remaster 2025) (21:34)

EDGE OF SANITY – Crimson II (Re-issue)
08.08.2025

Ltd. Deluxe 2CD Jewelcase in O-Card und Digital Album
CD 1: 43:03 + CD 2: 43:03 = 86:06 min.)
CD 1: Remaster 2025 (43:03)
1. Crimson II, Pt. 1 – The Forbidden Words (Remaster 2025) (04:30)
2. Crimson II, Pt. 2 – Incantation (Remaster 2025) (03:09)
3. Crimson II, Pt. 3 – Passage of Time (Remaster 2025) (05:27)
4. Crimson II, Pt. 4 – The Silent Threat (Remaster 2025) (04:24)
5. Crimson II, Pt. 5 – Achilles Heel (Remaster 2025) (03:17)
6. Crimson II, Pt. 6 – Covenant of Souls (Remaster 2025) (02:27)
7. Crimson II, Pt. 7 – Face to Face (Remaster 2025) (03:11)
8. Crimson II, Pt. 8 – Disintegration (Remaster 2025) (03:27)
9. Crimson II, Pt. 9 – Aftermath I (Remaster 2025) (04:20)
10. Crimson II, Pt. 10 – Aftermath II (Remaster 2025) (03:18)
11. Crimson II, Pt. 11 – Aftermath III (Remaster 2025) (05:26)
CD 2: Remix 2025 (43:03)
1. Crimson II, Pt. 2 – The Forbidden Words (Remix 2025) (04:30)
2. Crimson II, Pt. 2 – Incantation (Remix 2025) (03:09)
3. Crimson II, Pt. 3 – Passage of Time (Remix 2025) (05:27)
4. Crimson II, Pt. 4 – The Silent Threat (Remix 2025) (04:24)
5. Crimson II, Pt. 5 – Achilles Heel (Remix 2025) (03:17)
6. Crimson II, Pt. 6 – Covenant of Souls (Remix 2025) (02:27)
7. Crimson II, Pt. 7 – Face to Face (Remix 2025) (03:12)
8. Crimson II, Pt. 8 – Disintegration (Remix 2025) (03:26)
9. Crimson II, Pt. 9 – Aftermath I (Remix 2025) (04:20)
10. Crimson II, Pt. 10 – Aftermath II (Remix 2025) (03:18)
11. Crimson II, Pt. 11 – Aftermath III (Remix 2025) (05:26)

LP (180g Vinyl)
(43:03 min.)
Side A (20:51): Crimson II, Vinyl Pt. 1 (Remaster 2025) (20:49)
Side B (22:14): Crimson II, Vinyl Pt. 2 (Remaster 2025) (22:12)

01.07.2025

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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