metal.de-Redaktion
Durch die Lappen gegangen 2020

Special

Das Jahr 2020 ist endlich zu Ende, wobei 2021 ja schon noch wie ein Ausläufer dessen anmutet. Nichtsdestotrotz hat 2020 auch ein paar gute Aspekte gehabt. Die Pandemie hat die Künstler zwar von den Bühnen ferngehalten sehr zu Lasten der Veranstalterbranche, doch die meisten Musiker machten das beste aus der Situation: Sie machten Musik. So viel gar, dass uns zwangsläufig einige Perlen durch die Lappen gegangen sind. Wir möchten euch im folgenden einmal eine Auswahl an Platten vorstellen, die es aus welchen Gründen auch immer nicht in unseren letztjährigen Review-Betrieb geschafft haben, die aber dennoch eine Erwähnung verdient haben.

Selbstredend konnten wir dabei nicht alles abdecken, was unter den Radar durchgesegelt ist, weshalb ihr gerne eure Perlen, die ihr bei uns vermisst habt, in der Kommentarspalte hinterlegen dürft. Ansonsten wünschen wir viel Spaß beim Stöbern und Entdecken. Wer schnell einen Tennisarm vom Klicken bekommt, für den haben wir die hier besprochenen Alben einmal wie folgt aufgelistet:

POSSESSED STEEL – Aedris
MAGEIA – Mageia
FIRELINK – Firelink
THE O’REILLYS & THE PADDYHATS – Dogs On The Leash
UNDEATH – Lesions Of A Different Kind
DROWN – Subaqueous
DAI KAHT – Dai Kaht II
YOUNA – Zornvlouch
MARRASMIELI – Between Land And Sky
MEKONG DELTA – Tales Of A Future Past
DUMAL – The Confessor
MADSEN – Na Gut Dann Nicht
RÏCÏNN – Nereïd
ROSA NOCTURNA – Andělé A Bestie

POSSESSED STEEL – Aedris

POSSESSED STEEL sind schon seit gut zehn Jahren in der kanadischen Wildnis unterwegs, darüber hinaus aber kaum bekannt. Dies könnte sich mit “Aedris” ändern, ihrem Debüt, das die Heavy-Metal-Heroen im vergangenen Jahr geschmiedet haben. Das Album bietet einen lyrischen Rundgang durch Mythen und Legenden aus aller Welt und greift dabei auch klassische Fantasy-Motive auf. Musikalisch zünden die meisten Pointen und der raue, flächige Sound lässt immer wieder Raum für eingängige Melodien.

“Aedris” greift auf charmante Weise auf die Frühzeit des Heavy Metal um 1980 zurück, erinnert mal an alte IRON MAIDEN, mal an ANGEL WITCH, aber auch an neuere Genre-Vertreter. Trotzdem – oder gerade deswegen – klingt die Musik von POSSESSED STEEL frisch und unbekümmert. Das bedeutet zwar auch einige ungeschliffene Kanten und Stolpereien, wessen jedoch für den wahren Stahl schlägt, sollte sich die Platte in den Schrank stellen.

(Marc Thorbrügge)

MAGEIA – Mageia

777 sind nicht mehr,
da kommt MAGEIA daher.
Selbstbetitelt, das ist Kür,
wird debütiert mit viel Gespür.
Okkult-Rock in feinster Manier,
ganz genau das gibt es hier.
Drum verzaget nicht, hört rein,
zwischen Weihrauch und Gebein.

Aus der Asche von 777 erhebt sich wie der Phoenix nun MAGEIA. 2019 erstmals konzipiert und im Oktober 2020 wurde dann das selbstbetitelte Debüt geboren. Fans von MOLASSES und THE DEVIL’S BLOOD sollten definitiv dem ganzen eine Chance geben. Mal beschwingt, mal exotisch-orientalisch, immer mit Liebe zum Detail. Illustre Gäste als Musiker und eine tolle Produktion runden die Debütveröffentlichung von Liza Kay, die Kopf hinter dem Projekt ist, ab.

(Alexander Santel)

FIRELINK – Firelink

Videospielkultur und Metal überlappen bei FIRELINK und ihrem selbstbetitelten Zweitling wieder einmal, obwohl man das als Uneingeweihter vermutlich nicht unbedingt auf den ersten Blick/Hör vermuten würde. Kein Chiptune-Gezirpe, keine NES-Jingles, dennoch ziehen die US-Amerikaner ihre inhaltliche Inspiration aus der Welt der Games – im Speziellen der Dark Souls-Serie. Wer damit vertraut ist, konnte sich das vermutlich angesichts des Bandnamens bereits zusammenreimen. Auch Songtitel wie “Kingseeker” (Frampt) lassen darauf schließen.

