Black Space Riders
Kopfhörer raus und abtauchen.

Interview

Vier Jahre haben die BLACK SPACE RIDERS seit ihrem Zweiteiler „Amoretum“ (Vol. 1 & 2) ins Land ziehen lassen, vor Kurzem haben sie nun mit „We have been here before“ ein üppig gefülltes Doppelalbum nachgelegt. Zu diesem Anlass haben wir der Heavy Psychedelic Space Rockband aus Münster mal ein paar Fragen über den Äther geschickt, die uns Sänger und Gitarrist JE freundlicherweise ausführlich beantwortet hat.

Black Space Riders – We have been here before

Hi, erstmal herzlichen Glückwunsch zum Release eures neuen Albums „We have been here before“. Seid ihr mit der bisherigen Resonanz zufrieden?

Besten Dank. Ja, wir sind sehr zufrieden. Ich habe bisher nur positive Reviews gelesen. Darunter total überschwängliche, megabegeisterte, aber auch differenzierte im Sinne von „geile Platte, aber echt herausfordernd und lang“. Viele sagen, das ist bisher unser stärkstes Album. Dass Du das als Musiker meistens nach einem Release selber so empfindest ist naheliegend, aber, wenn viele Drittmeinungen das sagen … die Zeit wird zeigen, ob das wirklich stimmt.

In jedem Fall ist für uns wichtig, dass wir mit dem Album selber happy sind und das sind wir, es ist aus meiner Sicht mal wieder eine Weiterentwicklung. Ich möchte sagen, dass ich sowieso grundsätzlich sehr happy bin, mit dem, was wir erreicht haben, denn wir haben ohne große Erwartungen einfach aus Spass angefangen, insofern sind alle Erwartungen im Laufe der Zeit eh übertroffen worden.

Hand aufs Herz, ich bin eigentlich kein großer Psych Rock und Stoner Fan. Daher war ich auch überrascht, dass mich euer neues Album so sehr abgeholt hat. Ein Grund ist sicherlich der große Abwechslungsreichtum. Ist es euch besonders wichtig, musikalisch breit aufgestellt zu sein?

Das ergibt sich einfach von selbst, weil wir ab irgendeinem Punkt angefangen haben, alles, was uns musikalisch einfällt, erstmal auszuprobieren und zuzulassen. Wir achten nicht mehr darauf, ob irgendeine Gitarrenlinie oder ein Rhythmus stilistisch zum Riff passt, sondern machen das erstmal. Da kann dann eine Funkgitarre zum Metalriff kommen, während der Drummer einen Breakbeat spielt. Wenn es sich gut anfühlt und anhört kann was daraus werden.

Das ist jetzt aber keine Maxime und kein Selbstzweck nach dem Motto „Hey, da müssen wir jetzt noch irgendwas abgefahrenes Anderes unterbringen“, sondern macht uns einfach Spaß, deshalb klingt es wahrscheinlich auch nicht konstruiert, sondern natürlich. Und auf Deinen ersten Satz eingehend: Deshalb sind wir in unserem Selbstverständnis auch keine wirkliche Stoner oder Psych Band, auch keine Prog Band, keine Postpunk Band, keine Metal Band ….. all das ist natürlich auch drin, aber eine einzige Schublade wäre zu klein.

Auf dem Album befinden sich sowohl sehr eingängige und tanzbare Stücke wie „Queen of the light“, aber auch ein paar abgedrehte und ziemlich spacige Stücke. Trotzdem klingt das Album wie aus einem Guss. Wie geht ihr das Songwriting an, gibt es eine Art von Song, die euch leichter fällt und müsst ihr auch mal was wegstreichen, weil es so gar nicht passen will?

Wir müssen IMMER was wegstreichen, weil wir grundsätzlich vor einer Veröffentlichung zu viel Material haben. Dieses Mal hatten wir fast 30 Songideen, die wir auf 14 Songs + Intro reduziert haben. Das Wegstreichen fällt uns nicht leicht, aber das ist natürlich ein Luxusproblem, wenn Du Dir aussuchen kannst, was Du aufnimmst. Der Songwritingprozess hat sich im Laufe der Jahre und Alben verändert. Am Anfang zum Debütalbum kam ich mit relativ fertigen Ideen an, die wir ausgearbeitet haben, aber schon seit langer Zeit und vielen Alben entsteht die Musik gemeinsam.

