Agathodaimon - Chapter III

Review

Endlich ist es also da – das neue Album der Mainzer Band, die sich wohl zurecht als eine der bekanntesten und geachtesten im Melodic Black/Dark Metal Bereich Deutschlands bezeichnen kann. Nun, ich muss zugeben, dass ich dem Release vor geraumer Zeit noch nicht wirklich entgegen gefiebert habe, da das letzte Album „Higher Art Of Rebellion“ in meinen Augen nicht mehr an die Qualität des Debuts anknüpfen konnte. Doch als ich dann vor kurzem die ersten Songfragmente im Kohlekeller Studio (in dem die Band das Album übrigens aufgenommen hat) hören konnte, war ich zum Zerbersten gespannt auf zwei Ereignisse: zum einen natürlich auf die endgültige Version von „Chapter III“ und zum anderen auf die Releaseparty in der Hafenbahn (Offenbach). Hatten mich schon die wenigen Minuten der frühen Version von „Chapter III“ beeindrucken können, so ist mir trotzdem der Kiefer erneut heruntergeklappt, als die endgültige Version endlich in meinem Player rotierte (und diesen bis auf weiteres nicht mehr verlassen hat).
Ich muss zugeben, dass ich schwer beeindruckt bin von der Qualität dieser CD – nicht nur Kristian Kohlmannslehner hat ihr eine eigenständige Note geben können, auch Gerhard Magin, der das Album abgemischt hat, hat der Scheibe einen unverbrauchten und druckvollen Sound verliehen. Doch kommen wir zu den Songs selbst; es war für mich eine Überraschung zu hören, dass AGATHODAIMON zweifelsohne wieder einen Gang zugelegt haben. Zwar finden sich nach wie vor zahlreiche langsame, sehr melodische Parts, die der CD einen Hauch von Gothic-/Dark Metal verleihen, aber vor allem Akaias Beiträge, jenseits von seinem genialen Gesang, haben dem Album eine unerwartete Härte zwischen den Zeilen gegeben. Erwähnenswert ist auf jeden Fall auch, dass Sathonys während der neun Songs desöfteren selbst zum Mikrofon greift und sich für die cleanen Vocals zuständig zeichnet. Auch wenn die Scheibe äusserst vielseitig und variantenreich ist, harmonieren die Songs untereinander – mir wäre kein krasser Bruch auf der CD aufgefallen. Die einzelnen Songs haben erwartungsgemäss (siehe Interview ) allesamt einen eigenen Charakter und gleichen sich lediglich in gewissen Grundzügen, wie dem ausgefeilten Songwriting und dem Wechselspiel von melodiösen Parts und schnelleren, dem Black Metal eher zugetanen Fragmenten. Interessant finde ich, dass sich AGATHODAIMON in der Umsetzung ihrer Ideen nicht selbst eingrenzen. So finden sich rasend schnelle Knüppelparts genauso in den Songs wieder wie kurze Elektrospielereien auf dem Keyboard – etwa bei „An Angel´s Funeral“ – und trotzdem passt alles perfekt ins Bild. Erstaunlicherweise lässt sich kein Durchhänger finden, wie es in meinen Augen bei „Higher Art Of Rebellion“ der Fall war – vielmehr sind auf „Chapter III“ gleich mehrere Ohrwürmer dabei.

Unter dem Strich haben AGATHODAIMON für mich zwar den morbiden düsteren Stil von „Blacken The Angel“ nicht mehr wiedergefunden, aber sie bieten ein äusserst abwechslungsreiches (!) Melodic Black Metal Album, welches nicht für eine Minute langweilig wirkt und das ich in dieser überragenden Form mit Sicherheit nicht erwartet hätte. „Chapter III“ bringt AGATHODAIMON wieder dahin, wo sie schon vor einigen Jahren zu finden waren – an die Spitze des deutschen Melodic Black-/Dark Metal… und vermutlich noch ein ganzes Stück weiter.

12.11.2001
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