Belphegor - Totenritual

Review

Nur Satan weiß, wie oft ich „Totenritual“ jetzt schon von vorne habe laufen lassen. Das Album entfacht wie immer ein diabolisches Feuer, das sich mit jedem Song weiter ausbreitet, sich vom Hören nährt und nichts als Asche und Dunkelheit hinterlässt. Puh, ein Absatz ist fast geschafft – vollgestopft mit inhaltlichen Klischees, die zum Musikgenre passen. Warum? Weil ich auch nach einigen Durchläufen nicht ganz schlau werde aus dem neuen Werk von BELPHEGOR. Teilweise scheint es, als würde man den Vorgänger „Conjuring The Dead“ mit anderer Song-Reihenfolge hören. Sind den Österreichern die neuen Ideen ausgegangen?

Welches Album von BELPHEGOR höre ich gerade?

Gehen wir dem Ganzen also auf den Grund und bewegen uns Song für Song durch „Totenritual“. Der Opener „Baphomet“ wurde im Vorfeld ausgekoppelt. Als Vertreter der Band fungiert die Nummer prächtig, denn vom Aufbau her ist das alles typisch BELPHEGOR. Als Albumvertreter, also im Promo-Sinne, hingegen nicht. Die Gitarren stampfen zu simpel, und gerade die Intonation der Vocals ist dermaßen bekannt, wenn man mit dem Backkatalog vertraut ist. Zum ersten Mal stellt sich der Eindruck ein, man hätte diesen Song so oder so ähnlich schon mal gehört. Nicht zum letzten Mal.

Ach, das ist „Totenritual“, ok!

„The Devil’s Son“ lässt Melodien und Vocals vor allem im Refrain klasse ineinanderfließen – wie Blut bei einem „Totenritual“, um noch mal die Klischeekrone aufzusetzen. Im Mittelteil sticht die Leadgitarre positiv heraus. Nächstes Stück: Der Wechsel aus schweren Riffs und schlangenartigen Melodien, zersetzt von ruhigeren Zwischenspielen, ist im BELPHEGOR-Universum auch bekannt. „Swinefever – Regent Of Pigs“ ergänzt noch die typischen Breaks und geht als einer der schwächsten Songs von „Totenritual“ unter. Das Beste kommt zum Schluss? Bei „Apophis – Black Dragon“ definitiv, denn Song-Highlight ist der sich majestätisch im Midtempo bei konstant ratternder Doublebass fortbewegende Ausklang. Albumhälfte erreicht. Aber auch hier nichts Außergewöhnliches: bekannte BELPHEGOR-Kost (insbesondere der Abschluss, wenn die Finger noch mal alles auf der Tonleiter geben, bevor es abrupt endet), ohne Frage strukturell hochwertig und technisch aufwendig, nur leider wenig packend oder gar überraschend.

Es fehlen die verschleiernden Highlights

„Totenbeschwörer“ schlägt in dieselbe Kerbe wie „The Eyes“ auf dem Vorgänger. Dann das zum Teil auffälligste Lied von „Totenritual“: „Spell Of Reflection“ präsentiert eine vortreffliche Vocal-Variation, die das stärkste Riff des gesamten Albums einleitet. Ansonsten kommt die Gitarrenarbeit nicht über „uninspiriert“ hinaus. Erkenntnis: Wenn es nicht gerade so ein geniales Black-Thrash-Massaker wie in „In Death“ ist, tragen die tiefer gestimmten Passagen neuerdings selten zur Qualität eines BELPHEGOR-Albums bei. Und so weiter … brechen wir die Liedbeschreibungen an der Stelle ab, denn es ändert sich nichts mehr. Allgemein wurden auch auf „Totenritual“ wieder viele Samples platziert und es gibt den obligatorischen Song mit deutschen Texten. Fazit: Wenn Hits und Highlights fehlen, die verschleiern, dass sich langsam eine generelle Eintönigkeit im Bandsound einstellt, wird es problematisch. Solange die bekannten Passagen grandios sind, gelten sie im positiven Sinne als Trademarks, im Fall von „Totenritual“ eher als Stagnation.

04.10.2017
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