Black Space Riders
"Manowar habe ich nie verstanden"

Interview

Die BLACK SPACE RIDERS begeistern auch mit ihrem aktuellen Album „Amoretum Vol. 1“ über Genre-Grenzen hinaus. Welche Rolle letztere für die Münsteraner Protagonisten der „New Wave Of Heavy Psychedelic Space Rock“ spielen, stellen sie unmissverständlich klar. Und Weiteres – SEB (lead vocals, melodies, words) und JE (lead vocals, guitars, melodies, riffs, words) sinnieren über Joey DeMaio, Andrea Nahles, Schlaghosen und Gott.

Viel Spaß im Zitaten-Garten mit den BLACK SPACE RIDERS!

 

„Was studieren Sie denn? Gartenbau?“ (Karl-Friedrich Boerne)

SEB: Ach, der Boerne soll mal nicht so oberschlau daherreden. Man muss nicht studieren, um erfolg- und ertragreich Pflanzen anzubauen. Und auch nicht, um mitreißende Musik zu kreieren.
Ich muss allerdings zugeben, dass ich in einigen Bereichen des Lebens, z. B. auf dem OP-Tisch liegend, durchaus froh bin, wenn die Frau oder der Mann am Skalpell sich „auskennt“.

JE: Auf jeden Fall! Auf der anderen Seite kann für mich persönlich „Studieren“ ja viel weitfassender gemeint sein als dieser elitäre Karl-Friedrich-Hochschul-Ansatz. Wenn ich z. B. ein neues kompliziertes Gitarren-Effekt-Gerät habe, „studiere“ ich es, bis ich es vollumfänglich verstanden habe. Ich habe mich vor vielen Jahren ganz bewusst dagegen entschieden, Musik an der Hochschule zu studieren. Und ich bin nach wie vor aus verschiedenen persönlichen Gründen auch total froh darüber, dass ich kein „studierter Musiker“ bin. Aus der Perspektive des Fans und Musikliebhabers werde ich mein ganzes Leben lang Musik studieren.

Das bedeutet für mich, zu verstehen, wie das funktioniert und was das mit mir und anderen macht. Ich höre gerne die kompletten Diskographien von Künstlern durch, um zu verstehen, wie die sich so entwickeln. Auch wenn mir Sachen nicht gefallen, mache ich das manchmal. Zum Beispiel habe ich nie verstanden, warum GRATEFUL DEAD angeblich eine so einflussreiche Band sind. Da habe ich haufenweise Platten von denen gehört und da gibt es wirklich viel! Das war echt anstrengend, denn ich mag die eigentlich gar nicht und selbst nach langer Beschäftigung damit verstehe ich immer noch nicht, was daran so besonders sein soll.

SEB: Man könnte ja vielleicht auch „Exzessives Verhalten“ studieren; in meiner Umgebung würde mir das nicht schwer Fallen. Oder die Liebe!

JE: Ob man die Liebe studieren sollte, möchte ich mal dahinstellen. Ich glaube, das wäre viel sinnvoller, wenn wir die einfach fühlen würden und uns darauf einlassen würden … viel besser als jeder akademische Ansatz!

„Den Aufenthalt im Amoretum hat die Menschheit vergeigt. Aber hallo!“ (Gott)

SEB: Tja, Gott: Ob es ihn nun gibt oder auch nicht, Recht hat er damit. Und mit Sicherheit würde er sich, Existenz vorausgesetzt, auf seinem Himmelsthron vor Ärger hin- und herwälzen, wenn er wüsste, dass das zu einem Großteil auch noch auf seinen Deckel geht! Neben vielem anderen.

JE: Ich bin ja nun alles andere als ein Kirchenmensch, harhar, aber wenn ihr schon diesen alttestamentarischen Ansatz wählt …. ich würde weitergehen und sagen, die Menschheit hat ihn sogar verkackt. Auf der anderen Seite finde ich ja, dass nichts endgültig ist. Und das mag ich an diesen alttestamentarischen Ansätzen auch nicht, dieses: „Basta und Schluss!“. Man könnte auch sagen: „Ätschibätsch!“ (Andrea Nahles). Solange die Saat im „Amoretum“ noch lebendig ist, so lange kann das Ganze immer noch gut ausgehen, so lange kann Alles neu aussprießen und alles Dunkle überwuchern und umranken.

SEB: Andrea Nahles sprießt aus und überwuchert und umrankt das „Amoretum“ … du machst mich fertig, JE!

