Blues Pills
Interview mit BLUES PILLS-Sängerin Elin Larsson

Interview

Blues Pills

Seitdem vor Kurzem mit der genialen EP „Devil Man“ das Major-Label-Debüt der multinationalen Rocker BLUES PILLS erschien, ist das Quartett in der Szene in aller Munde. Die sympathische Sängerin Elin Larsson stand mir freundlicherweise für ein paar Fragen zur Verfügung und hat einiges über die Anfänge der Band, den rasend schnell erfolgten Durchbruch und absolute No-Gos im Tourbus zu erzählen.


Hej Elin, erstmal danke dafür das du dich trotz Tourstresses für ein Interview bereit erklärt hast. Zusammen mit ORCHID und SCORPION CHILD seid ihr seit Kurzem auf Tour – wie sind die ersten Eindrücke?

Elin Larsson: Hej, gern geschehen. Die ersten Eindrücke sind großartig – das sind alles total nette und interessante Leute. Außerdem ist es natürlich super, jeden Abend so geile Musik erleben zu dürfen. Allerdings hat am ersten Tag gleich jemand die Goldene Busregel bezüglich „Nummer 2“ gebrochen! Wir wissen zwar noch nicht, wer es war aber das finden wir bis zum Tourende sicherlich raus (Haha).

Im Vergleich zu euren bisherigen Auftritten (Festivals mal ausgeklammert) – um wieviel ist die Anzahl der Besucher da höher?

Wir sind natürlich auch mit drei Bands unterwegs, das alleine macht sicherlich schon einen riesigen Unterschied. Wir haben zum Beispiel im Mai in Essen vor 30 Leuten gespielt – dieses Mal war der selbe Club mit ungefähr 600 Leuten rappelvoll.


Als ich zum ersten Mal von euch gehört habe, war das in einem Artikel in einem deutschen Metalmagazin über eines der großen Sommerfestivals – das waren zwar nur 2-3 Zeilen aber mein Interesse war sofort geweckt. Ich habe dann gleich eure erste Single „Black Smoke“ und die erste EP „Bliss“ angecheckt und war direkt Feuer und Flamme! Damit war ich sicherlich nicht allein, wie sind die Reaktionen wenn ihr vor einem Publikum auftretet, welches euch noch nicht kennt?

Bisher hatten wir eigentlich immer sehr positive Reaktionen, egal ob uns die Leute schon kannten oder nicht. Ich glaube – oder hoffe zumindest – das das Publikum die selben Emotionen durchlebt wie wir, wenn wir unsere Songs spielen. Einfach ein gutes Gefühl zu übertragen das sich im ganzen Körper festsetzt. Wir haben es schon erlebt, das uns gestandene Männer nach dem Gig noch mit Tränen in den Augen erzählt haben, das wir sie zum Weinen gebracht haben. Für mich ist das ein riesiges Kompliment, das sind Momente die man nicht vergisst.

Euer Aufstieg war ja ziemlich rasant, nach nur zwei Veröffentlichungen auf kleineren Labels habt ihr bei Nuclear Blast unterschrieben, einem der größten Labels der Szene – wie kam das Ganze zustande?

Also, wir hatten unsere Songs an verschiedene Plattenfirmen geschickt und zu unserer großen Überraschung waren gleich mehrere interessiert, unter anderem NB. Wir hatten dann über einen längeren Zeitraum Kontakt via Email und es kam schließlich während eines unserer Gigs in Deutschland zu einem persönlichen Treffen – nach dem Auftritt haben sie uns dann gleich angeboten, uns unter Vertrag zu nehmen. Der ganze Prozess hat vielleicht ungefähr ein halbes Jahr gedauert und wir hatten einfach ein sehr gutes Gefühl mit der Sache – NB versuchen nicht, uns irgendwie zu ändern sondern stehen voll und ganz hinter unserer Vision.

 

Warum ist „Devil Man“ nur eine EP mit vier Songs (inklusive des bereits auf „Bliss“ veröffentlichten Titelsongs) geworden? Und wann können wir mit einem kompletten Studioalbum rechnen?

