Adorned Brood - Kuningaz

Review

Gerne rühmen sich die Grevenbroicher ADORNED BROOD damit, eine der dienstältesten Pagan-Metal-Bands weltweit zu sein. Schon 1993 umtriebig, werfen sie seit ihrem 96er-Debüt „Hiltia“ im Zwei-Jahres-Rythmus Album um Album auf den Mark und sind demzufolge heuer mit „Kuningaz“ bei Nummer acht angelangt. Waren die ersten Veröffentlichungen bis etwa zur Jahrtausendwende mit dem Charme der Anfänge und einer gewissen Härte noch ganz passabel, musste man im Laufe der Jahre feststellen, dass die Musik des Sextetts wahrlich nicht reiz- oder anspruchsvoller wurde.

Diese negative Entwicklung bestätigt sich auf „Kuningaz“ in aller Deutlichkeit. Wer von den Nordrhein-Westfalen anno 2012 kraftvollen und annähernd kitschfreien Pagan Metal im Stile von PRIMORDIAL, WAYLANDER oder SKYFORGER erwartet, der ist ganz schwer auf dem Holzweg. Vielmehr wirken ADORNED BROOD mittlerweile wie eine zweitklassige Power-Metal-Kapelle – man lausche etwa dem fürchterlich seichten „Men“ mit Schnulzen-Chorus und Bierkrugbruch-Effekten –, die sich unbeholfen an gelegentlichen Mittelalter-Gedudel- und Black-Metal-Einschüben versucht, wobei Letztgenannte fast ausnahmslos völlig schwachbrüstig daherkommen. Hochnotpeinliche deutsche Textversuche gekoppelt mit dem so gar keine Ehrfurcht gebietenden Klargesang („Kreuzeslast“: „[…] Als Walküre lebst du dann an der Seite deiner Schwestern, bist für immer stark und unbesiegt […]“) und ein Keyboard, für dessen künstlichen Klang sich sogar die deutschen CREMATORY schämen würden, runden das elendige Bild ab.

Das blutleere Allerlei klingt dementsprechend so authentisch, wie die berüchtigte Armbanduhr des Statisten in „Braveheart“ ins 13. Jahrhundert passt. Aber es soll ja Menschen geben, die solche Ergüsse dennoch schamlos konsumieren können – man hat das Klientel sofort vor Augen: etwa 17-jährig, unreine, fahle Haut, kinnlange Fettmähne, VARG-Shirt, Trinkhörnchen am Gürtel und eine tolle mp3-Sammlung besitzend, die neben ein paar metallenen Einstiegstruppen großteils aus keyboard-geschwängertem Humpa- und Plastik-„Metal“ sowie Möchtegern-Mittelalter-Müll besteht.

Gibt es denn gar nichts auf der Habenseite? Nun, die Flöte beim tatsächlich noch erträglichen „Victory Or Valhall“ kann ein Fitzelchen Atmosphäre schaffen. Und, welch Wunder zum Finale: „A War Poem“ kommt gar mal mit einer ungewöhnlichen, dezent an ganz alte SEPTIC FLESH zu „Mystic Places Of Dawn“-Zeiten erinnerndern Tastenbrettmelodie und „We Are Legion“ ein klein wenig kerniger als der Großteil der Platte daher. Fast möchte man applaudieren.

Verzeihung, aber bis auf die erwähnten zwei, drei akzeptablen Kompositionen ist „Kuningaz“ selbst im Vergleich mit den letzten, schwerlich überzeugenden ADORNED BROOD-Langeisen und vielen anderen Veröffentlichungen des nicht unbedingt mit Qualitätsgaranten gesegneten Pagan-Metal-Genres erschreckend schwach; so zahn- und belanglos, dass man sich beinahe schon ärgern muss. Aber gut, die sechs Deutschen scheinen statt ansprechender Platten ja sowieso lieber die Feststellung, eine der dienstältesten Pagan-Metal-Bands überhaupt zu sein, wie eine Monstranz vor sich hertragen zu wollen.

08.12.2012
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