Machine Head
Der große Diskografie-Check

Special

Machine Head

MACHINE HEAD sind seit über zwanzig Jahren im Geschäft und längst eine der wichtigsten Metalbands des Planeten. In ihrer langen Karriere veröffentlichten die Kalifornier bislang acht Studioalben und zwei Live-Platten. Vor zwei Monaten erblickte „Bloodstone & Diamonds“ – das aktuelle Werk der Bay-Area-Legenden – das Licht der Welt. Um die musikalische Entwicklung der Band nachzuzeichnen und einen Überblick über ihr bisheriges Schaffen zu liefern, haben wir unseren Redakteuren Nadine Schmidt, Radu Todoran, Stephan Möller und Anton Kostudis über die Feiertage die komplette Diskografie der US-Amerikaner aufgebrummt. Lest in unserem Diskografie-Check, welche Platten von Rob Flynn & Kollegen man der Meinung der Kollegen nach unbedingt im Schrank haben sollte – und auf welche man getrost verzichten kann.

„Burn My Eyes“ (1994)

Mit ihrem Debüt haben MACHINE HEAD 1994 neue Maßstäbe gesetzt, sich neben PANTERA an der Speerspitze der damaligen Neo-Thrash-Welle positioniert und eine Armada an jungen Bands beeinflusst. Die Songs atmeten zwar alle den Geist der Bay Area, wurden aber geschickt mit Elementen aus Hardcore und Punk durchsetzt, sodass sie unheimlich frisch und modern klangen. Und das bis heute tun. Selbst wenn man die Fan-Boy-Brille abnimmt, ist “Burn My Eyes“ ohne Zweifel ein Meilenstein des modernen Metal.

Wer das nicht glaubt, sollte nur ein Mal den Opener “Davidian“ in seinen Player schieben. Allein das Drum-Intro: eines für die Ewigkeit! Die Riffs: extrem heavy! Der Refrain: so simpel, so effektiv! Und das Outro erst: einfach nur massiv! Bis heute einer der besten MACHINE HEAD Songs wo gibt! Diese knappen fünf Minuten haben damals gereicht und die Mannen um Robb Flynn hatten mich an der Angel.

Aber das Beste ist: Der Hit-Strom reißt nicht ab. Egal ob das abwechslungsreiche “Old“, das mächtig groovende “A Thousand Lies“ oder die Thrash-Granate “Blood for Blood“ erklingen – jeder der elf Songs überzeugt mit zahlreichen Details, massig Monsteriffs, Tempowechseln und der omnipräsenten Aggression. Überhaupt Songs hervorzuheben, ist eigentlich eine Farce. Alles fließt homogen ineinander und erreicht eine Intensität, die einnehmend ist. Doch bei aller Heftigkeit haben MACHINE HEAD nicht vergessen, ihre Songs mit herausragenden Melodien zu versehen. An vorderster Front hier: “A Nation On Fire“ oder “I’m Your God Now“. Das I-Tüpfelchen auf diesem Meisterwerk ist sicherlich der Wiedererkennungsfaktor der Platte. Man weiß sofort, wer am Werk ist.

All diese Faktoren zusammengenommen machen “Burn My Eyes“ zu einem Klassiker, den jeder Freund der härteren (modernen) Töne in seiner Sammlung haben sollte. Eine Dampfwalze sondergleichen, die mir heute noch das Pipi in die Augen treibt.

Sammlungswürdig: Hell yeah!

Zwei Songs, die man kennen muss: Eigentlich müsste man hier alle Songs aufzählen, aber „Davidian“ und „Old“ sind definitiv All-Time-Classics!

Radu Todoran


„The More Things Change…“ (1997)

Dem Nachfolger des furiosen Debüts (mit Neu-Drummer Dave McClain) hört man den Erfolgsdruck förmlich an. Ein Album, von dem Robb Flynn später sagen wird, dass es der Versuch war, das Erfolgsrezept von “Burn My Eyes“ zu kopieren. Sowieso war “The More Things change…“ für MACHINE HEAD eine schwere Geburt. Heiß erwartet von der Gefolgschaft wurde der Release-Termin immer wieder nach hinten verschoben, da Großmeister Flynn mehrmals mit dem Mix nicht zufrieden war und Dave McClain monatelang mit Rückenproblemen zu kämpfen hatte.

