Caliban - Say Hello To Tragedy

Review

Und gar kannibalisch gehen sie zu Werke. Sie fressen sich mit arschtretenden und fies-munter- runter sägenden Riffs und eiskalt präzisen, metallischen Breakdowns durch die hintere Schädeldecke eines steinigen Hünen und sehen dabei so cool aus wie Nicholas Cage bei „Wild At Heart“, als er zur Mucke von POWERMAD einem laienhaften Auftragskiller auf dem Boden den Kopf zerdeppert. „Matsch!“, sage ich nur dazu. Geil.

Caliban ist ja in der Literatur eine fiktive Figur, nämlich der deformierte Sohn der Hexe Sycorax, aus Shakespeares Stück „Der Sturm“, in welchem er als Gegensatz zu Prospero das Animalistische, Ungebildete und Triebgesteuerte personifiziert. Dann gibt es von Robert Browning noch die Version des Rousseauschen natürlichen Menschen, von Tad Williams existiert zudem noch eine Kurzgeschichte mit dem Titel „Caliban’s Hour“. Soviel nebenbei zur Etymologie des Bandnamens. Frage ist nun: Welche Version lässt sich denn letzten Endes am besten auf „Say Hello To Tragedy“ münzen? Sicherlich greift man nicht fehl, der Scheibe etwas Triebgesteuertes zu attestieren. Schon zu Beginn, welcher mit „24 Hours“ markiert wird, wird dies deutlich, geht es in dem Song doch um den österreichischen Gruselpsychopathen Fritzl, dessen Taten nach wie vor ein psychologisches Rätsel bleiben – oder eben eine Ausgeburt des Bösen. Im Songwriting kann man dieses Calibansche zumindest nicht finden, sind die Songs doch messerscharf und total auf den Punkt gespielt. Im Gegensatz zum Vorgänger „The Awakening“ legt man einerseits noch eine Schippe Härte oben drauf und andererseits spielt man gerne mal mit atmosphärischen Synthies, die erstaunlich gut sich ins brutale Gefüge einquartieren. So zu hören auf „No One Is Safe“, nach meinem Dafürhalten gehört dieser mit dem Opener und dem darauf folgenden „Liar“ zu den besten Nummern auf der Platte. Als unbedingte Anspieltipps seien diese deshalb wärmstens ans Herz gelegt. Insgesamt lässt sich eine Verstärkung der Aggressivität und der Verzicht auf kontrastierenden Hart-/Weichpassagen auf „Say Hello To Tragedy“ festmachen. Vereinzelt finden wir noch den typischen modernmetallischen Clean-Gesang, doch wirkt dieser mittlerweile wesentlich besser und stimmiger platziert.

Dass die Ruhrpott-Truppe zur Speerspitze des deutschen Metalcore gehört, unterstreichen sie, obgleich sie das Rad des modernen Hard ’n‘ Heavy-Sounds nicht unbedingt neu erfinden, mit ihrem neuen Silberling aufs Deutlichste. Man kann also bedenkenlos zugreifen.

29.08.2009
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