Was steckt aber musikalisch hierhinter? Geboten wird relativ melodischer, modern, d. h. kräftig produzierter Black Metal mit leichter Post- und Atmo-Schlagseite, die der Durchschlagskraft des Dargebotenen glücklicherweise jedoch kaum in die Quere kommen, den Sound mit Hang zu überlangen Songs vielmehr mit Tiefe versehen. Einzelne Sprachsamples aus der Souls-Serie finden ihren Weg hinein wie in “Kingseeker”, doch zumeist regiert die Härte, die man angesichts der klaren Produktion vielleicht nicht unbedingt als roh bezeichnen sollte, die aber dennoch ordentlich ins Mark geht. Empfehlenswert, nicht nur für Videospiel-Nerds, sondern auch für Connaisseure atmosphärischer Black-Metal-Klänge.

In jedem Falle reihen sich FIRELINK nahtlos in die Riege der beeindruckenden Black-Metal-Exporte aus den Vereinigten Staaten ein.

(Michael Klaas)

THE O’REILLYS & THE PADDYHATS – Dogs On The Leash

Ach ja, die PADDYHATS. In meiner Review zum 2018er „Green Blood“ attestierte ich den Folk Rockern noch, dass Ihre Songs vermutlich erst auf Konzerten ihre wahre Kraft entfalten würden. Seitdem durfte ich die Band tatsächlich einmal live erleben (Metfest-Tour mit FEUERSCHWANZ) und kann diese Aussage somit in vollem Umfang verifizieren. Ob es nun am schweißtreibenden Leipzig-Gig der Band liegt oder ob die 2020er Platte „Dogs On The Leash“ ihren eigen Charme entfaltet ist daher kaum auszumachen.

Das Album überzeugt jedoch durch seine enorme Spielfreude, abwechslungsreiche Stimmungen und packende Ohrwürmer. Dabei gelingt es THE O’REILLYS & THE PADDYHATS ihren Sound in abenteuerliche Richtungen zu lenken, wie es die Single „Millions“ zeigt. Poppig und melancholisch kennt man die Band seltener, jedoch steht ihnen die Facette enorm gut zu Gesicht. Überhaupt sind ruhige Stücke der Marke „Ferryman“ oder dem Traditional „Back Home In Derry“ wahre Perlen der Platte.

Wer jedoch glaubt, dass die Band nicht mehr zu feiern versteht, der irrt gewaltig. „Beautiful Fear“ oder „Hobo Of Mitchelstown“ kombinieren den Sound einer feinen Pub-Party mit smarten Texten, während „Farewell“ zum gepflegten Ausrasten einlädt. Kurzum: Dieses Album lässt hoffen, dass es schleunigst wieder Konzerte geben kann!

(Matthias Weise)

UNDEATH – Lesions Of A Different Kind

Ekelhaft! Dreckig! Herrlich!

Die US-Amerikaner UNDEATH haben gerade mal 2019 ihre ersten Demos veröffentlicht und sind dermaßen im Underground eingeschlagen, dass sie sich für ihr Full-Length-Debüt “Lesions Of A Different Kind” direkt einen Deal bei Prosthetic sichern konnten. Das haben sich die Herren nicht zweimal sagen lassen und direkt nachgelegt. Besagtes Debüt ist 2020 erschienen und hat die Gedärme der eigentlich schon gut angesättigten Old-School-Death-Meute mal wieder richtig aufgewühlt. Die Herren haben basierend auf ihren anfänglichen Veröffentlichungsrhythmus definitiv einen gewissen Arbeitseifer inne.

Glücklicherweise hat die Musik nicht darunter gelitten, sondern profitiert ebenfalls von der jungen Energie dieser untoten Schlagetote aus Rochester. Die Gitarren plantschen schön im Sumpf der Neunziger, ohne zu sehr im Matsch zu versinken, während das Schlagzeug haufenweise Grooves abfeuert oder das Geschehen pointiert nach vorne peitscht wie bisweilen in “Lord Of The Grave”. Dazu ertönt das ekelhafte Gegurgel und Gegrunze von Alexander Jones und macht dieses faulig leckere Süppchen perfekt.

