Zodiac
Retro-Rock? Michael Jackson? Interview mit ZODIAC zum neuen Album "Grain Of Soul"

Interview

ZODIAC schaffen es immer wieder, mit jedem Album neue Akzente innerhalb ihres Rock-Kosmos‘ zu setzen. So auch mit „Grain Of Soul“, dem inzwischen vierten Langspieler, der ihre musikalischen Grenzen erneut neu auslotet und weniger Blues, dafür mehr modernen Rock/Metal enthält. Wie es dazu kam und warum hier auch die Sprache auf den „King Of Pop“ kommt, erklärt Bassist Ruben Claro.

 

 

Euer neues Album „Grain Of Soul“ hat sich noch weiter vom Blues weg entfernt, mehr Rock, ist etwas härter, diversifizierter. Wie kam es zu dieser Entwicklung von ZODIAC und wie beurteilst du „Grain Of Soul“?

Im Grunde haben wir alle das Gefühl gehabt, dass wir jetzt auch mal eine andere Seite von ZODIAC zeigen wollen. Wir wussten schon, dass wir auch härter können! Bei dieser Produktion hat sich in einer sehr frühen Phase des Songwritings schon bemerkbar gemacht, dass die Songs härter werden würden. Allerdings würde ich nicht sagen, dass wir uns weiter vom Blues wegbewegt haben. Der Blues ist und bleibt einer unserer größten musikalischen Einflüsse und auch auf „Grain Of Soul“ hört man ganz klar unseren bluesigen Sound raus! Auch wenn er dieses Mal gepaart ist mit Metal und Grunge, ist immer noch ZODIAC deutlich rauszuhören.

Seit eurem Debütalbum habt ihr euch stetig entwickelt – habt ihr auf diese Veränderungen Einfluss bzw. könnt ihr immer erkennen, wohin die Reise geht, oder gibt es beim Songwriting für jedes neue Album immer wieder Überraschungen?

Klar gibt es Überraschungen und das ist auch gut so! Jeder von uns hat Ideen und Riffs, die er im Proberaum anbietet. Und aus einer Idee, die auf der Akustikgitarre entstanden ist, kann dann auch ganz schnell was komplett Neues entstehen. Der Song „Follow You“ war beispielsweise in seiner Rohfassung zwischenzeitlich ein sphärischer, keyboard- und synthgetränkter Jam, bis wir erst Mal gemerkt haben, was für ein Potenzial dahinter steckt – an dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön an unseren Kumpel Flo Steppke, der uns mit vielen Ideen zu diesem Song beigestanden hat! Aber klar hat man schon im Voraus einen groben Plan, wohin die Reise gehen soll. Die größte Überraschung war, für mich mit eingeschlossen, dass ich plötzlich Backings singen sollte, was ich bisher nur auf der Bühne getan habe. Das war schon eine Umstellung für mich. Aber im Endeffekt war es gut so, weil sonst wohl nie jemand erfahren hätte, dass ich ziemlich hoch singen kann! Haha!

Ihr habt im geschichtsträchtigen Horus Sound Studio in Hannover mit Produzent Arne Neurand (u. a. SUBWAY TO SALLY, GUANO APES, THE INTERSPHERE, REVOLVERHELD) aufgenommen. Welchen Push für euren Erfolg erhofft ihr euch dadurch und was kannst du uns über die Aufnahmen erzählen? Welchen Einfluss hatte Arne auf die Songs bzw. wie hatten sie sich im Studio noch verändert?

Arne war genau der richtige Mann für dieses Album. Er hat sich mit uns im Proberaum eingeschlossen und mit uns zusammengearbeitet. Und was für ein Input das war! Er hat verstanden, wie wir klingen wollen und auch verstanden, welche Zutaten die Songs brauchten. Ein unglaublicher Musiker! Unermüdlich haben wir von 9 bis teilweise 2 Uhr morgens im Studio gesessen. Morgens Drums, danach Bass oder Gitarren (denn: nicht immer muss der Bass vor den Gitarren im Kasten sein!) und dann ab abends die Vocals bis in die Nacht hinein. Hut ab für das Pensum, was Arne da geleistet hat. Wir konnten ja zwischendurch noch pennen oder spazieren gehen. Aber er war permanent am Arbeiten. Und das ist das Erfolgsrezept! Wer so viel arbeitet wie er, wird auch irgendwann belohnt und ich hoffe das trifft auch bald auf uns zu. Wir hätten auch, wie in vorigen Produktionen bereits geschehen, Live aufnehmen können. Und das werden wir vielleicht auch irgendwann wieder tun, weil es uns Spaß macht und wir es lieben, gemeinsam zu recorden. Allerdings mussten wir diesbezüglich Abstriche machen, weil die Platte nunmal auch modern klingen sollte. Mit diesem Songmaterial Live aufzunehmen und den sogenannten „Moment“ einzufangen, hätte nicht die Wirkung hervorgebracht, die wir wollten. Am Ende des Tages soll einen das Album ab dem ersten Ton aus dem Sessel fegen, und wenn der Kompromiss ist, moderne Aufnahmetechniken zu nutzen, nacheinander einzuspielen… gerne!

Das Album heißt „Grain Of Soul“ – welche Bedeutung steckt hinter dem Titel? Und wovon handeln die Texte?

