Caliban - Dystopia

Review

CALIBAN wollten „Dystopia“ eigentlich schon früher veröffentlichen, anschließend auf Tour gehen und die „Zeitgeister“-EP hinterherschieben. Es kam anders als geplant. Dank Corona gab es keine Tour, daher nahm die Band die EP vorweg und nun liegt gut vier Jahre nach „Gravity“ das neue Vollzeitwerk der deutschen Metalcore-Institution vor.

CALIBAN – eine Dystopie für düstere Zeiten

Wenn man sich auf das Negative in dieser Welt fokussiert, muss man nicht lange suchen. Zwei Jahre Pandemie, millionen Tote, Krieg in Europa und so ziemlich allen anderen Kontinenten des Planeten: Es ist schnell etwas gefunden. Demzufolge ist das Gesamtkonzept von „Dystopia“ ein düsteres. Das fängt beim Coverartwork an und hört bei den Texten auf.

Der Opener und Titeltrack zeigt, dass musikalisch immer noch alles weitestgehend bei den Trademarks der Band geblieben ist. Gerade jener Song ist energie- und wutgeladen und wird sich künftig im Liveset mehr als gut machen. Das darauf folgende „Ascent Of The Blessed“ ist in Ordnung, allerdings haben beide Songs Parts, die nur von Geflüster und minimalistischen Beats getragen werden, was nicht so recht passt.

Ein Highlight für langjährige Fans des deutschen Metalcores wird mit Sicherheit „VirUs“ sein, in dem sich Shouter Andreas Dörner mit niemand geringerem als Marcus Bischoff von HEAVEN SHALL BURN das Mikrofon teilt. Das Stück prügelt angesichts dieser beiden Schreihals-Schwergewichter erwartungsgemäß ordentlich.

Im weiteren Verlauf des Albums zeigen sich CALIBAN weiter auf dem Weg, den sie bereits mit „Gravity“ und „Elements“ eingeschlagen haben. Sprich, gute Core-Kost mit einem ordentlichen Schuss Moderne und die Wortspiele innerhalb der Songtitel treiben sie dieses Mal auch auf die Spitze. Nach Toptiteln wie „sWords“ und „Darkness I Became“, dazwischen ein paar Filler, endet „Dystopia“ mit „mOther“ und „The World Breaks Everyone“ auf versöhnliche Art und Weise.

„Dystopia“ – etwas zu modern

CALIBAN waren noch nie darum verlegen, ihren Sound zu verändern und ungewöhnliche und moderne Elemente, teils aus anderen Genres, in ihre Musik einfließen zu lassen. Auf „Dystopia“ haben sie es an mancher Stelle übertrieben. Die ruhigen Passagen nehmen Druck und Dynamik aus den Songs heraus. Dadurch wird das Album kein Totalausfall, hat auch drei, vier richtig fette Songs, ist aber ein ganzes Stück von Meisterwerken wie „I Am Nemesis“ entfernt.

15.04.2022

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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