KISS
End Of The Road World Tour in Hannover

Konzertbericht

Billing: Kiss und David Garibaldi
Konzert vom 05.06.2019 | Expo Plaza, Hannover

Galerie mit 27 Bildern: KISS - End of the Road Tour 2019 in Hannover

Durch die Inflation an Abschiedstouren kommt bei Ankündigungen selbiger selten Trauer auf, sondern nur der Vorwurf, dass die Bands ihren Status (und damit auch ihre Gagen) vergrößern wollen. KISS müssen sich durchaus diesen Vorwurf gefallen lassen. Seit Jahren geht man mit ähnlichen Shows auf Tour und das Zuschauerinteresse lässt allmählich nach. So spielen sie dank ihrer Ankündigung vom Ruhestand nun auf der Expo Plaza vor zehntausenden Leuten, wo sonst nur Größen wie AC/DC oder GUNS N‘ ROSES spielen. Und daher nimmt man sich auch Dreistigkeiten wie Stehplätze ab 95€, Front-Of-Stage-Bereiche oder T-Shirt-Preise für 40€ heraus. Und das ist nur der Gipfel des Eisbergs.

David Garibaldi

Die US-amerikanischen Shock-Rocker scheuen anscheinend den Vergleich mit einer jungen Band. Daher soll der Performance-Künstler DAVID GARIBALDI die Menge einheizen. Dazu malt er live Porträts von Alice Cooper, Mick Jagger und natürlich KISS in 25 Minuten, während gleichzeitig ein Medley aus den Hits der dargestellten läuft. Dazu hüpft er rum, zieht seine Striche so temperamentvoll wie in einem überzeichneten Film und fordert Reaktionen von den Hannoveranern. Während einzelne Bereiche durchaus darauf eingehen, wird das Gesamtbild von Desinteresse und Kopfschütteln dominiert. Mit seiner Pseudo-Rockstar-Art sorgt er für Befremden und die Erkenntnis, dass es schlimmeres als schlechte und/oder stilistisch unpassende Vorbands gibt.

Im Anschluss entschädigen KISS dann aber für einiges. Die Bühne ist schlicht atemberaubend. Sie besticht vor allem durch eine flexible Lichtanlage, deren Herzstück die elf wabenförmigen Bühnenelemente sind, die eine Doppelfunktion inne haben. Sie fungieren einerseits als fliegende Plattformen, u.a. beim Anfang, wenn die Band von oben runter fährt. Auf der Unterseite sind allerdings auch LED-Bildschirme, auf denen es verschiedene Einspielungen gibt. So verwandeln sie sich beim Solo von Tommy Thayer in fliegende Ufos, die er mit seiner Gitarre abschießt. Dieses Beispiel zeigt, dass sich an den Grundzügen der Show nichts verändert hat. Gene spuckt Blut und fliegt nach oben, Paul kommt für zwei Songs auf eine kleinere Bühne im Zuschauerraum und natürlich das gewohnte Grande Finale bei ‚Rock ‚N‘ Roll All Nite‘.

KISS – End of the Road Tour 2019

Während bei den letzten Touren einige wenig gespielte Perlen ausgegraben wurden, gehen KISS auf Nummer Sicher. Die Setlist konzentriert sich vornehmlich auf Klassikern, die seit jeher im Programm sind und wird mit einigen Stücken aus der zweiten Reihe garniert, die allesamt schon in den letzten Jahren gespielt wurden. Dabei wäre zu wünschen gewesen, dass wenigstens zum Abschied die Nummern, die nur noch der Publikumsanimation dienen, wie ‚I Love It Loud‘ oder ‚Say Yeah‘, durch wenig berücksichtigte Kleinode ersetzt werden. Aber diesen Kritikpunkt muss man eigentlich von jeher anbringen.

Von Ausnahmetalenten und versierten Musikern

Als das größte Sorgenkind bei KISS gilt Paul Stanley. Schon seit Jahren ist seine Stimme in einem schlechten Zustand und auch in Hannover klingt seine Stimme bei den Ansagen sogar für seine Verhältnisse ziemlich angeschlagen. Allerdings ist er durch seine 45-jährige Bühnenerfahrung Profi genug, um die hohen Töne in den Songs mit Leichtigkeit zu nehmen. Ein wahres Ausnahmetalent. Der beste Musiker ist zweifellos Eric Singer. Das merkt man an seinem nuancierten Schlagzeugspiel, mit dem er das Material auf eine ganz andere Ebene hievt. Bei Tommy Thayer hört man deutlich, dass er durch Ace Frehley geprägt wurde und so ist der Stil der beiden, bis auf ein paar moderne Elemente. ziemlich ähnlich. Aber gerade weil Thayer eine Rockstar-Aura, die Persönlichkeit vermissen lässt, wirkt er auch noch 15 Jahre nach seinem Einstieg wie ein Ace-Klon.

„End Of The Road“ zu Herzen nehmen

KISS bewegen sich auf das Licht an dem „End Of The Road“ zu. Und das ist gut so, um ehrlich zu sein. Mit ihren nunmehr 70 Jahren lassen sich bei den beiden Originalmitgliedern Abnutzungserscheinungen feststellen, mit denen es immer schwieriger wird, den selbstauferlegten Qualitätsstandard zu halten. Zudem sollte der Mythos KISS nicht noch weiter beschädigt werden. Daher wäre es nur allzu ratsam, wenn die Herren Simmons und Stanley die Pressemitteilungen zu dieser Tour ernst nehmen und ihre Karriere in den nächsten paar Jahren mit einer großen Verabschiedungsrunde ausklingen lassen.

12.06.2019

Redakteur mit Vorliebe für Hard Rock, Heavy Metal und Thrash Metal

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