Und obwohl es mit “Ten Ton Hammer“ anfangs an alte Stärken anknüpft, fehlt “The More Things Change…“ hörbar die Frische und der Ideenreichtum seines Vorgängers. Die vielen kleinen, ausgefeilten Details werden an unzähligen Stellen durch stumpfe Gewalt ersetzt und auch die Melodien sind bei weitem nicht mehr so präsent. Dabei muss aber natürlich alles immer im Verhältnis zum vorher erreichten Qualitätslevel gesehen werden und selbstverständlich hat auch “The More Things Change…“ seine mitreißenden Momente. Zum Beispiel im High-Speed-Kracher “Struck A Nerve“ oder dem hypnotischen “Blood Of The Zodiac“, der mit zum Besten auf dem Album zählt.

Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass MACHINE HEAD versucht haben die Angepisstheit von “Burn My Eyes“ auf Teufel komm raus zu reproduzieren und so des öfteren mehr gezwungen, als tatsächlich wütend klingen.

Sammlungswürdig: Nein.

Zwei Songs, die man kennen muss: “Blood Of The Zodiac“ und „Ten Ton Hammer“.

Radu Todoran

„The Burning Red“ (1999)

Mit ihrem dritten Album konnten die Kalifornier zahlreiche neue Fans für sich gewinnen – verprellten aber einige Anhänger der ersten Stunde. Der Grund: Auf der Scheibe finden sich erstmals hörbare Nu-Metal-Elemente, allen voran der Rap-artige Gesang von Rob Flynn in Songs wie „From This Day“. Gleichzeitig jedoch bewahrten sich MACHINE HEAD ihre Trademarks: den gewaltigen Groove, catchy Melodien und die Aggression – nur dass all das ein wenig anders verpackt wurde, als noch zuvor.

„The Burning Red“ war eine Jahre lang das bestverkaufte Album der Mannen um Rob Flynn. Und auch heute noch sind Kracher wie „Desire To Fire“, „The Blood, The Sweat, The Tears“ und bereits angesprochenes „From This Day“ regelmäßig Bestandteil der Setlist.

Allerdings bietet die Platte hier und da auch etwas Leerlauf und insgesamt nicht die ganz große Abwechslung. Ein Farbtupfer ist sicherlich noch die THE POLICE-Coverversion „Message In A Bottle“, ansonsten geht es zwar durchgehen kernig und wuchtig zur Sache, große Hits sucht man aber – mit Ausnahme der oben aufgezählten Stücke – vergebens. Der große Erfolg der Scheibe erklärt sich wohl vor allem aus dem damals zeitgemäßen, frischen Stilmix und der ultrafetten Produktion.

Sammlungswürdig: Eher nicht.

Zwei Songs, die man kennen muss: „The Blood, The Sweat, The Tears“ und „From This Day“.

Anton Kostudis

„Supercharger“ (2001)

„Bulldozer“. Was für ein Song! Was für ein Name für einen Song! Mein erster Berührungspunkt mit MACHINE HEAD liegt nun über zehn Jahre zurück. Unzählige Durchläufe, diverse Nachspiel-Versuche auf der Gitarre und einige Shows später steht die Gewissheit: Das ist – verdammt nochmal! – einer der besten Songs, die jemals geschrieben wurden. „Bulldozer crushes all„, eben.

Gleiches gilt meines Erachtens auch für „Supercharger“, der bis heute erstaunlicherweise am wenigsten verkauften Platte der kalifornischen Truppe. Groove, Härte, Melodie und Attitüde – alles ist auf dem vierten Studioalbum in perfekter Symbiose zusammengebracht und zudem von Johnny K und Colin Richardson soundtechnisch perfekt in Szene gesetzt. Neben bereits erwähntem „Bulldozer“ gibt es mit dem Titeltrack, dem treibenden „Kick You When You’re Down“, „American High“ und „All In Your Head“ absolute Granaten am Start – gut, „Crushing Around You“ ist Geschmackssache, aber objektiv betrachtet ebenfalls eine Hymne mit höchstem Unterhaltungsfaktor.

Dass „Supercharger“ ein Album ist, dass MACHINE HEAD durchaus von ihrer melodischen Seite zeigt, ist unbestritten. Dass damit vor allem damals viele Fans ihre Probleme hatten, auch. Insgesamt gesehen halte ich die Platte dennoch für äußerst unterschätzt: Eine derart ausgwogene Balance zwischen Aggressivität und Eingängigkeit hat es im Metal nach der Jahrtausendwende nur selten gegeben. Es ist Zeit, dass das mal gesagt wird.

Sammlungswürdig: Auch wenn viele das anders sehen – ja!

Zwei Songs, die man kennen muss: „Bulldozer“ und „Crushing Around You“.