Jemand im Netz hat den Sound von UNDEATH als eine verwesende Leiche beschrieben, die gerade die Treppe herunterfällt. Das passt ziemlich gut, im besten Sinne der Worte.

(Michael Klaas)

 

DROWN – Subaqueous

Markov Soroka, seines Zeichens auch bei den Psych-Doom-Deathern TCHORNOBOG unterwegs, hat 2020 auf seiner Nebenspielwiese DROWN (vormals SLOW) mit “Subaqueous” ein mächtiges, aber auch einfühlsames Ausrufezeichen für alle gesetzt, die mit nautisch eingefärbtem Funeral Doom etwas anfangen können.

Wie die Kollegen ATRAMENTUS aus Kanada setzt man auch hier auf lediglich zwei Songs ausgedehnt auf durchschnittliche Albenlänge und eine ausgewogene Balance aus zerbrechlichen Melodien und abgründigen, in die Tiefe ziehenden Riffmonolithen. Ausser AHAB’s letzten Alben und SLOW’s “V – Oceans” (aus Belgien, nicht mit Sorokas eigenen SLOW zu verwechseln) hat das in den letzten Jahren in der Kombination auch niemand so schön und einnehmend hinbekommen.

(Alexander Santel)

DAI KAHT – Dai Kaht II

Was spielen DAI KAHT? Angesichts der rhythmischen Natur der Musik und der barbarischen Fantasiesprache, in der gesungen wird, liegt die Bezeichnung Zeuhl nahe. Der MAGMA-Einfluss ist durchaus vorhanden, aber tatsächlich könnte man fast sagen, dass diese Finnen hier etwas rockiger, rotziger und geradliniger, gelegentlich auch irgendwie punkiger zu Werke gehen (v. a. „Helvett Sttroi II“, „Wehr Mahrü“). Tatsächlich liegt der Musik sogar ein Konzept zugrunde, auch wenn man das gar nicht vermuten würde.

Die Sprache klingt auf den ersten Hör wie ein bizarres Konglomerat aus diversen slavischen Slangs mit Fetzen aus anderen Sprachen wie spanisch und japanisch. Es ist schwer zu beschreiben, man kann sich dem aber auch ganz gut nähern, indem man die Wortfetzen als lautmalerisches Scat Singing wahrnimmt. Das ist gar nicht mal so abwegig, denn u. a. auch darauf basierenden entwickelten einst MAGMA ihr kobaïanisch. Wenn man sich hierüber an „Dai Kaht II“ annähert, entdeckt man tatsächlich, wie rhythmisch passend und expressiv der Gesang ist, was den Sound umso impulsiver erscheinen lässt, vor allem im Vergleich zu englischem Gesang, der zwischenzeitlich auf „Mōa Orgata“ zu hören ist. Schräg ist es natürlich trotzdem.

(Michael Klaas)

YOUNA – Zornvlouch

Im Pulk des Leipziger „Into Endless Chaos“-Labels, das gefühlt im Monatstakt schwerst interessante Underground-Veröffentlichungen zu Tage fördert, fiel uns „Zornvlouch“, das Ein-Mann-Debüt von EVIL-WARRIORS- und I I-Gitarrist Mts. im vergangenen Jahr etwas durchs Raster. Schade, denn ähnlich EVIL WARRIORS oder VIDARGÄNGR spielen YOUNA grimmigen, kitschlosen Black Metal, der mit zynischem Hohn und Sinn für ästhetisch wertvolle Raserei aus den Lautsprechern grimmt.

Tatsächlich ist „Zornvlouch“ – das übrigens nicht, wie fast überall zu lesen, in „richtigem“ Mittelhochdeutsch getextet wurde, sondern in einer klangschönen Anlehnung daran – ein kleines Black-Metal-Highlight aus 2020, das so manche alteingesessene Band aus Norwegen … nun ja, alt aussehen lässt. Toxische Höllenattacken wie „Knochen zu Asche, Kronen zu Staub“ oder „Tievelsühtic“ injizieren pures Verderben ins Mark und laden zu einem Tag mit richtig schlechter Laune ein. Diabolische Choräle gibt es on top dazu. Nicht mehr und nicht weniger wollen wir doch vom Black Metal.

