Cathedral - The VIIth Coming

Review

…und zum siebten!

Man schreibt das Jahr 2002, als CATHEDRAL mit einem neuen Album aus dem Quark bzw. Studio kommen. Weil es sich dabei um ihr siebtes handelt, nennen die Briten es der Einfachheit halber „The Seventh-“ bzw.“-VIIth Coming“. Nach ihrem Weggang vom Undergroundlabel Earache Records sind CATHEDRAL bei DreamCatcher/Spitfire untergekommen. Bereits der erste Song, „Phoenix Rising“ lässt eine neu gewonnene Entschlossenheit erkennen und ist sicher symptomatisch zu verstehen: Wie der mythische Vogel Phönix, der verbrennt und aus seiner eigenen Asche neu entsteht, will das Quartett besseren Zeiten entgegen gehen. Vorbei scheinen die Tage halbherzigen Experimentierens und des Herumdümpelns als Stonerrocker und mehr oder minder erfolgreiche BLACK SABBATH-Klone. „The VIIth Coming“ zeigt die Band variabel wie nie zuvor und doch fokussiert- es ist der Rock der 1970er Jahre, aus dem CATHEDRAL Inspiration schöpfen. Mal hart, mal progressiv, mal akustisch und dabei stets songorientiert wirken CATHEDRAL und ihr Songwriting sehr gereift. Es ist gut, dass beim neuen Album Abstand genommen wurde von sinnfernem Firlefanz (z.B. diffuse Soundeffekte oder Dialogsamples aus Filmen) und dass stattdessen sehr hörenswerte Hammondorgeln eingefügt wurden. Spannend zu hören sind ebenso die gekonnten Sprünge zwischen wildem Drauflosholzen und groovebetonten Passagen (z.B. bei „Black Robed Avenger“) und Melancholie („Aphrodite’s Winter“) und stimmungsmäßig zumindest neutralem Rock („Resisting The Ghost“). Ich finde es schwierig, auf einem in sich schlüssigen und aus einem Guss kommenden Album sowas wie Anspieltipps herauszupicken, aber der acht-Minuten-Brecher „Empty Mirror“, vielleicht eine Hommage an die U.S.-Doomer TROUBLE zu verstehen, ist ein echtes Highlight auf dieser Platte. Auch der Midtempodeathstampfer „Congregation Of Sorcerers“ gefällt mir sehr gut.

Sänger Lee Dorrian ist zusehends dabei, variabler und selbständiger zu werden. So erinnert er zwar mal an den quengeligen Ozzy, mal an den gepressten CROWBAR-Kirk Windstein und beim Quasi-NWOBHM-Song „Nocturnal Fist“ an URIAH HEEPs Ken Hensley oder IRON MAIDEN-Urvieh Paul Di’Anno, klingt letztlich aber zunehmend nach sich selbst. Auch hinsichtlich der Produktion lässt „The VIIth Coming“ keine Wünsche offen: Die Gitarren sind ausgewogen und songdienlich verzerrt, die Orgel präsent, die Rhythmusgruppe voluminös und jederzeit druckvoll.

Ausgewogen, abwechslungsreich und stringent- CATHEDRAL haben ihre Hausaufgaben gemacht und gefallen mir so gut wie seit „The Carnival Bizarre“ (der Platte, auf der Tony Iommi bei einem Song mitspielt) und „Supernatural Birth Machine“ nicht mehr. Super, dass die Band sich nicht mehr sklavisch im Schatten von BLACK SABBATH tummelt, sondern nun den Mut hat, aus Doommetal, Stonerrock und manchem mehr ihr eigenes Süppchen zu köcheln. Seltsam und doch so gar nicht tragisch, dass mit „Halo Of Fire“ eigentlich nur der Rausschmeißer in meine kleine Doomwelt zu passen scheint.

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25.04.2013

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1 Kommentar zu Cathedral - The VIIth Coming

  1. MetalGerhardt sagt:

    Und schon wieder anders, als erwartet! Dem Doom sind die Jungs nach Endtyme nicht sonderlich lange treu geblieben. Zwar bleibt vom Sound ein wenig übrig, aber neben den Stoner-Anteilen gibt es nun eine große Portion 70s-Rock. Da darf es sogar mal etwas progressiv werden. Eigentlich war kein Album der Band bisher abwechslungsreicher und man merkt einfach, wie sehr die Jungs das gemacht hatten, worauf sie eben Lust hatten. Als Fan der Rockmusik der 70er kann einem das eigentlich nur schmecken. Erfreulich ist nebenbei, dass Dorrian seinen Gesangsstil endgültig gefunden zu haben scheint und mittlerweile sogar als passabler Sänger agiert.
    Ein wirklich gutes, abwechslungsreiches und spannendes Album!

    8/10