Bury Tomorrow - Cannibal

Review

BURY TOMORROW haben geschoben. Damit finden sie sich in bester Gesellschaft, denn auch Hochkaräter ihrer jeweiligen Genres wie HAKEN und LAMB OF GOD haben zuletzt die Veröffentlichungsdaten ihrer aktuellen Alben Corona-bedingt neu terminiert. Core-Kollegen wie THE GHOST INSIDE und AUGUST BURNS RED blieben hingegen bei ihren ursprünglichen Timings, in einem Fall mit erfreulichem und im anderen mit ernüchterndem Ausgang. Letztlich lässt sich über die Auswirkungen der Pandemie auf (Nicht)-Erfolge frischer Audioprodukte nur spekulieren. An ihrer jeweiligen Qualität ändert das nichts, und nur um die soll es hier gehen.

Die alte Metalcore-Formel – bestmöglich umgesetzt

Das mittlerweile sechste Studioalbum der Briten hört auf den Namen „Cannibal“ und rollt den fetten Soundteppich für eine erneute lyrische Selbsttherapie von Shouter Daniel Winter-Bates aus, der in seinen Texten ein weiteres Mal das fragile Konstrukt der menschlichen Psyche ausgiebig seziert. Wenn man BURY TOMORROW ein Alleinstellungsmerkmal im Metalcore-Dschungel attestieren möchte, dann wird man zuallererst beim Gesangsvortrag fündig. So abgründig und räudig sich Winter-Bates auch durch die Strophen keift, sorgt Jason Cameron doch zuverlässig für den krönenden Ohrwurm-Refrain. Wer meint, das Spiel aus harter Strophe und getragenem Refrain im Metalcore sei durchgespielt, wird hier eines Besseren belehrt. Es braucht nur die richtige Chemie der Stimmen.

Ein bisschen Reißbrett ist das Ergebnis natürlich schon – aber eben auf einem ziemlich hohen Niveau. „Cannibal“ verzeichnet keine Ausfälle und viele kleine Hits. Wer Tracks wie den wütenden Opener „Choke“ oder das treibende „Imposter“ so lässig aus dem Ärmel schüttelt wie BURY TOMORROW, der hat den eigenen Sound offenkundig mittlerweile in der DNA verankert. Ein bisschen erinnert die Band damit an eine rohere und Hardcore-lastigere Version von dem, was KILLSWITCH ENGAGE in ihren besseren Momenten sind.

BURY TOMORROW stagnieren auf höchstem Niveau

BURY TOMORROW geben sich weiterhin keine Blöße, scheuen dabei allerdings auch weiterhin jedes Risiko, das die musikalische Weiterentwicklung zwangsläufig mit sich bringt. „Cannibal“ ist Stagnation auf einem Niveau, nach dem sich große Teile der Konkurrenz die Finger lecken dürften.

03.07.2020
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