Árstíðir
Árstíðir live in Esslingen

Mit Metal hat der heutige Konzertabend im Grunde nicht das geringste zu tun. Und dennoch haben es ÁRSTÍÐIR gerade innerhalb unserer Szene geschafft, die Aufmerksamkeit so manches Underground-Feinschmeckers zu erregen. Der Grund dafür ist schnell in der gemeinsamen Tour mit PAIN OF SALVATION ausgemacht, bei der die Isländer wie auch die holländische Sangeselfe Anneke van Giersbergen (ex-THE GATHERING) weit mehr als nur die Rolle einer Vorgruppe bekleideten.

Nun kehren ÁRSTÍÐIR (übrigens keinesfalls zu verwechseln mit den Black-Metallern ÁRSTÍÐIR LÍFSINS!) also zurück auf den europäischen Kontinent und zeigen sich aufs angenehmste überrascht vom großen Zuspruch, den die eigene Headliner-Tour gerade in Deutschland erfährt. Klar, wir reden hier von eher überschaubaren Locations, nicht von den ganz großen Hallen, doch die Resonanz der Besucher ist phänomenal und lässt darauf hoffen, dass die Band sich noch häufiger hierzulande blicken lassen wird.

Bei ihrem diesmaligen Abstecher haben ÁRSTÍÐIR ihre Landsfrau Myrra Rós Þrastardóttir mitgebracht, die als MYRRA RÓS alleine an Akustik-Gitarre und Mikrofon das Vorprogramm mit ihren gefühlvollen Singer/Songwriter-Stücken bereichert. Ein Hauch von Melancholie ist stets erkennbar, trotzdem wirken die Songs erstaunlich leichtfüßig. Dazwischen erzählt die sympathische Sängerin, wie sie ÁRSTÍÐIR kennenlernte, die in ihrer Anfangszeit das Wohnzimmer eine Etage unter dem ihrigen als Proberaum nutzten, und die Jungs schließlich dazu überreden konnte, sie mit auf Tour zu nehmen.

Die Lieder erzählen – mal in englischer, mal in isländischer Sprache – von Liebe („Við Og Við Tvö“), alten Saga-Motiven („Kveldúlfur“) oder sind ihrer kleinen Tochter gewidmet („Láru Lag“). Bei „Sail On“ lässt sich das Publikum nicht lange darum bitten, in den geforderten „Ohoho“-Chor einzustimmen. Am Ende gesellt sich mit Jón Elísson, Karl James Pestka und Hallgrímur Jónas Jensson die halbe Mannschaft des Hauptacts hinzu, um die letzten beiden Songs an Klavier, Geige und Cello zu unterstützen und ihnen dadurch mehr Tiefe zu verleihen. Das Publikum dankt’s mit wohlwollendem Applaus und fühlt sich nun bestens eingestimmt auf das eigentliche Highlight des Abends.