
Soundcheck Dezember 2025 Special# 22
Der von Deutschland einmal nach nebenan gen Österreich ausgewanderte Multiinstrumentalist Malte Laslo Katthagen, auch unter den Aliasen Erech Leleth oder – im Bezug auf das gegenständliche Album – Erech III. von Lothringen firmierend, hat in den letzten fünf Jahren ganz schön viel zu tun gehabt und mehr als nur eine Handvoll Projekte unterhalten. Eines dieser Projekte hört auf den Namen BERGFRIED, wurde zusammen mit der ungarischen, lt. den Metal Archives derzeit offenbar in Australien lebenden Sängerin Anna de Savoy aus der Taufe gehoben und kann auf die zwei EPs „Romantik I“ und „Romantik II“ zurückblicken. Wie der Name durchsickern lässt, handelt es sich um ein Album über die Liebe einer Heldin (de Savoy) und ihre Anstrengungen, durch die Unterwelt zu reisen um ihren Geliebten zurück zu bringen.
BERGFRIED schließen ihre „Romantik“-Trilogie ab
Im Gegensatz zu den Vorgänger-EPs, die noch ein bisschen der Marke Eigenbau entsprachen, steckt hinter dem konsequenterweise „Romantik III“ heißenden Vollzeit-Debüt, zugleich Einstand bei High Roller Records darstellend, eine deutlich aufwändigere Produktion, was auch an der Reihe von Gastmusikern sichtbar wird. Hinter dem Drumkit sitzt beispielsweise ein gewisser Herr Fabio Alessandrini (u. a. ANNIHILATOR), der Katthagen schon mal bei einem anderen Projekt behilflich gewesen ist. Auch gesanglich wird de Savoy unterstützt, vor allem durch Sarah Kitteringham (SMOULDER) und Davide „Damnagoras“ Moras (ELVENKING). Man hat also durchaus den Eindruck, dass das Projekt BERGFRIED eine gewisse Wichtigkeit im Werk des Herrn Katthagen einnimmt.
Und diese Leidenschaft spürt man auch an allen Ecken und Enden, selbst wenn das Endergebnis an einigen Stellen etwas rau und ungeschliffen wirkt. Das verhilft der Platte irgendwie aber wieder zu diesem ehrlichen, handwerklichen Charme der Marke „Sitzt, passt, wackelt, hat Luft“, den man von allzu modernen Produktionen einfach nicht kriegt. Zu hören gibt es im weiteren Sinne Metal im Spannungsgebiet zwischen Epic, Heavy und Power Metal mitstarken AOR- und Hard Rock-Neigungen, gerne mit einem schielendem Auge auf die Musical-Bühne gerichtet. Die auf dem Papier rudimentär anmutende Mische gestaltet sich in der Praxis als heterogener, als man das auf den ersten Hör erwarten würde.
Der Sound des Duos schielt gerne mit einem Auge gen Theaterbühne
Man nehme nur mal „Serenades“, zugegeben ein Extrembeispiel. Der Song wird balladesk eingeleitet via perlendem Klavier und in einen punkigen NWoBHM-Rocker übergeleitet, der dann wiederum in eine der größeren Musical-Gesten des Albums mündet – QUEEN lassen hier ganz herzlich grüßen. An anderer Stelle ist das Songwriting zwar gediegener, aber dennoch weicht die Stimmung und Intensität durchaus deutlich innerhalb der Trackliste ab. Das eröffnende „Dark Wings“ ist beispielsweise ein epischer Heavy Metal-Dosenöffner, wie er im Buche steht. „For The Cursed“ schraubt den AOR-Anteil richtig hoch für ein angenehm zuckriges Achtziger-Callback, das schon fast wie ein NESTOR-Deep Cut klingt. Und dann direkt im folgenden „Gates Of Fate“ bekommt die Hörerschaft geradezu reinrassigen Power Metal serviert, bei dem es das Schwert vor Aufregung kaum im Halter aushält.
Der Einsatz von Synths unterstützt die Stimmung von „Romantik III“ immer ganz gut und subtil, überlagert das Geschehen damit dankbarerweise kaum mit unnötigem Gedudel – wem BATTLE BEAST zu bunt geworden sind, findet hier also eine durchaus passende Ersatzdroge. De Savoys Gesangsdarbietung ist zumeist sauber und packend, manchmal ein bisschen gekünstelt und/oder nasal aber stets leidenschaftlich intoniert. Damit platziert sich ihre Gesangsleistung gar nicht mal so weit weg von der Art, wie sie beispielsweise auch bei GRENDEL’S SŸSTER vorzufinden war. Sie macht über die meiste Zeit eine gute Figur und atmet den theatralischen Hooks ordentlich Leben ein, wird lediglich von Kitteringham übertrumpft. Die männlichen Counterparts von Damnagoras sind auch in Ordnung, wenn auch ein bisschen cheesy.
Trotz vereinzelter Makel beim Gesang hinterlässt „Romantik III“ einen guten Eindruck
Bleibt zu sagen, dass bei BERGFRIED alles im Lot ist. Katthagen und Co. leisten sich instrumental praktisch kaum Schlappen und inszenieren die Musik hinter „Romantik III“ hinreichend kraftvoll, um de Savoy ein gutes Fundament für ihre kräftige Intonation zu liefern. Trotz Heterogenität klingt das Album zu keinem Zeitpunkt zerfahren oder orientierungslos, da vor allem die Hard Rock- und AOR-Erdungen ganze Arbeit darin leisten, alles unter einem Hut zu behalten. Der Musical-Charakter der Songs ist eine interessante, gewinnbringende Charakteristik des Songwritings und liefert so manches, melodramatisches Highlight. Dass hier scheinbar mit nur wenigen Filtern musiziert wird, offenbart zwar ein paar Macken im Gesang, aber das wird durch eine durchweg charmante Gesamtveröffentlichung im Handumdrehen wieder glatt gebügelt.
„Romantik III“ empfiehlt sich für Fans kauzigerer, urigerer Klänge auf nahezu ganzer Länge und BERGFRIED könnte ein Projekt sein, dass man auf dem Zettel behalten sollte …

Bergfried - Romantik III
Michael































Die Vorgänger-EPs waren ja schon echte Bandcamp-Highlights und gerade die erste EP mit seinen beschwingten Chiptunes und Uffta-Drums macht ordentlich Stimmung. Freut mich sehr, dass High Roller sich den annimmt, Bergfried sind alles andere als gewöhnlich, vielleicht für den ein oder anderen gewöhnungsbedürftig, ich finds genial eben weil es vieles anders macht.
Sehr zu empfehlen vom Erech ist übrigens auch das Sturmwächter-Album. Richtig starke Black Metal-Scheibe mit viel end 90er-Vibes.