Es steht z. B. auf einmal ein Gitarrenriff im Raum, wenn in einer Probenpause einige von der Toilette zurückkommen. C.RIP steigt z. B. mit den Drums ein, MEI spielt nen groovy Bass dazu, SLI ein paar atmosphärische Arpeggios und SEB beginnt irgendwann lautmalerisch zu singen, später singe ich dann eine zweite gegenläufige Stimme dazu und wir wechseln uns ab …. So in etwa. Wir nehmen immer alles auf, was im Proberaum passiert. So können wir nachher hören, welche Ideen Potenzial haben und wir weiterverfolgen wollen. Und natürlich sind da auch Sachen dabei, die nicht so zwingend sind, die legen wir dann erstmal zur Seite und gehen an was Anderes ran.

Eure letzte Veröffentlichung „Amoretum“ ist zeitversetzt als Zweiteiler erschienen, diesmal habt ihr euch direkt für ein Doppelalbum entschieden. Gab es spezielle Gründe für die unterschiedliche Herangehensweise?

„Amoretum“ bestand ja (aus Vinyldenkersicht … ich bin immer Vinyldenker) aus einem Album und einem Doppelalbum, das wäre zusammen Triple-Vinyl gewesen, zu viel auf einmal fanden wir und haben das gesplittet in zwei Teile. Den Ansatz hatten wir in 2018, mussten und wollten den also dieses Mal nicht wiederholen. Wir hätten auch locker wieder ein Triple-Vinyl machen können und haben nochmal darüber nachgedacht.

Die „Zu Viel“-Fraktion in der Band hat sich wieder durchgesetzt und wir haben dann so lange ausgesiebt und die besten Stücke (im Gesamtzusammenhang eines Album-Flows) ausgesucht, bis wir auf maximale Doppelalbumlänge kamen. Im Nachhinein hat sich dann rausgestellt, dass wir dafür auch eine Doppel-CD brauchen. Nicht von vornherein beabsichtigt, aber irgendwie charmant, weil es das Vinylformat spiegelt.

„We have been here before“ ist mit über 81 Minuten Spielzeit ein echter Brocken. Habt ihr die ganzen vier Jahre seit eurem letzten Album daran gearbeitet oder hat sich auch einfach während der Pandemie viel angestaut?

Ganz viel Material entsteht bei uns, wenn wir nach einer Albumveröffentlichung nach einer Pause wieder anfangen, gemeinsam Musik zu machen, so auch diesmal. Einiges von dem Material entstand in Grundzügen so bereits 2019 nach „Amoretum“ und wurde im Laufe der Zeit verfeinert, gesiebt und durch immer wieder neue Songideen ergänzt, bis wir irgendwann sagenhafte 30 10-minütige Songideen hatten und gesagt haben „Stop mal, jetzt reicht´s“.

Die Lockdown-Phasen der Pandemie haben wir eher genutzt, um in Zweier-Konstellationen an den Stücken im Rahmen einer Vorproduktion im Proberaum zu arbeiten. Wir haben jeweils zu zweit (Drums + Bass), 2 Gitarren, Keys + Vocals + Percussion) die relativ fertigen Ideen auf einer 16-Spur-Maschine aufgenommen, um zu gucken, wie die Stücke funktionieren. Die Arbeitsweise war neu für uns, dadurch waren wir gut vorbereitet für das Studio, wo wir dann wiederum klassisch live zusammen aufgenommen haben.

Hattet ihr schon die Gelegenheit, wieder live aufzutreten und gibt es bereits Tourpläne? Viele Bands klagen ja derzeit über Verschiebungen oder müssen Konzerte wegen schleppenden Vorverkäufen gleich ganz absagen, seid ihr dahingehend auch besorgt?

Wir hatten gerade unsere Album-Release-Show in Münster, die war absolut toll. War auch gut besucht und dennoch kann man sagen, dass vor der Pandemie noch ein paar Leute mehr gekommen sind. Ich hoffe jetzt einfach, dass Veranstalter ihr Ding durchziehen und sich auch die eher vorsichtigen Leute, die sich vielleicht auch das Ausgehen abgewöhnt haben, irgendwann wieder anfangen, in die Clubs zu strömen. Ich meine, Corona geht nie wieder weg, wir müssen damit klarkommen. Wir als Band werden das!

Das war es von meiner Seite, ich danke für das Interview und überlasse euch das letzte Wort.

Die es noch nicht getan haben: Hört Euch mal das Album an und lasst Euch darauf ein. Es gibt viel zu entdecken und, ja, man sollte dafür eine gewisse Bereitschaft und Zeit mitbringen. Das Album kann man ja auf allen Plattformen streamen und kostenlos auschecken. Wem´s dann gefällt: Die wahre Freude liegt im Vinyl- oder CD-Hören, am besten über gute Kopfhörer.

 

21.11.2022
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