Anton Kostudis

„Hellalive“ (2003)

Schon wieder „Bulldozer“! Dass die Kalifornier eine Live-Macht sind, sollte sich mittlerweile bis in den letzten Winkel der Welt herumgesprochen haben. Dass sie eben das auf „Hellalive“ nahezu perfekt aufs Band gebracht haben, auch. Ernsthaft: Es gibt nur wenige Live-Alben, die authentischer sind, als dieses hier.

Flynn und seine Mannen haben eine exquisite Setlist ausgetüftelt, den Reigen eröffnen sie dabei mit besagtem Überhit „Bulldozer“. Es folgen Brecher wie „The Blood, The Sweat, The Tears“ und „Ten Ton Hammer“ – zu diesem Zeitpunkt haben die US-Amerikaner längst gewonnen. Obendrauf gibt es natürlich noch eine Menge weiterer Highlights, „American High“, „Davidian“ und und und.

Das Ganze ist soundtechnisch perfekt eingefangen worden, einerseits roh genug und naturbelassen, um die Live-Atmosphäre zu transportieren, andererseits ausgewogen und klar, dass man auch auf dem heimischen Sofa nahezu jeden Ton herausfiltern kann. Kurzum: Wenn man als Fan ein Livealbum von MACHINE HEAD im Regal haben will, führt an „Hellalive kein Weg vorbei.

Sammlungswürdig: Aber hallo!

Zwei Songs, die man kennen muss: „The Blood, The Sweat, The Tears“ ist vielleicht der beeindruckendste Song der Scheibe. Und „Bulldozer“ als Opener ist auch schwer zu toppen.

Anton Kostudis

„Through The Ashes Of Empires“ (2003)

Das hier ist es – das Album, mit dem MACHINE HEAD es geschafft haben. Natürlich waren sie auch vorher schon eine große Nummer – aber eben in erster Linie in Nu-Metal-Kreisen und verwandten Subszenen. Vorher haben sie auch noch andere Musik gemacht – nicht gänzlich, aber hörbar. Klar, die heutigen Trademarks der Band waren auch auf „Supercharger“ schon hier und dort rauszuhören. „Through The Ashes Of Empires“ ist aber das Album, mit dem MACHINE HEAD jenen Stil etabliert haben, den sie bis heute fahren: moderner, groovender Thrash Metal, der die Vorsilbe „Neo-“ irgendwo verdient hat, irgendwo aber auch nicht. Thrash Metal mit Kopf, mit dem hörbaren Willen, etwas Neues zu schaffen, überaus detailreich komponiert und komplex gespielt. Kein Wunder also, das „Through The Ashes Of Empires“ das Album war, mit dem MACHINE HEAD sich in der kompletten Szene einen Namen gemacht und in der Breite akzeptiert worden sind – oft auch von jenen Leuten, die sie vorher noch als „Nu-Metal-Kiddies“ oder ähnliches abgeschrieben hatten.

Und nicht zu vergessen: Dieses Album bietet eine ganze Wagenladung von Hits. Da wäre der Opener „Imperium“, der bis heute auf jedem Konzert der Band frenetisch abgefeiert wird. Da wäre „Left Unfinished“ mit seinem Spieluhrenintro und dem an den vorherigen Alben orientierten Riffing. Da wäre das brutale „In The Presence Of My Enemies“, das fast hymnische „Days Turn Blue To Gray“, und vor allem natürlich der tolle letzte Track „Descend The Shades Of Night“.

Ganz klar: „Through The Ashes Of Empires“ ist in Hinblick auf den kommerziellen Erfolg der Band, aber auch die stilistische Ausrichtung eines der wichtigsten Alben der Bandgeschichte. Alles was danach kam hat den künstlerischen und finanziellen Erfolg noch weiter ausgebaut, hier haben MACHINE HEAD aber den Grundstein für alles Weitere gelegt.

Sammlungswürdig: Unbedingt.

Zwei Songs, die man kennen muss: „Imperium“ und „Descend The Shades Of Night“.

Stephan Möller

„The Blackening“ (2007)

„The Blackening“, ein Albumtitel der häufig ehrfürchtig anerkennend und leise hinter vorgehaltener Hand genannt wird. Viele bezeichnen das Album als MACHINE HEADs bestes Werk und geben ihm den Status eines Klassikers. Verständlich, denn die Platte enthält schlichtweg alles, was ein starkes Metal-Album vorweisen muss, um eine breite Masse ansprechen zu können: Härte, Melodien, Abwechslung, spielerisches Können, Eingängigkeit und tiefschürfende Emotionen.

