Borknagar
Interview mit Jens F. Ryland zu "Winter Thrice"

Interview

Borknagar

Seit 20 Jahren veröffentlicht Øystein G. Brun nun bereits mit BORKNAGAR immer wieder faszinierend starke Alben.  Und auch „Winter Thrice“, das zehnte Album, ist episch mystisch, progressiv fesselnd und filigran, ein anmutiges Meisterwerk nahe der Perfektion.  Wir führten folgendes Interview mit Gitarrist Jens F. Ryland.

Wie wichtig ist euch eure musikalische Weiterentwicklung von Album zu Album? Und welchen Stellenwert hat es für euch, nicht auf ein bestimmtes Genre gebunden zu sein?

Für mich bedeutet Veränderung alles! In allen Aspekten des Lebens. Deshalb gedeihe ich in BORKNAGAR mit Øysteins Songwriting. Ich bin ein Unternehmer des Herzens, so funktioniere ich. Dasselbe Album immer wieder zu reproduzieren wie es so viele Bands tun würde mich töten! Die grundsätzliche Idee von BORKNAGAR ist es, unabhängig zu sein und absolute künstlerische Freiheit zu genießen. Alleine schon der Gedanke eines konstruierten Namens wie BORKNAGAR ist der Anfang davon.  

Wie betrachtest du die Evolution von den Anfängen mit BORKNAGAR bis zum neuen Album „Winter Thrice“? Und worin siehst du die Unterschiede zwischen diesem und dem Vorgänger „Urd“?

Musikalische Evolution kommt vom Erlernen dessen, was du tust und dann deine eigene Formel danach einstellen. Wir wachsen und gedeihen von den Rückmeldungen aus unserem Umfeld, Weiterentwicklung der Fertigkeiten und Technik sowie den unterschiedlichen Einflüssen, welche die Bandmitglieder einbringen. Das ist auch die Essenz der Unterschiedlichkeit der beiden letzten Alben.

Habt ihr irgendwas an der Art und Weise wie ihr Songs schreibt geändert, oder habt ihr vielleicht auch alte Ideen für das neue Album einfließen lassen? Wie groß ist der musikalische Einfluss aller Bandmitglieder?

Ich beantworte die Frage aus meiner Sichtweise. Øystein hat immer ein großes Reservoir an Material auf das er zurückgreifen kann. Der Prozess, ein neues Album zu erschaffen bedeutet immer, einige alte Ideen mit neuen zu kombinieren. Die Ideen werden vorproduziert und dann nehmen wir anderen in verschiedenen Wegen daran teil.

Auf „Winter Thrice“ habt ihr beim Titelsong und bei „Terminus“ eine tolle Überraschung! Kristoffer „Garm“ Rygg ist zurück in BORKNAGAR als Gast und steuerte Gesang bei. Wie kam es dazu?

Wir kennen alle Kris gut und blieben auch ständig in Kontakt. 2012 überredete ich ihn dazu, auf dem Inferno Festival in Oslo gemeinsam mit uns die Bühne zu teilen, damit wir zusammen den Schluss von  „Dawn Of The End“ vom Album „The Olden Domain“ singen, wo er der Hauptsänger war. Von da an kamen die Dinge einfach ins Rollen und Øystein schickte ihm die Datei zu „Winter Thrice“ und fragte ihn nach etwas Gesang. Kris mochte den Song so sehr, dass er letztendlich mehr sang als ursprünglich gedacht und wir waren alle mehr als zufrieden. Es gab also keinen wirklichen großen Plan aber eine Kette von Ereignissen.

Wovon handeln die Texte? Steckt ein Konzept dahinter?

Die Texte von BORKNAGAR drehen sich immer um den Kosmos und die Natur. Kein lyrisches Konzept für dieses Album alleine aber innerhalb des Konzepts das BORKNAGAR ist.

Was kannst du uns über das tolle Artwork erzählen?

Marcelo Vasco ist ein brasilianischer Designer/Künstler, welcher mit uns seit „Universal“ zusammenarbeitet. Er ist inzwischen ein Teil der BORKNAGAR Familie und war in Norwegen bei verschiedenen Gelegenheiten. Die Art wie er unsere Musik versteht ist der Schlüssel dieser Kooperation. Øystein gibt ihm einige Songtitel, einige Auszüge der Texte und etwas Musik, und Marcelo fängt an damit zu arbeiten. Es kommt dann zu uns mit den ursprünglichen Ideen zu welchen wir alle unseren Beitrag leisteten, der Prozess ist sehr einfach und flüssig. 

Für den Song „Winter Thrice“ habt ihr auch einen Videoclip gedreht. Was kannst du uns hierüber erzählen?

Ich wurde zum Midgardsblot Festival außerhalb von Oslo eingeladen und entdeckte das Midgard Historic Center Museum. Es ist ein traditionelles Wikinger Gildenhaus, also ein schmaleres Langhaus mit derselben Art von Struktur, Ornamenten und Funktionen. Es ist ein Teil des Zentrums das im Borre Park gebaut ist, der größten Begräbnisstätte der Wikinger in Nordeuropa. Ich war verblüfft von diesem Ort und als wir anfingen über das Video zu diskutieren schlug ich diesen Ort als die passende Location vor. Glücklicherweise ist der Manager ein Metalenthusiast und begrüßte diesen Gedanken.

Glückwunsch zum 20jährigen Bandjubiläum! Wie fühlst du dich?

Jung!

Was waren die besten und was die schlechtesten Dinge die euch in diesen Jahren passiert sind?

Immer noch hier zu sein ist wahrscheinlich das Beste, und diejenige die es nicht geschafft haben das Schlechteste.

Da BORKNAGAR ursprünglich mal als Black-Metal-Band anfingen, wie schaust du auf diese Szene heutzutage?

Øystein fing mit diesem Projekt 1994 an und da ich nicht vor 1997 dazu stieß konnte ich nur die Nachwirkungen dieser frühen Jahre erleben. Für mich wurde die Szene immer von Missverständnissen und Gerüchten dominiert, welche in gewissen Ausmaß das Leben für uns schwierig machten. Ich sehe das als direktes Problem, dass diese verdrehte Geschichte ein Hollywoodfilm werden könnte. Du solltest eher hören, was Necrobutcher von MAYHEM über diese abgedrehte Zeit aus dem Inneren zu erzählen hat. Wenn es um Bands und Musik geht, bin ich progressiv wie ich vorher schon sagte. Für mich ist es nicht sehr interessant, Bands anzuhören, welche den Stil und Ausdruck der frühen Neunziger kopieren möchten.

Was habt ihr in nächster Zukunft alles geplant?

Wir haben erst einer Europatour im April zugestimmt, zusammen mit den Festivals im Sommer schauen wir auf die geschäftigste Periode von BORKNAGAR seit 1999! Wir haben auch Ambitionen aber noch keine konkreten Pläne noch mehr Shows im Oktober oder November zu spielen.

26.01.2016

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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