Carach Angren - Where The Corpses Sink Forever

Review

Krieg kann ja jeder. Ein paar Panzer aufs Cover, das eine oder andere MG-Sample raussuchen, noch schnell den Drummer ins Fitnessstudio geschickt und mit Energy Drinks abgefüllt – und ab geht die Post. Und irgendwie findet ja auch jeder Krieg geil, besonders weil das so superbrutal ist und man sich da so wunderbar martialisch geben kann (besonders, wenn man im gut beheizten Zimmer vor der mit „Call Of Duty“ bestückten PS3 sitzt).

Aber Krieg geht auch anders. Auf ihrer auch schon dritten Platte zeigen die in Kriegsdingen doch eher liberalen Niederländer CARACH ANGREN, dass Krieg ja vielleicht auch hier und da psychische Schäden hinterlassen kann. Interessante Sache. Konzeptionell ist das Trio damit gewohnt anspruchsvoll und schafft es, textlich und mit den beeindruckenden orchestralen Elementen das noch auszubauen, was schon auf „Lammendam“ und „Death Came Through A Phantom Ship“ ziemlich gut gewirkt hat. Ein Händchen für Horrorfilm-Atmosphäre haben CARACH ANGREN auf jeden Fall, das zeigt schon das geschmeidige Cover.

Leider haben sie es meinem Empfinden nach für eine (im weitesten Sinne) Black Metal-Platte damit auf „Where The Corpses Sink Forever“ übertrieben. Auch wenn der Black Metal-Anteil immer noch vorhanden ist, sind die Songstrukturen schwer verdaulich, das Arrangement deutlich auf die Orchesterelemente ausgelegt, das Gesamtfeeling der Platte zerfahren. Obwohl alle Einzelelemente des Albums am richtigen Platz sitzen und die handwerkliche Umsetzung tadellos ist, ergibt sich leider nichts Größeres als die Summe der Bestandteile. Die Beklemmung und Verzweiflung, die sich aus den sieben geschilderten Kriegsszenarien herleitet, ist damit auf emotionaler Ebene leider nicht bis zuende umgesetzt. Am besten funktioniert das noch in den nicht-metallischen Parts, dem Highspeed-Track „Bitte tötet mich!“ oder dem wirklich epischen „The Funeral Dirge Of A Violinist“. Klasse ist auch der viel zu kurze „Spectral Infantry Battalions“, der in seiner Stimmung deutlich an DIMMU BORGIRs „Puritania“ erinnert.

Zum Teil ist das latente Scheitern des Gesamtwerkes auch der Produktion geschuldet, die für ein derart abgründiges Thema zu handzahm und ausgewogen klingt und nur mit dem brachial produzierten Gesang wirklich punkten kann. Aber das ist nur eine Randnotiz, wenn auch eine, die gut in das Gesamtbild passt, und mag auch ein zu subjektiver Eindruck sein. Objektiv gesehen weiß Produzent Patrick Damiani (u.a. FALKENBACH) nämlich sicher, was er tut.

Selbstverständlich spielen CARACH ANGREN nachwievor in der obersten niederländischen Black Metal-Liga (allerdings wäre das ohnehin eine mit einer sehr kurzen Saison). Wer die vorangegangenen beiden Alben mochte, wird sich auch von „Where The Corpses Sink Forever“ überrollt fühlen. Immerhin wächst die Platte mit jedem Durchgang. Das ganz große Kino ist das Drittwerk meinem Empfinden nach aber nicht, das wäre dann – wenn es schon Krieg sein soll – eher „Saving Private Ryan“.

21.05.2012
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