„Clenching The Fists Of Dissent“ eröffnet mit einer Spieldauer von über 10 Minuten und bietet eine geschickt verknüpfte Reise, mit Haltestellen in allen verschiedenen Spielarten. Angetrieben von Herzblut und Perfektionismus, aktivieren MACHINE HEAD das Bestmögliche. Selten wurde Wut derart ungefiltert aufgenommen, wie auf „The Blackening“, wenn Robb „Beautiful Mourning“ mit einem „Fuck you all!“ lospoltert, kommt dies einem Adrenalinschub gleich und motiviert wie Juggernaut ungebremst durch die Wand brettern zu wollen. Körperlichkeit ist bei MACHINE HEAD generell ein großes Thema, die Band schafft es Riffs und Arrangements zu schreiben, die tatsächlich körperlich ergreifend sind und unweigerlich zu Bewegungen von unterschiedlicher Intensität führen. Ähnlich plastisch sind die Soli, die die Songs krönen. MACHINE HEAD bauen in Windeseile riesige Melodietürme auf, nur um sie letztendlich gekonnt zum Einsturz zu bringen und gewaltsam in den Boden zu stampfen, bis dort wo eben noch eine filigrane Melodie war, nur noch ein riesiger, trostloser Krater zu sehen ist.

Trotz der langen Spieldauer und den aufwendigen Arrangements, gelingt es MACHINE HEAD auf „The Blackening“ in jedem Song, eine gewisse Nachvollziehbarkeit zu erreichen. Ein Übersong wie „Aesthetics Of Hate“ schafft bei aller Komplexität in den ersten 25 Sekunden schon mehr Wiederkennbares und ansprechend Kreatives, als manche Stücke in drei Minuten, noch dazu statten MACHINE HEAD alles mit einer gewissen Dramatik aus.

„Now I Lay Thee Down“ ist definitiv auch ein Highlight der Platte, gekonnt zupfen sich MACHINE HEAD über links ins Beziehungsohr, hier kann der Hörer besonders gut Musik aufnehmen, während rechts der sprachlichen Aufnahme zuträglich ist. Langsam aber sicher rifft der Song den Hörer derart intensiv mürbe, bis dieser nur noch auf dem Boden liegt, sich vor Schmerzen windet und heult.

MACHINE HEAD bewerfen den Hörer mit Steinen, nur um ihn danach mit Wattebäuschen abzutupfen, keine Band beherrscht diesen Stil so einzigartig, wie die Kalifornier. Hymnische Emotionsentladungen (Halo over our demise… der Refrain von „Halo“ ist einfach nur episch!) wechseln sich ab mit aufwiegelnden Riffs und jeder Song auf „The Blackening“ ruft die komplette Emotionspalette ab, lässt den Hörer verschwitzt, erschöpft und absolut befriedigt zurück.

Sammlungswürdig: Klassiker.

Zwei Songs, die man kennen muss: „Beautiful Mourning“ und „Halo“.

Nadine Schmidt

„Unto the Locust“ (2011)

2011 werden MACHINE HEAD auf einmal noch epischer: „Unto The Locust“ beginnt mit dem achteinhalbminütigem Dreiteiler „I Am Hell (Sonata In C#) (I. Sangre Sani – II. I Am Hell – III. Ashes To The Sky)“, um mal den kompletten Titel anzuführen. Was mit „Through The Ashes Of Empires“ anfing und mit „The Blackening“ ausgebaut wurde, nahm auf diesem Album seinen vorläufigen Höhepunkt: Thrash Metal, aber so detailreich und so intelligent komponiert, wie sonst nur ganz selten gehört, dazu mit viel Blick nach vorne und für die Moderne, aber ohne wirklich als moderner Metal durchgehen zu können. Stilübergreifend, szeneübergreifend – die Verkaufszahlen des Albums sprechen für sich. Und die auf das Release dieses Albums folgende Headlinerposition in Wacken.

Musikalisch hat „Unto The Locust“ einiges zu bieten, der genannte Opener, „Locust“ und „This Is The End“ gehören sicherlich mit zum Besten, was MACHINE HEAD in ihrer langen Karriere aufgenommen haben. Trotzdem haben die „Ausverkauf“- und „Kommerz“-Schreier sicherlich nicht ganz Unrecht, wenn sie dem Album vorwerfen, das erste komplett auf Massengeschmack ausgelegte Werk der Band zu sein. Man höre den relativ kantenlosen Sound des Albums. Oder „Darkness Within“, vor allem in seiner Akustikversion in der Bonus-Track-Sektion.

Sammlungswürdig: Wer sich an den genannten Schwächen nicht stört, darf zugreifen. Anfangen sollte man aber mit einem der beiden Vorgänger.

Zwei Songs, die man kennen muss: „I Am Hell“ und „This Is The End“.

