Leaves' Eyes
Ein bombastisches Werk der Entdeckung Amerikas!

Special

Leaves' Eyes

Es ist noch nicht wirklich viel Zeit ins Land gegangen seit dem letzten Album der Gattin von ATROCITY Mastermind Alex Krull, der auch bei diesem Album wieder Hand angelegt hat. Nicht nur in technischer Hinsicht hat sich Alex auf dem neuen Longplayer verewigt, sondern auch stimmlich übernimmt der Recke einen nicht gerade unbeachtlichen Teil der vertonten Saga, der Entdeckung Amerikas, sowie einer damit verbundenen Liebesgeschichte, die nicht zuletzt an Liv und Alex selbst erinnert, wie mich Liv mit einem Lächeln wissen lässt. Bei der auf dem neuen Werk verwobenen Story handelt es sich um die altnorwegische Vinland Saga, die auch dem Album als Namensgeber diente und nachfolgend in den wesentlichen Zügen von Liv persönlich mit leuchtenden Augen kurz umrissen wird. Die Idee, diese Thematik als Gegenstand für das neue Album werden zu lassen entstand schon im letzten Jahr, als Alex und ich mal wieder in meinem Heimatland unterwegs waren, erklärt Liv. Grob geht es in der Geschichte um die eigentliche Entdeckung Amerikas, die entgegen der Geschichtsbücher etwa 500 Jahr vor Kolumbus (1492) zu datieren ist. Diese Vinland Saga bildet den historischen Rahmen für eine Liebesgeschichte zwischen einem Deutschen, namens Tyrkir, der Mitglied der Mannschaft des Wikingerschiffes war und seiner norwegischen Vermählten. Somit waren die perfekten Rahmenbedingen geschaffen für das Zweitwerk von Leaves‘ Eyes, dessen Material hauptsächlich aus der Feder von ATROCITY Basser Christian Lukhaup und Gitarrist Thorsten Bauer stammt. Trotz vieler Jahre im Business lässt sich die Anspannung der Musiker nicht verbergen. Insbesondere Alex Krull, der noch bis eine Stunde vor der offiziellen Präsentation am nicht ganz vollständigen Material gefeilt hat, kann seine Nervosität nicht gänzlich verbergen, als die ersten Töne, der nun folgenden zehn Stücke („Amhran“ und „Ankomst“ waren noch nicht fertig) durch die Boxen des Mastersound Studios schallten. Auch auf dem aktuellen Werk bleiben die früheren Trademarks von Leaves‘ Eyes erhalten, lässt mich Liv wissen, allerdings haben wir versucht, auch die bombastischen Elemente, die die Vertonung einer solchen Geschichte mit sich bringt entsprechend umzusetzen. Dabei griff man nicht auf Retortenklänge zurück, sondern experimentierte mit zahllosen organischen Instrumenten, wie Pauken und Streichern, was das Klangbild ungemein positiv beeinflusst, erklärt Christian Lukhaup mit begeisterter Stimme. Trotz dieser Detailverliebtheit steht nach wie vor die wunderschöne Stimme von Liv im Mittelpunkt und prägt das Werk auf seine ganz eigene Weise. Schon beim ersten hören lässt sich konstatieren, dass die Saga, die sich von den ozeanischen Weiten bis hin zu den schroffen Klippen Neufundlands erstreckt, nahezu perfekt gelungen ist und man sich während der gesamten Spielzeit im Mittelpunkt des Geschehens befindet.

Die Songs von Vinland Saga:

01. Vinland Saga

Ein bombastisch, ja fast cineastisch arrangiertes Intro mit Streichern in einem eher atmosphärischen Grundkontext, flankiert von Liv’s zarten Vocals. Schon hier kommt die Vorliebe für Soundtracks von Hauptsongwriter Chris deutlich zum Tragen.
Es wird sowohl auf Norwegisch als auch auf Englisch der thematische Hintergrund erzählt.

02. Farewell Proud Men

Ein Song der vom Wechselspiel aus barschen und fast lieblichen Passagen lebt. Man kann bei diesem Song förmlich den Charakter des Meeres spüren.

03. Elegy

Dieser Song wird die Singleauskopplung sein und spielt dabei perfekt seine Stärke aus in Form einer perfekten Symbiose aus leicht verdaulichen Gothic Strukturen und dezent gestreuten metallischen Einlagen. Bei dem Stück wird der Klagecharakter sehr deutlich und Liv umspielt die Intention des Songs mit bisher ungehörten Höhen in ihrer zarten Stimme.

04. Solemn Sea

Erneut ein Song der den Unwegsamkeiten des Meeres gleicht. Zunächst romantisch verträumt, bricht die schiere Gewalt über einen herein. Sinfonie und Härte verbinden sich hier auf wunderschöne Art und Weise.

05. Leaves‘ Eyes

Eine Gänsehauterzeugende Ballade, die durch Liv’s Stimme richtig zu leben beginnt und durch den leicht folkloristischen Anstrich eine warme Stimmung erzeugt.

06. The Thorn

Wohl eines der komplexesten Stücke bis dato, das gewisse Ähnlichkeiten zu ATROCITY aber auch zu THEATRE OF TRAGEDY nicht verstecken kann. Dabei spielt vor allem der Wechselgesang von Liv und Alex eine entscheidende Rolle und steht für die Dramatik des Stückes.

07. Misseri (Turn Green Madows Into Grey)

Dieses Stück wird vor allem durch die klassische Instrumentierung sehr interessant. Der Song ist insgesamt ein sehr bombastisches Werk, das durch den Einsatz feinfühliger Klaviermelodien eine besondere Tiefe erreicht und sich nahtlos in den Gesamtkontext einreiht.

08. New Found Land

Intoniert von mächtigen Chören entfesselt dieser Song eine ganz besondere Gehobenheit, die von den Streichern im Mittelteil unterstützt wird. Erneut ein Stück, das einen unüberhörbaren Soundtrack Charakter trägt.

09. Mourning Tree

Eine Ballade mit leichtem, poppigem Charakter, die langsam die herrlich schöne Melodie des Refrains enthüllt und gepaart mit den orchestralen Einlagen eine Ballade der Extraklasse wachsen lässt. Eine vertonte Liebeserklärung. Für mich der Höhepunkt des Albums.

10. Twilight Sun

Sehr dynamischer Song, der von wuchtigen Gitarren angeführt wird und harsch wie ein klirrend kalter Wind dem Hörer entgegenschlägt. Schöner Kontrast zu der lieblichen Ballade zuvor.

Nach der diesem wirklich überraschenden Hörerlebnis, das Leaves‘ Eyes wesentlich facettenreicher als auf Lovelorn präsentiert, hatte Alex eine weitere Überraschung parat. Für eines der beiden bisher nicht gespielten Stücke wurden noch männliche Backingvocals gebraucht, für die sich ein Teil der Anwesenden kurzerhand mit Kopfhörern im Studio wieder fanden, um eben diese Hintergrunduntermalung auf Band zu pressen. Der Abend endete nach einem durchweg positiven Hörerlebnis mit einem geselligen Beisammensein in der Rockfabrik Ludwigsburg.

25.04.2005
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