Belphegor - Blutsabbath
Review
“Blutsabbath” erschien im Oktober 1997, und damit schwenkten BELPHEGOR gegen alle Trends direkt auf die Überholspur – immer eingepreist, dass der Weg auch ein paar Rückschläge mit sich bringen könnte. Schließlich dauerte es knapp zweieinhalb Jahre, bis sich die Österreicher wieder ins Studio begeben hatten, um den Nachfolger des Debüts “The Last Supper” einzutrümmern. Eine vergleichsweise lange Zeit und somit keine idealen Voraussetzungen, um die ersten Ambitionen des Debütalbums zu untermauern.
Keine idealen Voraussetzungen
Allerdings brauchte es vielleicht diese Zeit, um sich auf den gemeinsamen Weg zu einigen. Auf der Strecke blieben der bisherige Bassist und Sänger Maxx, der durch Mario “Marius” Klausner ersetzt wurde – Bandleader Hellmuth übernahm der Einfachheit halber den Gesang komplett. Außerdem nicht mehr mit dabei: Drummer Chris, für den Man Gandler von MASTIC SCUM sessionweise angeheuert wurde. Nicht zuletzt mussten sich BELPHEGOR eine neue Plattenfirma suchen, da bei Lethal Records die Lichter ausgingen – der neue Partner Last Episode schien jedenfalls erstmal eine gute Wahl.
Was allerdings viel wichtiger war: Die Jungs schärften ihr musikalisches Profil. Das Grundgerüst blieb untergründiger Death Metal, allerdings verschwanden die auf dem Debüt noch deutlich hörbaren Thrash-Metal-Anleihen, während sich der Black-Metal-Anteil erhöhte. Noch rasanter, noch kompromissloser: Damit gingen die Österreicher den entgegengesetzten Weg vieler alter Death-Metal-Bands, deren neueren Ergüsse immer melodischer, eingängiger und gefälliger wurden.
BELPHEGOR gehen den entgegengesetzten Weg
Nicht so bei BELPHEGOR: Hellmuth, Sigurd & Co. setzen auf vermehrte Raserei bei technischer Präzision. Gleichzeitig klingt die diesmal in Seekirchen bei Salzburg aufgenommene Scheibe ziemlich harsch und untergründig, und das Albumcover präsentiert sich auf eine andere Art als ungenießbar als noch das Debüt: Statt eines sauber filetierten Fötus ziert “Blutsabbath” eine verschwommene Schwarzweißfotografie von einer mit Blut besudelten, halbnackerten Hexe, wobei Nietengurt, Fackeln und Ziegenschädel ebenso wenig fehlen dürfen wie die prominent platzierten umgedrehten Kreuze im Bandlogo.
Das korrespondiert mit der Musik: Der Opener “Abschwörung” beginnt mit unheilvollen Gitarrenarpeggien, und die folgenden Akkorde werden zweistimmig variiert, so dass sie immer überdreht klingen. Und hätte der Song nicht solch eine diabolische Grundstimmung, könnte man die zwischen den Hochgeschwindigkeitspassagen eingesetzten Taktwechsel glatt als progressiv durchgehen lassen. So bleibt aber der Eindruck einer Band, die mit aller Macht die Abschwörung des Christentums in das Gehörgänge der Hörer einprügeln will.
Das nachfolgende “Blackest Ecstasy” setzt zunächst auf schwarzmetallische Raserei im Stile von DARK FUNERAL, bis die Gitarristen im “Refrain” die Stimmung mit ‘Pinch Harmonics’ überdrehen. Gleichzeitig wechselt Hellmuths Gesang zwischen abgründig tiefem Grunzen und besessenen Schreien. Nochmal das dunkle Begräbnis als Referenz: “Purity Through Fire” beginnt mit Tremoloriffs ganz in deren Stil, bis die Gitarristen auf die tiefen Saiten wechseln und eher im Death-Metal-Stil weitermachen – allerdings bei rasantem Tempo und immer unbarmherzig.
Der Musikwelt etwas beweisen
Man merkt, dass BELPHEGOR sich und der Musikwelt etwas beweisen wollen – und das deckt sich dann auch mit den Aussagen der Österreicher, die sich auf die technischen Fähigkeiten an den Instrumenten und das kompromisslose Vorgehen beziehen. Klar: Wenn es um die eigene Band und Musik geht, hat ein gesundes Selbstvertrauen noch nie geschadet, aber die Österreicher haben mit “Blutsabbath” die bestehenden Grenzen durchaus ein wenig verschoben. Wenn wir bei dem oben genannten Vergleich sind, dann klingen BELPHEGOR gerade im Gitarrenbereich wilder und ungezügelter als ihre schwedischen Kollegen.
Highlights? Na klar, “Blutsabbath” hat einiges zu bieten: Die genannten Stücke “Abschwörung” und “Blackest Ecstasy” sind in ihrer Überdrehtheit prägnant, aber auch im rechten Moment eingängig. Die Österreicher wissen halt, wann sie einzelne Akkorde mit untergelegten Synthesizern aufpimpen oder Kirchenglocken einsetzen müssen (“Blutsabbath”). Außerdem wechseln die Stücke immer schön zwischen Raserei und dramatischen Breaks, zwischen Besessenheit und abgrundtiefem Ekel. Insgesamt setzt “Blutsabbath” dem Debüt “The Last Supper” noch eins drauf – durch das spielerische Können, das auf ein neues Niveau gehoben wird, und das geschärfte songschreiberische Profil. Es gibt durchaus auch Stimmen, die sagen, dass BELPHEGOR damit sogar ihren Peak erreicht hätten.
“Blutsabbath” setzt eins drauf
Durchbruch? Ach was, denn erstens haben sich BELPHEGOR mit “Blutsabbath” in Gefilde gewagt, die zwar kompromissloser, aber gewiss nicht lukrativer sind. Zweitens befinden sich die Österreicher noch immer in einer Phase ihrer Karriere, die von harter Arbeit und Entbehrungen geprägt ist – immerhin haben sie aber den Bandnamen wieder prominent auf die Metal-Landkarte gesetzt. Dass es bis zum heutigen Stand immer noch ein langer Weg sein sollte, das zeigt das dritte Album “Necrodaemon Terrorsathan”.
Belphegor - Blutsabbath
| Band | |
|---|---|
| Wertung | |
| User-Wertung | |
| Stile | Black Metal, Death Metal |
| Anzahl Songs | 9 |
| Spieldauer | 35:53 |
| Release | 01.10.1997 |
| Label | Last Episode |
| Trackliste | 1. Abschwörung (03:40) 2. Blackest Ecstasy (04:06) 3. Purity Through Fire (03:07) 4. Behind The Black Moon (03:03) 5. Blutsabbath (05:57) 6. No Resurrection (03:47) 7. The Requiem Of Hell (04:14) 8. Untergang der Gekreuzigten (03:03) 9. Path Of Sin (04:56) |
