Between The Buried And Me - The Anatomy Of

Review

Komplette Coveralben sind immer ein zweischneidiges Schwert, wie man z.B. an SIX FEET UNDERs „Graveyard Classics I“ (super!) und „Graveyard Classics II“ (grottig) gesehen hat. Sie machen im Endeffekt nur aus zwei Gründen Sinn:
1.) Eine Band sucht sich ihre Lieblingssongs aus und packt selbige in ein völlig neues Gewand oder
2.) eine Band sucht sich ihre Lieblingssongs aus, die ihrem eigenen Stil komplett fremd sind, und lässt ihre Fans somit eine völlig neue Facette von sich selbst erkennen.

Bei BETWEEN THE BURIED AND ME trifft Voraussetzung Nummer 2 zu. Sind die Kanadier für gewöhnlich eher in Krachmaten-Gefilden zu Hause und fühlen sich neben Combos vom Schlage THE DILLINGER ESCAPE PLAN wohl, zeigen sie uns auf „The Anatomy Of“ ihre anderen Roots. So schmeißen sie untereinander ebenfalls völlig fremde Legenden wie METALLICA, MÖTLEY CRUE, SOUNDGARDEN, QUEEN, KING CRIMSON, PINK FLOYD, THE SMASHING PUMPKINS, DEPECHE MODE, EARTH CRISIS, SEPULTURA, PANTERA, FAITH NO MORE, BLIND MELON oder COUNTING CROWS in einen Topf und kochen daraus eine extrem abwechslungsreiche Suppe.

Dass sich bei einer derart vielfältigen Auswahl nicht jeder an allen 14 Tracks wird ergötzen können, steht außer Frage. Eines wird jedoch unmissverständlich klar: BTBAM sind Musiker der Ausnahmsklasse, schaffen sie es doch durchgängig die Originale relativ naturbelassen nachzuspielen, ohne dabei fernab ihrer heimischen Gewässer Schiffbruch zu erleiden. Vor allem Sänger Tommy Rogers entpuppt sich dabei als überraschendes Chamäleon, was seine extrem wandelbare Stimme angeht. So wechselt er munter zwischen heiserem Shouten („Blackened“), mitsingtauglichen Stadionrock-Vocals („Kickstart My Heart“), getragener Theatralik („Bicycle Race“), Neo Thrash-Geblaffe („Forced March“) oder höchst gefühlvollem Gesang („Cemetary Gates“, „Colorblind“, „Three Of A Perfect Pair“).

Ein weiterer Pluspunkt von „The Anatomy Of“ stellt die Songauswahl dar. So zocken BTBAM nicht die obligatorischen Hits ihrer Favoriten, sondern haben sich zum Großteil Stücke herausgepickt, die weniger im Scheinwerferlicht stehen und nicht jeden Abend in der bevorzugten Stammdisse zu hören sind. Somit kann man mit diesen 70 Minuten purer Abwechslung absolut nichts falsch machen, selbst wenn man bei den regulären Noise-Tech-Core-Ausbrüchen dieser Truppe eitrigen Ausschlag bekommt. Cool!

18.10.2006
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