Caliban - Ghost Empire

Review

Aktuellen Trends waren CALIBAN in der Vergangenheit noch nie abgeneigt. Der metallische Hardcore auf dem Debüt „A Small Boy and a Grey Heaven“, die Einführung der Clean-Gesange beim Breakthrough-Werk „The Opposite From Within“ oder die erstmaligen elektronischen Spielereien des letzten Albums „I Am Nemesis“ – was angesagt war, wurde umgesetzt. Dreiste Kopierer oder schlechte Imitatoren waren CALIBAN aber nie, dafür klang man stets zu eigen, zu unverkennbar.

Nun steht also „Ghost Empire“ in den Startlöchern, das bereits neunte Album, und die Kritiker werden lauter schreien als zuvor. Dubstep-Elemente, Chorgesänge, Oli-Sykes-Reminiszenzen und Djent-Riffs, einfach alles, was gerade boomt, hat auch auf dem aktuellen Werk seinen Platz gefunden. Die Zweifel über solche Entwicklungen bläst der Opener nach einem kurzen „Bow Down!“ von Fronter Andy aber einfach weg, denn was hier geboten wird, übertrifft gut und gerne die Vorbilder. Der Sound ist dem düsteren, apokalyptischen Feeling von Songs wie „Wolves And Rats“ oder „I Am Ghost“ perfekt angepasst, die Refrains sitzen und die Neuerungen passen perfekt ins Bild. Dezent werden die elektronischen Parts unter die Riffs gemischt und ergeben wuchtige Soundgewänder, und auch die neue Ausrichtung von Sänger Andreas Dörner weiß zu begeistern. Der hat nämlich offensichtlich Gefallen daran gefunden, sich am Gesang zu versuchen und setzt mit seiner rauen, getragenen Stimme durchaus Akzente in den Refrains. Dass er dabei nur allzuoft wie der Schreihals von BRING ME THE HORIZON klingt, mag reiner Zufall sein, die Parallelen sind jedoch geradezu erstaunlich, wenn auch angenehm. Immer wieder lassen auch gänzlich neue Ideen aufhorchen, so wie die Country-Parts in „Cries And Whispers“ oder die Fan-Chöre der Hymne „yOUR Song“, an Innovationen mangelt es nicht. Und als wäre es selbstverständlich, gibt sich der wohl am meisten gehörte Gastsänger der deutschen Metal-Szene, BastiBasti von CALLEJON beim auf Deutsch gehaltenen „nebeL“ noch die Ehre.

Auch wenn der Abschluss mit „My Vertigo“ dann nicht ganz so imposant ausfällt wie der Rest, so hat sich doch bestätigt, was sich schon beim ersten Hören vorab abzeichnete: „Ghost Empire“ ist ein Modern Metal-Referenzwerk geworden, das zu begeistern weiß. CALIBAN standen nie still und tun es auch diesmal nicht, die neue Ausrichtung überzeugt aber an allen Ecken und Enden. So muss Weiterentwicklung aussehen.

Foto: Sandra Muequin

17.01.2014
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