Die Idee dahinter ist all das Visuelle auszublenden und sich auf die Seele mit all ihren Facetten zu richten. Deshalb der Totenkopf und die Hände der Frau/der Seele, die ausbrechen möchte. Es geht also um Schwächen und Stärken, Ängste und Zweifel und das, was uns als Menschen ausmacht aber auch unantastbar bleibt. Fehler, Egoismus, Leidenschaft, etc. In den Texten werden auch persönliche Geschichten verarbeitet. Dafür ist diese Kunstform da. Jeder findet in Songtexten Parallelen zu seinem eigenen Leben. „Down“ handelt beispielsweise von Gamayun, einem Vogel aus der russischen Mythologie mit einem Frauenkopf. „Animal“ ist ein kritischer Song gegen uns Menschen, die sich und ihren Mitmenschen ständig Leid zufügen ohne es selber zu merken. Wir zerstören unseren Planeten aus Habgier und Dummheit. Wenn man so will ist das Tier sogar noch intelligenter als der Mensch… „Follow You“ handelt von Erinnerungen, die einen einfach nicht loslassen wollen und uns bis ans Ende unserer Tage begleiten werden. In „Rebirth By Fire“ geht es darum, aus den dunkelsten und schlimmsten Situationen noch stärker wieder aufzustehen. Es ist wohl für Jeden etwas dabei.

Hat es für euch als Band Vorteile, in einer kleineren Stadt wie Münster zu leben anstatt in einer großen Stadt wie Hamburg oder Berlin? Wie ist eure heimische Musikszene? Welchen Einfluss hat eure Heimat auf den Sound von ZODIAC?

Sagen wir so: es ist nicht unbedingt ein Nachteil, nicht aus Berlin oder Hamburg zu kommen. Ganz abgesehen, dass es ganz wunderbare Städte sind, denke ich nicht, dass es heute einen Unterschied macht, woher man kommt. Die Musikszene in Münster ist variabel und geht von Blues bis Metal. Genauso klingen wir auch eigentlich. Wir wollen uns auch nicht so gern in eine Schublade stecken lassen. Wir hatten Bock auf eine 70’s Bluesrock-Platte und haben diese gemacht. Jetzt haben wir eine Hard-Rock-Platte aufgenommen. In der Hinsicht sind wir schon stark von Münster geprägt. Wobei wir außer Stephan gar nicht mehr in Münster leben. Ich habe sowieso nie da gelebt. Wir kommen nicht nur aus verschiedenen Orten, sondern auch musikalisch aus unterschiedlichen Ecken. Rock ist trotzdem das was wir alle Heimat nennen.

ZODIAC sind in der Vintage-Rock-Szene sehr bekannt. Fühlt ihr euch selbst dieser Szene zugehörig? Was hat sich in den letzten Jahren mit der wachsenden Popularität verändert und weshalb denkst du, haben Bands wie ihr, BLUES PILLS, ORCHID, GRAVEYARD und KADAVAR eine breitere Aufmerksamkeit, während diese Musik davor noch eher ein Undergroundthema war?

Um ehrlich zu sein haben wir uns nie als Retro-Rockband gesehen. Auch wenn ich den Gedanken nachvollziehen kann und weiß, woher das kommt. Man schaue sich nur das Cover zu „A Bit Of Devil“ an. Mehr Vintage geht ja kaum. Und klar, auch der Sound ist sehr rough… es kommt alles zusammen, was letztendlich zu der Annahme führt, wir seien eine Vintage Rockband. Es ist auch total in Ordnung uns ein Halsbändchen zu verpassen. Die Ordnung muss nunmal bestehen bleiben. Aber ich würde, bei allem Respekt, den ich für diese Bands habe, niemals auf die Idee kommen, unsere Musik mit der von KADAVAR oder BLUES PILLSs zu vergleichen. Vor allem nicht bei „Grain Of Soul“.

Um auf die Undergroundfrage zu kommen: Es ist Retro. Das hat es schonmal gegeben und es kommt wieder, wie manch andere Modeerscheinung oder Stilistik ebenfalls. Vielleicht ist Retro ja auch gekommen um zu bleiben. Vielleicht ist Retro aber auch nicht der Begriff für die Musik, die diese Bands machen, sondern für das Phänomen, dass etwas seine Renaissance erlebt. Womöglich könnte „Grain Of Soul“ das neue Retro sein. Immerhin hört man viel 90’s raus. ALICE IN CHAINS, SOUNDGARDEN, RAGE AGAINST THE MACHINE, PANTERA. Wie auch immer… alles erlebt irgendwann seine Wiedergeburt. Ist ja auch schön zumindest eine Idee davon zu bekommen, wie es damals bei Papa und Mama war.

Was habt ihr nach eurer Tour geplant?

Wir wollen nach unserer Tour auf jeden Fall weiterspielen. Eventuell kommt noch eine Tour in UK dazu, was ziemlich geil wäre, weil wir bisher nur in London gespielt haben. Aber wenn du wissen willst, ob wir danach am nächsten Album arbeiten werden… ganz sicher nicht!

Stell dir vor, du könntest mit einem Musiker oder einer Band zusammen Live spielen, egal ob Tod oder am Leben, wer wäre das und warum?

Das ist echt schwierig! Genauso schwierig wie das „all time favorite“ Album zu nennen. LED ZEPPELIN haben auf jeden Fall ihr Plätzchen auf dem Podium sicher. JIMI HENDRIX, THE DOORS (Ray hätte sich den Stress Bass zu spielen sparen können), MICHAEL JACKSON (Held meiner Kindheit), BOB MARLEY (für sein politisches Engagement und diese ultratighte Band), DAVE GROHL, TOTO… die Liste ist lang und könnte nicht ungleicher sein!

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Wir sind vom 16.9.-8.10 auf Headliner Tour! Kommt vorbei und lasst uns gemeinsam feiern!

16.08.2016

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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