The Devil Wears Prada
"Erzähl' mir doch nicht, dass ich keine Metal-Songs schreiben kann!"

Interview

Glaubst du, es ist für deine psychische Stabilität und Empfänglichkeit für Freude am besten, wenn du stets auf einer Reise bist und niemals einen stabilen Endpunkt erreichst oder ist das auch ein Teil des Mindsets, den man anpassen muss?

Nein. Das Thema des letzten Songs „My Paradise“ ist das Realisieren, dass das Erreichen von Zielen, von denen du glaubst, dass sie etwas Wichtiges in deinem Leben darstellen, nicht das ist, was dich glücklich macht. Schau auf deine Familie und deine Freunde. Ein Abend gemeinsam im Pub kann unendlich viel bedeutsamer sein, wie alles andere. Diese ganzen Horrorgeschichten, die mit deinem Geist passieren und in „Flowers“ thematisiert werden, können dadurch aufgelöst werden, wenn du Freude und Einfachheit akzeptierst.

Mit dem Flugzeugabsturz und dem damit verbundenen Tod eures ehemaligen Drummers Daniel Williams im Mai, gab es leider einen recht prominenten Todesfall, der Dich sicherlich auch berührt hat. Waren die Songs zu dem Zeitpunkt schon im Kasten oder hatte das einen Einfluss?

Zu diesem Zeitpunkt war alles schon geschrieben. Das war so ziemlich das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Dave Shapiro, der das Flugzeug geflogen hatte, war dazu mein Agent – der Einzige, den ich jemals hatte und der vielleicht engste Freund im gesamten Business. So etwas lehrt dich einerseits Resilienz, andererseits aber auch wie wichtig dein Vermächtnis auf der Erde ist. Man sollte lieber eine gute, denn eine schlechte Person sein.

Auf dem Artwork zu „Flowers“ sind schließlich die Blumen prominent platziert, die im Video zum versöhnlichen Song „Wave“ eine zentrale Rolle spielen. Konkludiert das „Flowers“ letztendlich als Album mit einer positiven Message?

Es behandelt natürlich eine Menge negativer Dinge, aber an diesem Punkt meines Lebens denke ich, dass über Probleme zu reden viel besser ist, als diese zu begraben. Dazu denke ich, dass umso ehrlicher du mit deiner Gefühlslage bist, desto mehr Menschen wirst du erreichen, denen es ähnlich geht. Du glaubst gar nicht, wie viele Leute im Laufe des Songwritings zu den unterschiedlichen Ideen gesagt haben: „Scheiße, mir geht’s ganz genauso!“.

„Lieber eine gute, als eine schlechte Person sein“

Für das Songwriting habt ihr euch eine Zeitlang eine Hütte in Arkansas gemietet, um dort als Band zusammenzukommen. Was hat euch das gebracht?

Während unserer Touren sind wir immer mal wieder nach Los Angeles, um letztendlich etliche Songs zu schreiben. Eigentlich sind wir dann in diesem Haus zusammengekommen, um diese Stücke zu beenden, weil wir da einfach mehr Zeit hatten. Als wir dann aber zusammen waren, ist viel mehr aufgekommen, wir haben Zusammenhänge zwischen den einzelnen Liedern hergestellt und irgendwie den Kern des Albums zusammengesetzt.

Das klingt produktiv. Ein Prozess, den man zukünftig wiederholen wird?

Auf jeden Fall. Es hatte auch teilweise etwas von einem intensiven Firmenzusammentreffen. Ich hatte viel Zeit, um zum Beispiel mit Mike über private Dinge wie seine Hochzeit und Familie zu reden. Diese authentische Energie, die sich aus diesen Austauschen ergeben hat, konnten wir für das Album nutzen.

Ihr musstet in der Vergangenheit sehr oft Rede und Antwort bezüglich eures christlichen Backgrounds stehen. Nun habt ihr nach außen kommuniziert, dass ihr keine christliche Band seid. Habt ihr bloß kein Bock mehr auf blöde Nachfragen?

Ich bin in einem Umfeld groß geworden, indem es ganz normal war, dass du mit christlichen Statuten aufwächst. Das wurde einfach nie hinterfragt. Dann sind wir in unseren Karrieren umfassend auf Tour gegangen, haben viele neue Orte gesehen und eine säkulare Welt kennengelernt. Plötzlich dachte ich, dass ich hier der Creep bin. Also genau genommen bereue ich in dieser Hinsicht nichts, doch inzwischen haben sich unsere Ansichten insoweit geändert, als dass es auch keinen Sinn mehr macht, die Band irgendwie als christlich zu bezeichnen.

Also hat für dich persönlich schon eine religiöse Abkehr stattgefunden?

Ja, absolut. Aber nicht auf eine depressive Art und Weise, sondern viel mehr eine Änderung der Denkweise durch den Zugang zu mehr Wissen.

Gibt es bei euch in den USA auch diese fast schon obsessive Konfliktsucht, insbesondere seit den Pandemiejahren 2020/21?

Auf jeden Fall. Jemand aus der Band hat Gestern anlässlich meines Geburtstages einen Post hinterlassen, indem er mir mit einem Bild gratuliert hat. Neben vielen tollen Nachrichten, gab es natürlich auch so was wie: „Warum musst du sowas posten? Wen interessiert das?“. Ist den Menschen denn nichts mehr heilig? Sag doch einfach „Happy Birthday“ oder nichts. Ich persönlich mache da aber nicht mit. Ich bin ein positiver Mensch und sage lieber gar nichts, wenn mir etwas nicht gefällt. Insgesamt möchte ich mehr Gutes als Schlechtes in die Welt bringen.

Zum Abschluss natürlich noch Alles Gute von meiner Seite!

Galerie mit 34 Bildern: The Devil Wears Prada - Europe Headline Tour 2024 in Berlin

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Quelle: Zoom-Interview mit Jeremy DePoyster
07.12.2025

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