Ancient Rites - Rubicon

Review

Lange, viel zu lange mussten die Horden respektive die ANCIENT RITES Fans auf das neue Album der Belgier warten. Das überragende Vorgängerwerk „Dim Carcosa“ datiert ja zurück ins Jahr 2001, doch nun liegt endlich mit „Rubicon“ neues Futter für die Ohren vor. Zu Recht erhielt die Band damals viel Anerkennung, wenngleich auch in Anbetracht der Klasse doch mehr drin gewesen wäre. Sicherlich lag dies allerdings auch daran, dass sich das Lineup erneut leider als recht instabil herausstellte. Doch Frontkämpfer Gunther Theys ließ sich von solchen Problemen nicht beirren, zeigte eisernen Willen und konnte eine neue (teils alte) Mannschaft um sich formen, um seinen Feldzug fortzuführen. Doch hierzu mehr im Interview, welches bald hier erscheinen wird.

Kommen wir zum aktuellen Opus und der darauf enthaltenen Musik. Irgendwie gewinnt man den Eindruck, ANCIENT RITES wären aus den Rückschlägen der jüngeren Vergangenheit gestärkt hervorgegangen. So vielseitig und abwechslungsreich wie auf ihrem Season Of Mist-Debüt zeigte sich die Band bisher noch nie. Und obwohl die Kompositionen auch komplexer erscheinen, wurde gleichzeitig teilweise die Aggressivität wieder erhöht, was vor allem die alten Fans freuen dürfte. So schaffen die Heiden eine Symbiose aus alter sowie neuerer Vergangenheit und schlagen somit eine Brücke zwischen den alten Black Metal Roots sowie der spätestens seit „Fatherland“ eingeschlagenen, melodischeren Richtung. Allerdings muß angemerkt werden, dass „Rubicon“ dabei eher in der Tradition der letzten beiden Werke steht, die aggressiveren und schwarzmetallischeren Passagen wurden lediglich in die Songstrukturen eingewoben, sind Facetten im Gesamtsound und nicht der dominierende Faktor.

Wie z. B. auch auf „Dim Carcosa“ verwendet die Formation das Beste aus Black, Heavy, Thrash und melodischem Death Metal mit einem nicht zu überhörendem Folk Anteil und bleibt damit ihrem charakteristischen und jederzeit erkennbaren Klangbild treu. Lediglich der Hymnenfaktor war auf dem direkten Vorgänger ein wenig höher, die heroischen Klänge sind nicht mehr ganz so präsent. Dies stellt aber keineswegs unbedingt einen Nachteil dar, denn dafür klingen ANCIENT RITES nun irgendwie erwachsener, oder anders ausgedrückt: professioneller. Das Songmaterial zeigt sich gereift und durchdacht. Der erste Song „Templar“ schließt nahtlos an die Vorgängerscheibe an und besticht durch seinen heldenhaften Aufbau mit heroischen Melodien sowie orientalischem Intro. Auf der anderen Seite überrascht beispielsweise „Thermopylae“ mit recht verschachteltem Aufbau und hohem, weiblichen Gesang. Aufgrund der Vielschichtigkeit, den komplexeren Strukturen, der mittlerweile vorhandenen Progressivität (wie z. B. das mit zahlreichen Breaks aufwartende „Ypres“) und der Tiefe des Materials benötigt man schon einige Zeit, bis man sich richtig in diese Platte hineinfindet, was sich aber definitiv lohnt. Positiv anzumerken ist auch der stark verbesserte Schlagzeugsound, welcher zwar nicht unbedingt perfekt ist, allerdings um Längen überzeugender als die klinisch sterilen Drums zuvor. Und natürlich bestechen die Songs wieder einmal durch die wirklich ausgefeilte Leadarbeit der Gitarrenfraktion. Genau so sieht eine positive Weiterentwicklung aus!

ANCIENT RITES lassen mit „Rubicon“ (wirklich passender Titel für eine Platte, welche so einige Grenzen überschreitet) auf jeden Fall weite Teile der Konkurrenz ganz schön alt aussehen und sollten mit diesem Album jeden Fan der Band zufrieden stellen.

23.05.2006

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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