Annihilator - For The Demented

Review

Technisch versiert, präzise und auf den Punkt – so kennt man ANNIHILATOR. Auch auf „For The Demented“ hat Jeff Waters die Zügel fest im Griff und weiß genau, wo er musikalisch hin will. Wie schon den 2015er Output „Suicide Society„, hat er die neue Platte komplett alleine eingeprügelt. Bei Songwriting und Produktion unterstütze ihn allerdings Rich Hinks, der bei Konzerten der Band bereits als Bassist zum Einsatz kam.

„Twisted Lobotomy“ und „One To Kill“, die beide vorab veröffentlicht wurden, ließen bereits eine Rückkehr zum Thrash-Sound früherer Tage erhoffen, nachdem ANNIHILATOR sich zuletzt viel beim Modern Metal geborgt hatten. Insbesondere ersterer knüppelt so gnadenlos nach vorne, wie es Jeff Waters schon lange nicht mehr gemacht hat. Griffige Hooks hat der sympathische Kanadier dabei aber nicht vergessen. Der Titelsong zeigt außerdem, dass er auch groovebetonte Songs immer noch locker flockig aus dem Ärmel schütteln kann. Mit „The Demon You Know“ gibt es auch noch einen weiteren Midtempo-Smasher, bei dem treibenden Drums und ein eingängiges Riff zu augenblicklichem Kopfnicken führen. Für kurze Irritation sorgt das Synthie-Intro von „Alterint The Altar“. Doch nach wenigen Sekunden regiert wieder der Thrash. Trotz aller Rückbesinnung auf alte Tugenden, gibt es mit dem modernen Rocker „The Way“ aber auch einen Song, der stilistisch komplett rausfällt. Macht aber nix, zeigen ANNIHILATOR damit doch nur eine Vielseitigkeit, die vielen Kollegen abgeht.

ANNIHILATOR bleiben konkurrenzlos gut

Seit dem Weggang von Dave Padden singt Waters bekanntlich wieder selbst, wie er es schon zu „King Of The Kill“-Zeiten getan hat. Auf „Suicide Society“ war das ganz solide, auf „For The Demented“ hingegen ist ein anderer Sänger für ANNIHILATOR kaum noch vorstellbar. Waters hat enorm an seinem Gesang gearbeitet. Der beste Beweis dafür ist die Gänsehaut-Ballade „Pieces Of You“. Ein atmosphärisch so dichter Song war lange auf keiner ANNIHILATOR-Platte mehr zu finden. Und dass das so gut funktioniert, ist eben vor allem Waters vielseitigen Vocals zu verdanken. Seine größte Stärke bleibt trotzdem das Gitarrenspiel. Da werden auf „For The Demented“ wiedermal alle Register gezogen. Neben anspruchsvollem Gefrickel, ist es besonders Waters Melodieverständnis, das seine Soli aus dem Thrash-Einheitsbrei abhebt.

Genau wie die Vocals, hat sich auch die Produktion gegenüber dem Vorgänger deutlich gesteigert. Gerade das Schlagzeug, obwohl es wohl ebenso programmiert ist, klingt weitaus druckvoller und natürlicher, als es noch auf „Suicide Society“ der Fall war. Gleichzeitig sind die Gitarren knackiger in Szene gesetzt, wodurch vor allem das scharfe Riffing profitiert.

Doch jetzt genug der Lobhudelei! Geht stattdessen lieber zum Plattenladen eures Vertrauens und legt euch „For The Demented“ zu. Jeff Waters liefert hier nicht nur das Beste ANNIHILATOR-Album seit Ewigkeiten ab, sondern auch das Thrash-Highlight des Jahres!

07.11.2017

"Irgendeiner wartet immer."

Exit mobile version