(Johannes Werner)

MARRASMIELI – Between Land And Sky

Das Pagan-Metal-Genre mag etwas überstrapaziert scheinen, doch auf den zweiten Blick trifft dies nur auf die sich stetig wiederholenden Humppa-Sauf-Kapellen zu. MARRASMIELI aus Finnland wagen sich mit Streichern und rasenden Drums aus der Deckung. Die Songs auf „Between Land and Sky“ sind lang und komplex, wandern zwischen Aggression und Melancholie. So roh und urtümlich würden MOONSORROW klingen, wenn sie auf ein paar Keyboard-Spuren verzichten würden.

Doch auch MARRASMIELI erreichen mit ihren Songs ähnlich hohe Pathos-Werte wie die Landsleute und ähneln ihnen in Songs wie „Karakorum“ auf ernüchternde Weise. Dennoch bewahrt sich die Band mit ihren rasend-melodischen Ausbrüchen und emotionalen Zuspitzungen genug Eigenständigkeit, dass man sich „Between Land and Sky“ ohne störende Gedanken an die Vorbilder hingeben kann.

(Marc Thorbrügge)

MEKONG DELTA – Tales Of A Future Past

Die deutschen Prog Metaller MEKONG DELTA haben 2020 ihr neues Album „Tales Of A Future Past“ veröffentlicht, ganze sechs Jahre nach dem Vorgänger „In A Mirror Darkly“. Den Hörer erwartet hierauf die gewohnt hohe Qualität, die man von einem Album aus dem Hause Ralph Hubert erwarten kann. Wie üblich bei MEKONG DELTA kann es durchaus passieren, dass man beim ersten Hördurchgang komplett überwältigt wird.

Doch mit etwas Durchhaltevermögen erschließt sich das Album einem relativ gut und entpuppt sich tatsächlich als eines der zugänglicheren Werke der Band. Speziell die Refrains von „Mental Entropy“ und „A Colony Of Liar Men“ sowie das von der Akustischen getragene, geradezu uncharakteristisch geradeaus gespielte „A Farewell To Eternity“ sind immens eingängig geraten. Vier instrumentale „Landscape“-Movements unterteilen die „eigentlichen“ Songs der Trackliste in kleinere Häppchen, was das Hören in Etappen ziemlich angenehm und übersichtlich macht.

Ändert nichts daran, dass hier wieder einmal technisch und kompositorisch auf absolut höchstem Niveau gezockt wird. Martin LeMar legt eine herausragende Gesangsdarbietung aufs Parkett, während Hubert seiner Instrumentalfraktion wie gewohnt alles abverlangt. Und hinsichtlich orchestraler Arrangements übertrifft sich Hubert mit „When All Hope Is Gone“ schließlich selbst, während „Mindeater“ ein relativ klassischer MEKONG-Thrasher ist. Im Grunde ist für jeden was dabei, sodass man „Tales Of A Future Past“ definitiv nachholen sollte, wenn man sich das Ding wie wir durch die Lappen hat gehen lassen.

(Michael Klaas)

DUMAL – The Confessor

Mit „The Lesser God“ setzten die Amerikaner DUMAL im Jahr 2017 ein dickes Ausrufezeichen, das – zumindest in Europa – weitestgehend ungehört blieb. Der spannendste Ersteindruck: DUMAL gehören zur wachsenden US-Black-Metal-Szene, klingen aber oft sehr finnisch. Wer sie mit einer amerikanischen Band vergleichen möchte, kann die inzwischen aufgelösten FIN nennen – primär in Bezug auf die melodische Ausrichtung.

Auf dem „The Lesser God“-Plan stand Black Metal mit Giftstimme, der permanent sagenhafte Melodien entfesselt und mit Ambient-Einlagen ausstaffiert wird. Daran ändert sich auch beim Zweitwerk grundlegend nichts, wobei der Ambient-Anteil stark extrahiert wurde. „The Confessor“ greift den musikalischen roten Faden des Erstlings auf und kreiert daraus ein fantastisches Black-Metal-Gemälde, das die Klasse des Debüts nicht erreicht, aber einen würdigen Nachfolger darstellt.

Schon der clever platzierte Opener „Devour The Child“ überzeugt vom Fleck weg und lädt gekonnt ins Album. Ab Minute vier entwickelt der Song eine neue Facette – sowohl aufs Lied als auch auf DUMAL an sich bezogen. Die addierten Uffta-Drums setzen dermaßen exakt ein, dass nicht nur der Kopf mitgeht. Ein famoser Einstieg und ein frühes Highlight von „The Confessor“. In der Folge bleiben DUMAL ihrem Grundstil überwiegend treu und wechseln zwischen mittlerem und gehobenem Tempo. Die ausgefeilten Melodien lassen erneut Ausrufezeichen hageln, die hoffentlich auch hierzulande einschlagen.

