Cathedral - Endtyme

Review

Nach „Caravan Beyond Redemption“, einem blindlings gekauften Flohmarktschnäppchen, beschäftigte ich mich nach dem Erscheinen von „Endtyme“ erstmalig bewusst CATHEDRAL. Das war 2001. Damals war es dieser Band war es gelungen, Tony Iommi als Gaststar für eines ihrer Alben zu gewinnen. DEN Tony Iommi von BLACK SABBATH! Das hatte noch nie jemand geschafft! Groß ist meine Spannung, als ich die in einem schrottigen Mediensupermarkt erworbene CD noch auf dem Parkplatz mit leicht zitternder Hand in den CD-Schlitz meines Autoradios schiebe. Der Aufreißer „Cathedral Flames“, ein kompaktes Instrumental von rund zwei Minuten, nimmt mich sofort gefangen. Böse, düster, bedrohlich, und dann Lee Dorrians Orkgrunzer „Ogh“, dann der nahtlose Übergang in „Melancholy Emperor“- super! Erst stonermäßig vorwärts preschend, nach einem Break plötzlich schleppend und irgendwann spacig-hawkwindesk verhallend: „Melancholy Emperor“ kann man mit etwas Übertreibung durchaus als CATHEDRALs „Bohemian Rhapsody“ bezeichnen. Noch schleppender und dezent corelastig kommt „Requiem For The Sun“ daher; Parallelen zu den frühen CROWBAR sind hier nicht von der Hand zu weisen, stören mich aber auch nicht. Mit „Whores To Oblivion“ folgt ein Kracher, der trotz -oder wegen- seiner Überlänge ein echter Liveabräumer werden könnte. Hierbei irritiert lediglich der kleine Scherz, den CATHEDRAL sich mit ihren Zuhörern erlauben, indem sie diese Nummer mit dem Geräusch einer Analogbandmaschine abschließen, die gerade eine Aufnahme zunichte macht. Na ja.

Die nun folgenden Songs „Alchemist Of Sorrow“, „Ultra Earth“ und vor allem „Astral Queen“ wirken wie Mitschnitte von grünem Gras inspirierter Jamsessions, die den Beteiligten tags darauf bestenfalls in fragmentarischer Art erinnerlich sind. Mit „Sea Serpent“ finden CATHEDRAL den zu Beginn eingeschlagenen Kurs wieder und bieten herrlich trocken rockenden Doom, der z.B. auch den U.S.-Kollegen von SAINT VITUS gut zu Gesichte stünde. Herrlich, wie die Seeschlange im Midtempo rockt, wie die Gitarren wuchtig aus den Boxen pladdern, wie die Bässe drücken und die Kessel dumpf dröhnen! Und dann wieder nicht herrlich, wie das manisch-verhuschte „Templars Arise! (The Return)“, das sich stellenweise gut als Begleitmusik für eine Satansmesse in einem alten Okkulthorrorfilm eignen würde, irgendwann in distanzierten Rückkopplungen verhallt und „Endtyme“ beschließt. Hätte ein Sportreporter dieses Album zu kommentieren, so wäre sein Resümee wohl eine Phrase wie „das Ergebnis entspricht dem Spielverlauf“.

Mein Problem mit „Endtyme“ ist seine Heterogenität, Unvorhersehbarkeit, oder besser: Planlosigkeit. Wollen CATHEDRAL endlich aus dem Schatten der Überväter BLACK SABBATH heraustreten und ihr eigenes Ding machen, oder stehen sie dazu dass sie große Fans von Ozzy & Co. sind und erlauben sich den entsprechenden Sound? Die coolen Songs auf diesem Album sind nie weit weg von dem, was SABBATH irgendwann mal gemacht haben; klingen die Jungs dann mal nicht nach den großen Vorbildern, wirken sie orientierungslos. Obwohl mir „Endtyme“ besser gefällt als sein Vorgänger, erlebe ich die Band hierauf nach wie vor auf der Suche nach ihrem eigenen Sound und damit letztlich sich selbst. Als zumindest augenscheinlicher Schritt in eine neue Richtung darf das Cover von „Endtyme“ gelten, das von SUNN O)))-Gitarrist Stephen O’Malley gestaltet wurde und nicht aus der Hand von CATHEDRALs Haus- und Hofdesigner Dave Patchett stammt.

25.04.2013
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