
Soundcheck Juli 2025# 10
Man kann sich von den eröffnenden Tönen des Openers „I Reached The Mew“ des neuen FLOATING-Albums „Hesitating Lights“ durchaus in die Irre führen lassen. Denn was der Hörerschaft zunächst entgegen schallt, klingt wie ein Abklatsch von TRIBULATION und Konsorten, wenn man es nicht besser wüsste. Und auch wenn Elemente dessen immer wieder in den melodischeren Passagen des Albums auftauchen, so scheint die musikalische Vision des schwedischen Duos etwas mehr in Richtung hirnzerknetendem Prog-Death mit Post-Punk-Elementen und dem ein oder anderen, schwarzen Tupfer schielen zu wollen, wie der Folgetrack „Grave Dog“ auch direkt klar macht.
FLOATING versuchen sich an einer frischen Interpretation des Death Metal
Als Hitfabrikanten scheinen Arvid Sjödin und Andreas Hörmark aber auch nicht wirklich viel zu taugen, denn Hooks sucht man auf „Hesitating Lights“ vergeblich. Selbst wenn einige durchaus ansprechende Melodiebögen förmlich nach schmachtenden Cleans oder wenigstens melodiösem Gekrächze schreien, lassen die Schweden ihre Hörerschaft am ausgestreckten Arm verhungern, zumindest wenn es um Hooks geht. Man versucht, das geschickt durch geschäftiges Songwriting zu umschiffen, eingebettet in ein recht stimmungsvolles, nicht wirklich nach Lo-Fi-Ästhetik aber auch nicht wirklich nach High-End-Produktion klingendes Klanggewand.
Das gelingt FLOATING in weiten Teilen, vor allem wenn sie wie DEMILICH im punkigen D-Beat-Modus klingen. Sjödins Growls haben gern etwas geisterhaftes an sich, gerade wenn sie durch Halleffekte gejagt werden. Wirklich viel Härte muss nicht befürchtet werden, da sich die Schweden meist im recht lockeren Midtempo aufhalten und ihre Rhythmik selten straffer als nötig ziehen. Das abwechslungsreiche, sich stets wandelnde Riffing steht eindeutig im Mittelpunkt der Show, wobei auch Hörmarks ausgesprochen lebhafter Bass eine Menge Spaß beim Hören macht. Im Grunde sind die Zutaten also da für ein erfrischendes, unberechenbares Death Metal-Werk.
Dabei sitzt das Duo doch etwas zu unbequem zwischen den Stühlen
Warum also fühlt sich „Hesitating Lights“ nicht wie der große Wurf an? Unsereins erwähnte weiter oben das Fehlen von Hooks. Es scheint zwar nicht so, als seien Hooks oder Zugänglichkeit eine hohe Priorität im Sound der Schweden, aber das ist wiederum ein Problem, wenn zyklisch geschriebene Songs wie „I Reached The Mew“ oder „Hesitating Lights – Harmless Fires“ geradezu nach einer klimaktischen Hook schreien, aber in Ermangelung eines dramatischen Höhepunktes stattdessen nur repetitiv vor sich hin trotten. Und der pure Wahnsinn nach DØDHEIMSGARDscher Art, dessen Ansätze man hier und da ein bisschen wiedererkennen kann („The Wrong Body“), erreichen sie auf der anderen Seite auch nicht – dafür klingen sie noch nicht entfesselt und verrückt genug.
Dabei steckt hinter „Hesitating Lights“ so viel Potential und die technischen Fertigkeiten sind definitiv da – man höre nur „Still Dark Enough“! FLOATING fehlt es aber an Konsequenz, weshalb „Hesitating Lights“ so ein bisschen unbequem zwischen den Stühlen Eingängigkeit und Wahnsinn sitzt. Am liebsten wäre dem Verfasser natürlich, wenn FLOATING einen Weg finden würden, beides in Richtung Perfektion zu treiben mit einem Album, das nicht einfach nur nette Instrumental-Passagen im leicht gotischen Post-Punk-Modus inkonsequent vorüber fliegen lässt, sondern tatsächlich auch was Interessantes mit diesen anstellt. So ist „Hesitating Lights“ eine Ansammlung guter Ideen und Ansätze, die jedoch noch ihrer Vollendung harren …

Michael































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