Between The Buried And Me - Colors

Review

Colors. 64 Minuten. C64. Betrachtet man das Cover des neuen Albums der Metal-Avantgardisten BETWEEN THE BURIED AND ME, würde man am allerwenigsten ein Metalalbum erwarten, wohl eher Kraftwerk-Elektronik oder Electro-Pop. Aber keine Sorge. Die Amerikaner sind ihrem Stil treu geblieben. Oh, pardon – ich meinte natürlich ihren Stilen.

Auch mit „Colors“ sind BETWEEN THE BURIED AND ME weder eine Band für Genre-Puristen noch für Schwarz-Weiß-Maler, keine von der Sorte, die man entweder lieben oder hassen kann. Der kleinste gemeinsame Nenner ist extremer, death-lastiger Metal mit einem weiten – sehr weiten – Stilspektrum. Jazz. Fusion. Progressive Hard Rock. Latino-Rock. Country. Metal.
Floyd meets Dillinger. Crimson vs. Radiohead. Intronauten. Reminiszenzen an Stereolab. Und Maynard schaut zu.
Wer Grenzen genauso abstoßend findet, wie ehemals die Berliner Mauer, sollte mal in North Carolina vorbeischauen, und mit den Jungs ein Bierchen trinken. Einen ihrer Gigs besuchen. Und verdammt nochmal ihre Alben kaufen.

Man kann den Jungs ja vieles vorwerfen, was in ihrer Musik (oder ihren Köpfen) alles falsch läuft. Das kommt häufig von denen, die schon nach dem 3. Break innerhalb einer Minute überfordert sind. Aber manche Ohren sind eben Fließbänder und manche sind Labyrinthe, in denen es für jedes Element ein Eckchen gibt – genau für diese Ohren wurde „Colors“ geschrieben. Kein glattes Stück Musik, sondern ein durch extremen Metal gebundenes Symposion musikalischer Generationen.
Die Songs im einzelnen zu beschreiben, wäre der Versuch, Eulen nach Athen zu tragen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer für den enttäuschten Leser: Es gibt ihn, den roten Faden. Denn trotz aller Komplexität wirken die acht Epen auf „Colors“ erstaunlich eingängig, auch wenn sie das in der Detailansicht gar nicht sein können. Aber Hummeln können ja angeblich auch nicht fliegen.
„Colors“ ist nix für’s Autoradio, nichts für nebenbei und nichts für zwischendurch. Dafür gibt’s Milchschnitte. Das 64-Gänge-Menü gibt es bei BETWEEN THE BURIED AND ME.

Nicht ganz so abartig wie NUMBER12, nicht so ungestüm wie DILLINGER ESCAPE PLAN und noch vielschichtiger als INTRONAUT. Dicke Empfehlung!

11.10.2007
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