1349 - Revelations Of The Black Flame

Review

Was erwartet man von einem neuen 1349-Album? Geprügel, Gedonner, unbarmherziger Hass, der sich in pfeilschnellem, abartigem, rauem Black Metal wüste Bahnen schlägt! Das waren meine Gedanken, vor allem weil (oder obwohl?) „Hellfire“ schon vier Jahre zurückliegt. Nun ja, erstens kommt es anders, und zweitens…

Die Nordmänner werden die Black-Metal-Gemeinde und vor allem ihre Fans gehörig überraschen, denn „Revelations Of The Black Flame“ ist zwar der Nachfolger von „Hellfire“ doch gleichzeitig ist das Album etwas völlig anderes. Etwas v ö l l i g anderes. Das mit dem pfeilschnellen, rauhbeinigen Geholze hat man nämlich geflissentlich an den Nagel gehängt. Erstes Aufhorchen. Mit „Invocation“ beginnt eine Reise in ein ganz neues 1349-Universum, ein düsteres, kaltes, abstoßendes wie vereinnahmendes Konzeptalbum, das man so ganz sicher nicht von ihnen erwartet hätte.

Überreste klassischer Black-Metal-Melodieverläufe sind noch zu hören, vielmehr dominieren aber modernere, dem Industrial zugewandte Töne, wie man sie z. B. auf „Rebel Extravaganza“ oder „Deathmachine“ hören konnte. Das erdrückende Dauerfeuer von Frost wird größtenteils durch schwerlastiges Midtempo abgelöst, wenn auch es vereinzelt noch zu kurzen Ausbrüchen von kontrollierter Raserei kommt. Prägnant für das Album ist der Kontrast zwischen simplen Songstrukturen und einem weit differenzierten Gesamtsound. „Serpentine Sibilance“ wirkt regelrecht langsam, „Maggot Fetus…“ schwingt erst die Old-School-Thrash-Axt, bevor Frost dann endlich wieder ein Feuerwerk am Drumkit abbrennen darf. Die Riffmesser werden gewetzt, der Klang ist erfreulich unscharf und heterogen – danke, Tom G Warrior!
In den Interludien („Horns“, „Misanthropy“, „Solitude“) öffnen sich 1349 dann einer bizarren Alptraumwelt aus Noise, Dark Ambient, Industrial und Stummfilm-Soundtracks und erreichen damit eine ganz neue Dimension von Atmosphäre, von der man auf allen Vorgängern nicht mal einen Hauch verspüren konnte, die aber Freunde von REVERENCE entzücken dürfte („Uncreation“).

Die Wirkung des Gesangs ist schwer in Worte zu fassen, Ravn setzt hier auf eine derart fiese Phrasierung, die ein bisschen zwischen T.Reaper, Jack D. Ripper und Jabba The Hut (kein Witz!) liegt – keifend, schreiend, flüsternd, krächzend, intensiv.

Bei der Frage, was beim neuen Opus nun die größte Überraschung ist, ziehen 1349 übrigens noch eine Trumpfkarte aus dem Ärmel: „Set The Controls For The Heart Of The Sun“. Richtig. Ein PINK-FLOYD-Cover. Die markante, hypnotische Basslinie dreht sich wie ein Wirbel in den Kopf, der Rest des Psychedelic-Rock-Klassikers wird so dekonstruiert, dass er perfekt in die Klangwelt von „Revelations Of The Black Flame“ hineinpasst. Aber auch so ist das ein Hinhörer, weil es mit diesem üblichen Selbstbefruchtungsritus beim Covern (SODOM, BATHORY, VENOM, etc…) bricht.

Mit „At The Gate…“ endet das Offenbarungszeremoniell der schwarzen Flamme, und ist doch nicht vorbei. Es ist wie der Blick in ein schwarzes Loch, und die stete Frage, was sich tatsächlich dahinter verbirgt. Eindrucksvolles Album. No killers, no fillers, but have a pleasant, terrifying ride!

Das Album erscheint neben der regulären Ausgabe als Special Edition mit Bonus-Live-CD, sowie auf audiophilem, rotem 180g-Vinyl.

27.05.2009
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