Also, wir hatten im letzten Herbst einige Songs aufgenommen, aus denen eigentlich ein reguläres Album werden sollte. Der Grund, das es nur eine EP geworden ist, ist ganz einfach der, das wir alle Songs selbst mit Hilfe unseres Freundes Oscar Campell in Örebro aufgenommen haben, wir hatten schließlich nie davon zu träumen gewagt, von einem Major Label gesignt zu werden. Wir waren nicht vollends zufrieden mit dem Ergebnis, aber wir hatten nur ein sehr kleines Budget für die Aufnahmen, wir mußten uns zum Beispiel Instrumente und anderes Equipment ausleihen. Wir hatten nichtmal ein festes Studio, also mußten wir ständig die Location wechseln weil wir immer zu laut gespielt haben oder weil jemand anderes das Studio schon gebucht hatte. Das Ganze resultierte dann darin, das wir unser ganzes Equipment andauernd quer durch die Stadt schleppen mußten – und da wir kein Auto hatten wurden die Verstärker auf kleinen Wägelchen transportiert. Nachdem wir dann den Kontrakt unterschrieben haben, hatten wir ein Budget mit dem wir das Album nochmal richtig aufnehmen konnten, und zwar mit unserem Wunschproduzenten! „Bliss“ und „Black Smoke“ waren eigentlich auch nur als Demos gedacht, als wir sie aufgenommen haben, wir hätten nie damit gerechnet, das wir sie auf einem richtigen Label rausbringen können.

Die Art von Rock die BLUES PILLS spielen, ist in letzter Zeit ja immer populärer geworden – wie habt ihr euren Sound gefunden?

Das war eigentlich ein recht natürlicher Prozess: Wir haben zwar unterschiedliche Einflüße, aber wir hören meist Musik aus den Sechzigern und Siebzigern. Die ersten Songs, die wir zusammen in der Garage von Zachs (Bassist) Papa in Iowa geschrieben haben, haben unseren Sound definiert.

Du erwähnst, das ihr auf die Musik aus den Sechzigern und Siebzigern steht – welche Künstler würdest du als Hauptinspiration nennen? Sind dabei auch aktuelle Bands? Gerade in Schweden (und da vor Allem in eurer Heimat Örebro) existieren ja ziemlich viele Bands in der Retro-Rock-Szene, inspiriert ihr euch da auch gegenseitig?

Einen großen Einfluß haben sicherlich Peter Green’s FLEETWOOD MAC, FRUMPY, NOVEMBER, ARETHA FRANKLIN, ETTA JAMES und CACTUS. An aktuellen Bands mögen wir zum Beispiel GRAVEYARD, KADAVAR, DEAN ALLEN FOYD und FLEETFOXES – aber es gibt so viel gute Musik!

 

Für viele ist der Sänger bzw. die Sängerin der Faktor, der die wirklich guten Acts vom Durchschnitt trennt. Du hast eine sehr kraftvolle Stimme – wie hast du dein Talent entdeckt und bist du eine ausgebildete Sängerin?

Ich habe ziemlich früh entdeckt, das ich eine sehr kraftvolle Stimme habe. Aber am Anfang habe ich unheimlich viel geübt, da ich nicht wußte wie ich sie einsetzen soll, ich habe sehr brüchig und hoch gesungen als ich so 6-10 Jahre alt war, aber danach dann stärker und dunkler. Ich habe meine Eltern in den Wahnsinn getrieben, da ich pausenlos gesungen habe (haha). Bevor ich dann mit 14-15 aufs Musikgymnasium gekommen bin und jede Woche Gesangsunterricht hatte, habe ich mit einer Sängerin in meiner Heimatstadt geübt. Ich erinnere mich, das sie mir einmal sagte das ich irgendwann in der Zukunft all das verstehen würde, was sie mir mit auf den Weg gibt – und so war es dann auch ein paar Jahre später.

Deine Stimme ist bestimmt oft das Erste, was mit BLUES PILLS assoziiert wird – wie gehst du damit um? Sorgt das manchmal für Probleme innerhalb der Band?

Ich glaube allen Musikern, die in einer Rockband spielen ist bewußt das Sänger und Gitarrist die größte Aufmerksamheit abbekommen. Es wäre sicherlich problematisch, wenn ich wegen meiner Stimme unbescheiden und divenhaft wäre, aber meiner Ansicht nach ist jedes einzelne Instrument, jeder Teil der Band gleich wichtig für unseren Sound. Jedes Mal wenn ich mit Zach, Cory und Dorian spiele bläst es mich wieder völlig weg, was sie für tolle Musiker sind und welche Gefühle sie transportieren können. Dadurch geben sie mir auch die Stärke, das selbe Level zu erreichen.

Deine Stimme wird des Öfteren mit Janis Joplin verglichen, mit einer Spur Aretha Franklin – findet du das passend oder mit wem würdest du dich am ehesten vergleichen? Wer sind deine Vorbilder?

