Leaves' Eyes - Myths Of Fate

Soundcheck März 2024# 19

Galerie mit 27 Bildern: Leaves' Eyes - Tour Of The Dragonhead in Berlin

Wenn Klassik-affine Metalheads über ihre favorisierten Bands fachsimpeln, dürfte auch der Name LEAVES‘ EYES nicht lange auf sich warten lassen. Die 2003 gegründete, überwiegend deutsch besetzte Symphonic-Metal-Band gehört mit acht Studioalben, sieben EPs und zahlreichen Singles schon zum Inventar des Genres. Das letzte Studiowerk „The Last Viking“ erschien vor mehr als drei Jahren und belegte in den deutschen Albumcharts immerhin Platz 28. Nun steht Studioalbum Nummer neun in den Startlöchern: „Myths Of Fate“ bietet elf Tracks, von denen vier bereits im Vorfeld veröffentlicht wurden.

Düsteres Cover-Artwork, doch LEAVES‘ EYES bleiben ihrem Sound treu

Erhältlich sein wird das Album unter anderem als Ltd. 2-CD Earbook sowie als Ltd. LP Black Vinyl und Ltd. LP Blue Black Splatter Vinyl. Der zweite Tonträger der Doppel-CD besteht dabei aus den Orchestral-Versionen der elf Songs. Braucht wahrscheinlich nicht jeder, aber Jäger und Sammler werden sicher ihre Freude daran haben. Apropos Freude: Mit an Bord des Wikingerschiffs ist auch weiterhin die finnische Sopranistin Elina Siirala, die 2016 die Nachfolge der langjährigen Sängerin und Bandgründerin Liv Kristine antrat. Für das finnische Goldkehlchen ist „Myths Of Fate“ das dritte Album mit LEAVES‘ EYES. Dass sie verwandt ist mit Maestro Tuomas Holopainen (NIGHTWISH) ist eine interessante Randnotiz. Jedenfalls änderte sich der charakteristische Sound der Band durch den Wechsel der Sängerin nicht wesentlich; gleiches gilt für die elementaren Themenfelder wie Natur, Wikinger und Nordische Mythologie.

Auch „Myths Of Fate“ bietet keine großen stilistischen Überraschungen. Der Opener „Forged By Fire“ wurde bereits im Dezember vorab released und überzeugt mit martialischer Atmosphäre und wuchtiger orchestraler Untermalung. Nur von einem gelungenen Start zu reden, wäre glatt untertrieben. „Realm Of Dark Waves“ ist einer der eingängigsten Songs, der umgehend die Gehörgänge infiltriert. Die Chöre werden dezent aber effektiv eingesetzt und Elinas Gesangsperformance macht richtig Spaß – Treffer Nummer zwei. Bei „Who Wants To Live Forever“ handelt es sich nicht etwa um ein Metal-Remake des QUEEN-Klassikers von 1986 (schade!), sondern um ein emotionales Stück aus eigener Feder mit starkem Chorus und anderen musikalischen Feinheiten.

Herauszuheben ist auch das bedrohlich wirkende „Hammer Of The Gods“, das mit coolen Breaks und maßgeschneiderter Interaktion der beiden Stimmen funktioniert. „Goddess Of The Night“ ist eine atmosphärische Ballade mit sanften Violinenklängen und Elinas schöner Stimme, die besonders in der ersten Hälfte des Songs zur Geltung kommt. Ebenfalls anspielbar sind das hymnenhafte, leider etwas zu kurz geratene „In Eternity“ sowie „Sons Of Triglav“, mit dem die Band einen echten Neckbreaker auffährt. Leider will der Finisher „Sail With The Dead“ nicht so recht zünden, was schade ist, denn „Myths Of Fate“ hätte ein stärkeres Finale verdient. Aber das sind wahrscheinlich Klagen auf hohem Niveau.

Ein lebhafter Exkurs in die Welt der Wikinger, Mythen und Sagen

Sänger und Mastermind Alexander Krull hat ein rau und kämpferisch anmutendes Album produziert, das aber auch großen Wert auf Emotionen legt und mit Liebe zum Detail arrangiert wurde. Die fantasievollen Lyrics passen thematisch wie die Faust auf’s Auge und das Songwriting ist eher komplex. Dennoch wird der Spagat zwischen Härte und Eingängigkeit mühelos vollzogen. Handwerklich gibt es saubere Riffs, Double-Bass-Attacken in Schallgeschwindigkeit, ausgereifte Orchestrierungen/Chöre und natürlich den signifikanten Wechselgesang (weiblich/männlich). Auf diese Weise tut sich ein reichhaltiger Soundkosmos auf, den LEAVES‘ EYES für sich erschlossen haben. „Myths Of Fate“ ist ein starkes Album in bewährter Symphonic-Metal-Tradition, dem aber noch einige Prozentpunkte fehlen, um zu den Meilensteinen der eigenen Diskografie zu zählen.

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