„Wer sich von der Musik der BLACK SPACE RIDERS irgendwas mit kathartischer Transzendenz und einen Fluchtweg in den Schlaghosen-Orbit erhofft, geht auch 2018 leer aus.“ (metal.de)

SEB: … und trotzdem waren beim BURG HERZBERG Festival 2016 viele im Schlaghosen-Outfit, die mit uns ganz offensichtlich großen Spaß hatten.

JE: Na klar, die gehen nämlich überhaupt gar nicht leer aus, denn jede(r), der ohne Scheuklappen kommt, wird bei uns fündig. Der gemeine Schlaghosenträger an sich ist doch keine Zielgruppe, oder? Und falls doch, bestimmt nicht unsere. Wir haben halt keine abgestimmte Zielgruppe, weil wir auch kein Marketing-Konzept sind. Wir lassen zu, was uns gefällt, und suhlen uns mit Genuss im Misch-Matsch zwischen allen Stühlen.

Aber ich weiß schon, was du meinst. Gerade im Retro –, Psychedelik- und Stoner-Bereich wird natürlich viel und manchmal seeehr offensichtlich mit Siebziger-Ästhetik gespielt. Da spielen wir halt nicht mit.

Alle Kunst ist politisch.“ (Gerard Mortier)

JE: „Politik ist leider selten kunstvoll.“ (BLACK SPACE RIDERS)

„All you need is love – love is all you need.“ (Lennon/McCartney)

SEB: „Without music, life would be a mistake.“ (Friedrich Nietzsche)

JE: „Music was my first love“ (John Miles) Und: „Let love rule“ (Lenny Kravitz)

„Heavy Metal or no Metal at all – wimps and posers leave the hall!“ (Joey DeMaio)

SEB: Alle, die bei Joey DeMaio die Flucht ergreifen, sind bei uns herzlichst willkommen!

JE: Wieso sollte der Typ seiner eigenen Definition nach dann eigentlich in der Halle bleiben dürfen? Versteh ich nicht. Aber ich gestehe auch, dass ich MANOWAR irgendwie eh nie verstanden habe. Außer als humoristisches Unterhaltungskonzept. Neulich bin ich in einem Forum auf eine ausgiebige Diskussion darüber gestoßen, ob BLACK SPACE RIDERS nun Metal, Hard Rock, Stoner Rock, Stoner Metal, Space Rock, Alternative Rock oder Alternative Metal seien. Da ging es um eine klare Abgrenzung und Zuordnung. Für manche Menschen ist so etwas anscheinend wichtig. Da ist leider die Enttäuschung vorprogrammiert: für uns nämlich überhaupt nicht!

„Ich bedaure, dass ich nur ein Leben habe, das ich dem Rock’n’Roll opfern kann!“ (Mr. McGree)

SEB: Bei uns ist es ja, statistisch gesehen, sogar nur ein halbes Leben. Aber das brennt für die Musik. Und wir haben das Privileg, dass unsere Familien (aus der, statistisch gesehen, anderen Hälfte) es uns ermöglichen, weiter nachzulegen und dem Feuer weiter Stoff zu geben.

„Auf dem Konzert der BLACK SPACE RIDERS wird nicht gewippt und gefachsimpelt,  sondern geschwitzt und geschubst.“ (metal.de)

SEB: … und getanzt und genickt!

JE: Bei unserer letzten Show gab es auf einmal sogar einen Circle Pit. Und der wurde dann – und das ist ja irgendwie auch wieder ganz typisch unser Publikum – schnell zu einer Art gemeinsamer, freudvoller Polonaise.

„Die BLACK SPACE RIDERS? Noch besser als die BLACK STAR RIDERS!“ (evtl. David Bowie)

SEB: Hat er so gesagt, ja! …

JE: … Und falls doch nicht, waren wir auf jeden Fall früher da.

SEB: Hat er aber wirklich gesagt!

„Unter die Top Drei für die einsame Insel gehört mindestens ein Album aus den Siebzigern.“ (Volksmund)

JE: Bei mir sogar gleich zwei! „Made in Japan“ von DEEP PURPLE und „The Wall“ von PINK FLOYD … die haben nämlich mit dessen VÖ (30.11.1979) um gerade vier Wochen die Achtziger verpasst.

SEB: Bei mir tatsächlich auch zwei. Zum einen „Die vier Jahreszeiten“ von Sir Neville Mariner(1975) und natürlich DAS Album, das mich wohl am stärksten darin bestärkt hat, heute die Musik zu machen, die ich mache: „Black Sabbath“ von BLACK SABBATH (1970)

14.02.2018
Exit mobile version