Stephan Möller

„Machine Fucking Head Live“ (2012)

Lasst uns mit einen kleinen Quiz zum Thema „Live-Ansagen“ einsteigen. Wer ist das?

Are you alive? How does it feel to be alive?“ Richtig, James Hetfield.
Go fucking crazy!“ Richtig, Ozzy Osbourne.
Lose your fucking mind!“ Jawoll, Robb Flynn von MACHINE HEAD!

„Machine Fucking Head Live“ tut genau das, was ein gutes Live-Album machen muss: Es katapultiert dich mitten in die Live-Situation und vermittelt wirklich das Gefühl direkt und hautnah beim Konzert dabei zu sein. Die „Machine Fucking Head“-Rufe scheinen von allen Seiten zu kommen, verstohlen blickt man sich um, ob sich da doch nicht ein paar Leute ins heimische Wohnzimmer geschmuggelt haben. Natürlich geht diese Authentizität auf Kosten des Sounds, was aber im Fall von „Machine Fucking Head Live“ total wumpe ist.

Noch dazu ist die Songauswahl vorbildlich, auf zwei Scheiben tummeln sich Perlen wie „Locust“, „Halo“, „Aesthetics Of Hate“, „Old“, „Ten Ton Hammer“, „Davidian“, „The Blood, The Sweat, The Tears“ (the beers motherfuckers!) uns lassen keine Wünsche offen. MACHINE HEAD selbst zeigen sich sehr motiviert, pushen die Songs zum Maximum, geben konstant Druck und die echte Spielfreude sorgt dafür, dass der Funke konstant auf die Masse übergeht. Live wird bekanntlich immer noch ein Zahn zugelegt, sodass „“Aesthetics Of Hate““ noch mehr durch die Decke geht und dazu animiert daheim einen Ein-Mann-Pit zu starten. Vieles auf „Machine Fucking Head Live“ fällt den Hörer richtiggehend an und scheint durch die wuchtige Kraft von Band und Fans nicht zu stoppen.

Die wehmütigen Chöre bei „Darkness Within“ sorgen noch dazu für dicke Gänsehaut am gesamten Körper und spätestens beim Refrain „…We build cathedrals to our pain, establish monuments to attain, freedom from all of the scars and the sins, lest we drown in the darkness within…“ verschmelzen die anwesenden Fans zu einer eingeschworenen Gemeinschaft, in die sich der Hörer daheim ganz einfach integrieren kann. Hoch die Tassen, mitgesungen! Die geballten Emotionen von Seiten der Band resultieren in kleine Spielfehler, die derjenige behalten kann, der sie findet.

Sammlungswürdig: Ja.

Zwei Songs, die man kennen muss: „The Blood, The Sweat, The Tears“ und „Darkness Within“

Nadine Schmidt

„Bloodstone & Diamonds“ (2014)

Über dieses Album haben wir kürzlich erst in aller Ausführlichkeit berichtet – zur Rezension geht es hier, und hier haben wir „Bloodstone & Diamonds“ nochmal von A bis Z auseinandergenommen. Deshalb halten wir uns hier kurz: Das achte Studioalbum von MACHINE HEAD ist gleichzeitig eine logische Fortführung seiner Vorgänger und in Hinblick auf eben diese Vorgänger auch ein wenig enttäuschend.

Konkret heißt das: Bedenkt man den kommerziellen Erfolg der letzten beiden Alben, ist es nur logisch, dass die Band mit diesem Werk den nächsten Schritt zu noch größer machen wollte – das haben sie auch geschafft, wenige Tage nach Release flatterte die Newsmeldung rein, dass „Bloodstone & Diamonds“ weltweit hohe Charteinstiege zu vermelden hat. Enttäuschend ist es, weil das neue Werk der Truppe zwar grundsätzlich in dieselbe Richtung wie „The Blackening“ und „Unto The Locust“ geht, aber ein bisschen weniger von allem bietet: weniger Details, weniger Epik, dafür mehr Eingängigkeit sowie livetaugliche Refrains und Arrangements. Dass mit „Now We Die“, „Ghosts Will Haunt My Bones“ oder „Eyes Of The Dead“ auch ein paar wirklich gelungene Songs vorhanden sind, ist klar und bei dieser Band obligatorisch.

Sammlungswürdig: Wenn man die letzten drei Studioalben bereits besitzt und auswendig kennt, dann kann auch dieses dazugestellt werden.

Zwei Songs, die man kennen muss: „Now We Die“ und „Ghosts Will Haunt My Bones“.

Stephan Möller

04.01.2015
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