Beide gehören zu meinen absoluten Favoriten und es ist natürlich sehr schmeichelhaft, mit solch unglaublichen Sängerinnen verglichen zu werden. Ich nehme das aber nicht zu ernst, das wäre glaube ich nicht gut für mich. Ich höre aber nicht nur Musik aus den Sechzigern und Siebzigern, ich liebe zum Beispiel auch Jay Buchanan von den RIVAL SONS und natürlich Joakim Nilsson von GRAVEYARD. Die beiden sind definitiv meine beiden Favoriten von neueren Bands, zusammen mit Kristoffer Sjödahl von DEAD MAN, seine Stimme ist wunderbar. Amy Winehouse war auch eine tolle Sängerin, auch wenn ihre Musik vielleicht auf Dauer etwas langweilig werden kann. Etta James und Big Mama Thornton sind zwei weitere Favoriten, aber ein richtiges Vorbild habe ich eigentlich nicht.

Wie du schon sagtest bekommen auch die Leadgitarristen viel Aufmerksamkeit, euer Dorian ist man gerade 17 oder 18 Jahre alt – wie schafft man es in dem Alter schon derart großartig spielen zu können?

Ja, Dorian ist absolut fantastisch, er ist jetzt 18. Er hat schon als Dreijähriger angefangen, ZZ TOP zu hören und das wurde dann seine Lieblingsband. Er hat zwar ein paar Gitarrenlehrer gehabt, aber den Großteil hat er sich selbst beigebracht, indem er zum Beispiel Gitarrenmagazine aus dem Bluesbereich gekauft hat und damit geübt hat. Aber mit so einem Talent wird man geboren!


 

 

BLUES PILLS bestehen aus einer Schwedin, einem Franzosen und zwei Amerikanern – wie seid ihr eigentlich zusammen gekommen? Wohnt ihr inzwischen Alle in Örebro?

Ich bin zuhause in Schweden arbeitslos geworden, hatte aber etwas Geld gespart und habe mich dann entschlossen, eine Auszeit zu nehmen um mir über einige Dinge klar zu werden. Ich bin dann alleine nach Kalifornien gezogen und habe dort Zach und Cory getroffen. Wir haben uns angefreundet und angefangen, in der Garage von Zachs Dad zu jammen und Demos aufzunehmen. Zu dem Zeitpunkt waren wir nur zu dritt, aber die Dinge kamen ins Rollen und wir haben die Chance bekommen, unsere EP auf Crusher Records zu veröffentlichen und unser Demo auf Maximum Ames Records aus Iowa. Gleichzeitig wurde uns eine Tour durch Spanien angeboten und da wir noch einen Gitarristen gesucht haben, erinnerten sich Zach und Cory an einen jungen Franzosen, den sie mal hatten spielen sehen. Also haben wir mit Dorian Kontakt aufgenommen und ihn gefragt, ob er nicht ein paar Solos für die „Bliss“ EP aufnehmen will und uns auf die Tournee begleitet. Wir haben uns dann alle in Schweden getroffen und alles lief großartig, wir hatten sowohl musikalisch als auch persönlich eine tolle Chemie. Bis dahin hatten wir nicht  weiter als bis an die EP und die Tour gedacht, aber dann wollten wir unbedingt als Band weitermachen. Am Anfang war es alles etwas schwierig mit Visa und so weiter aber jetzt, zwei Jahre später, leben wir alle in Örebro, schreiben und spielen Musik zusammen und sind eine richtige Familie geworden.

In Schweden werden junge Bands ja auch vom Staat unterstützt, wie sieht das bei euch aus?

Ja, wir profitieren auch davon, zum Beispiel haben wir die Möglichkeit, günstig einen Proberaum zu mieten – und die Leute, die da involviert sind, haben uns echt unheimlich geholfen.

Zum Abschluß noch die Frage: woher stammt eigentlich der Name BLUES PILLS?

Den haben wir von einem Kumpel aus Deutschland, er heißt Jens Hide. Er hatte einen Blog über Underground-Musik aus den Sechzigern und Siebzigern, wo wir auf den Namen gestoßen sind. Wir fragten ihn also, ob wir den nehmen können und er fand das total Klasse.

Vielen Dank, Elin – ich hoffe ihr habt eine großartige Tournee und wünsche euch das Allerbeste!

 

Für Kurzentschlossene gibt es noch die Möglichkeit BLUES PILLS auf den letzten Dates ihrer Deutschland-Tour live zu erleben:

13.11. Hannover (Faust)

14.11. Berlin (C-Club)

15.11. Würzburg (Hammer Of Doom)

12.11.2013
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