(André Gabriel)

MADSEN – Na Gut Dann Nicht

MADSEN sind in der Vergangenheit eher durch eingängigen Indie-Rock aufgefallen, als durch Musik härter Gangart. Dass die sympathische Familienkapelle auch dem Punk nicht abgeneigt ist, hat sich dabei nur gelegentlich einmal gezeigt. Was nun 2020 erschien, ist jedoch in jeder Hinsicht eine Überraschung. Rumplig, rotzig und mit jeder Menge Wut im Bauch punkt sich „Na Gut Dann Nicht“ den Weg in die Gehörgänge der teilweise überraschten Fans. Das Album ist bewusst keine High-End-Produktion sondern wunderbar roh und kantig, geschmückt mit kratzigem Gesang und Texten, die passender zum aktuellen Zeitgeist kaum sein könnten.

Es wird gegen „Alte weiße Männer“ angebrüllt, die „Quarantäne für immer“ durch den Kakao gezogen und in „Supergau“ resümiert, warum Menschen scheiße sind. Zwischen den hingepfefferten Punkriffs mogelt sich dann doch noch ab und an eine Nuance des klassischen melodischen MADSEN-Sounds, zu hören im Mitgröl-Hit „Herzstillstand“ oder dem Ohrwurm „Scheiße Zu Gold“. Insgesamt is „Na Gut Dann Nicht“ eine packende, weil stilistisch überraschende und von Grund auf ehrliche Platte. Respekt!

(Matthias Weise)

RÏCÏNN – Nereïd

RÏCÏNN stammen aus dem Umfeld von IGORRR. An der Spitze, sowohl songschreiberisch als auch gesanglich, steht Laure Le Prunenec, während Laurent Lunoir die Gitarre bedient und Sylvain Bouvier am Schlagzeug sitzt. Abgesehen von IGORRR respektive Gautier Serre selbst ist die Truppe also beisammen und wird vom Cellisten Raphael Verguin ergänzt. Aber auf dem mittlerweile zweiten Werk „Nereïd“ gibt es definitiv nicht den kunterbunten, durchgeknallten Reigen des Herrn Serre zu hören – hier lässt Le Prunenec ihre klassischen Muskeln eindrucksvoll spielen.

Vielleicht kann man den Sound von RÏCÏNN Uneingeweihten gegenüber eher als mehr durch Klassik beeinflusste Variante von BJÖRK bezeichnen. Gelegentlich ebben rockigere bzw. metallische Parts auf wie gegen Ende von „Doris“ oder in der hinteren Hälfte von „Thalïa“, doch zumeist ist der Sound eher unrockig unterwegs und besticht durch mehrfach gelayerte Stimmarrangements von Le Prunenec sowie ihrer Mitstreiter. Regelrecht sakral wird es, wenn sich flächige Orgeln unter das Geschehen heben wie zu Beginn von „Ele“. Aber es fließt alles organisch ineinander, sodass sich „Nereïd“ relativ gut in einem Arbeitsgang durchhören und genießen lässt. Wer nach einem eindrucksvoll in Szene gesetzten, artsy Sound sucht, ist bei RÏCÏNN also goldrichtig.

(Michael Klaas)

ROSA NOCTURNA – Andělé a bestie

Ein ungewöhnliches Album, da es in der Heimatsprache der Band vorgetragen wird. Die tschechischen Texte passen hervorragend zu der getragenen Symphonic-Metal-Stimmung, die ROSA NOCTURNA auf ihrer aktuellen Scheibe vortragen. Die siebenköpfige Band verfügt gleich über zwei weibliche sowie einen männlichen Sänger, die den einzelnen Kompositionen die nötige Portion Bombast verleihen.

Das vierte Album überzeugt durch eine epische Produktion, die direkt ins Ohr geht. Eine Weiterentwicklung steht bei dieser Band auch ins Haus, die sich bereits auf diesem Album bemerkbar macht: Ein Track befindet sich sowohl in der Heimatsprache als auch auf Englisch auf „Andělé a bestie“. Ein besonderer Genuss für Fans des Genres, die gerne mal neue Wege gehen wollen.

(Fabian Bernhardt)

Quelle: metal.de-Redaktion, Foto: Michael Klaas
29.01.2021

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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