Caliban - Elements

Review

Wenn es um deutschen Metalcore geht, fallen in der Regel zwei Namen: HEAVEN SHALL BURN und CALIBAN. Letztere machen – anders als ihre Labelkollegen – auch nach knapp 20 Jahren Bandgeschichte noch immer keine Pause und stehen nunmehr mit Album Nummer elf in den Startlöchern.

CALIBAN geben Gas

Wie gewohnt wird ohne Umschweife oder gemächliche Intros sofort aus allen Löchern geballert. Es dauert keine 10 Sekunden, da fliegen einem schon die ersten Blastbeats um die Ohren und der Opener „This Is War“, schreit einem förmlich, „Hey, CALIBAN hier. Lange nicht gehört. Neeee, soft sind wir immer noch nicht“ entgegen. Nein, radiotauglich sind die Jungs nach wie vor nicht – ganz im Gegenteil. Gitarrist Denis Schmidt darf sich auf „Elements“ vollumfänglich auf seine rhythmische Klimperei konzentrieren, denn die Clean-Parts werden nun gänzlich von Sänger Andy übernommen. Das pusht den Härtegrad nun nicht unbedingt ins unermessliche, allerdings reißen die etwas kratzigeren – wenn man so will „maskulineren“ – Gesangsstrecken von Dorner einen weniger großen Abgrund auf, wenn von Harsch zu Clean gewechselt wird. Das führt dazu, dass sich der Gesang auf „Elements“ ein wenig mehr wie aus einem Guss anfühlt bzw. anhört – was er nun ja auch ist. Dass man diesen Umstand nicht vollends als positiv bezeichnen kann, liegt einzig und allein daran das Denis durchgehend einen hervorragenden Job am Ständermikro gemacht hat und durch den Wegfall seines Gesangs doch auch irgendwie der liebgewonnene Kontrast fehlt. Einen Schritt nach vorne, einen Schritt zurück.

Was Denis nicht mehr darf, darf dafür, die zahlreich geladene Core-Prominenz. Den mittlerweile zum festen Bestandteil eines CALIBAN-Albums gewordenen deutschen Song begleiten die Beatdown-Koriphäe Matthi von NASTY und Sebastian „Sushi“ Biesler von ESKIMO CALLBOY. Leider möchte vor allem der Chorus auf „Ich Blute für Dich“ nicht ganz so gut zünden wie zuletzt „Mein Schwarzes Herz“ oder „nebeL“ der beiden Vorgängerplatten. Auf „Before Later Becomes Never“ spielen CALIBAN zusammen mit Deathcore-Heiland CJ McMahon (THY ART IS MURDER) gekonnt mit den „Elements“ von relativ gemütlichem Metalcore und wuchtigem Deathcore. Während der Song grundsätzlich eher ruhigere Gewässer befährt, werden die Instrumente für den Part von McMahon kurzerhand auf Deathcore gestimmt. Der enorm starke Kontrast wirkt etwas befremdlich, gefällt aber. Der letzte Gast auf dem aktuellen CALIBAN Hörspiel ist Brian Welch von KORN, der für den – zufälligerweise leicht Nu-Metal angehauchten – Track „Masquerade“ für ein paar Sekunden die Rolle am Mikrofon spielen darf, dabei allerdings deutlich weniger Eindruck hinterlässt als McMahon.

Nicht weltbewegend aber spannend

„Elements“ führt die bereits auf „Gravity“ eingeleitete leichte Veränderung des Sounds logisch fort. Am Härtegrad wird hier und da etwas gedreht – je nach Stimmung mal in die eine, mal in die andere Richtung –, Dorners Klargesang verpasst den meisten Songs einen frischen Touch und hier und da wird mit etwas experimentelleren Riffs und Effekten hantiert. CALIBAN sind offensichtlich nicht auf zu große Veränderungen aus, sondern verpassen ihrem Sound lediglich einen Feinschliff. „Elements“ funktioniert nach demselben Prinzip wie der Vorgänger, bietet aber genau die richtige Portion an frischen Elementen um auch nach dem zehnten Durchgang noch Spaß zu machen und offenbart gerade bei mehrmaligem Genuss immer mal wieder ein kleines Detail, das man beim vorherigen Durchgang eventuell überhört hat. Die aalglatte, aber dennoch wuchtige Produktion tut ihr übriges. Meckern kann man eigentlich nur, wenn man es auch darauf anlegt. Ja, Andy, Marc und Co. spielen auch hier wieder Metalcore, den man in der Vergangenheit bestimmt schonmal in derartiger Form gehört hat. Hätten die Jungs sich allerdings einer Generalüberholung à la BRING ME THE HORIZON oder PARKWAY DRIVE unterzogen, wären die Stimmen die „Sell-out“ schreien bestimmt genauso laut gewesen wie die, die „Elements“ zur Standardware verklären würden.

11.04.2018
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