Cathedral - The Garden Of Unearthly Delights

Review

Nach CANDLEMASS hat mit CATHEDRAL nun eine weitere Doomlegende eine neues Zuhause bei Nuclear Blast gefunden und gibt mit „The Garden Of Unearthly Delights“ ihren Einstand beim Donzdorfer Label. Und damit werfen die Briten gleich ein ganz schönes Pfund in die Waagschale, das sich irgendwo in der diffusen Schnittmenge aus Uptempo Doom, Death’n’Roll und Stoner Rock aufhält und insgesamt sehr rockig daherkommt. Gleich der Opener „The Tree Of Life And Death“ präsentiert sich als erdiger Groove-Rocker, der mit seinen schweren, schmutzigen Gitarren auch aus der Feder von ENTOMBED stammen könnte, wäre da nicht dieses psychedelische Break, das dem Song diesen eigentümlichen Siebzigerstempel aufdrückt. Weiter geht es mit „North Berwick Witch Trials“, meinem persönlichen Favoriten, das von einem kauzigen Richter eröffnet wird, der mal eben ein Todesurteil verhängt. Geprägt ist der Song von einem sehr eingängigen Grundriff, das ziemlich gute Laune versprüht und den Track zum kapitalen Ohrwurm mutieren lässt. Diese Mischung aus erdigem Stoner-Doom, eingängigen Rocksongstrukturen und eigenwilligen Siebzigerjahre-Vibes stellt das Grundrezept der Scheibe dar und sorgt für allerlei Abwechslung. Dabei behalten die Songs bei aller Heaviness teilweise eine derartige Unbeschwertheit, dass es einem vorkommt wie eine ungezwungene Jamsession, was besonders im coolen Uptempo-Rocker „Oro The Manslayer“ deutlich wird.
Das Herzstück des Albums ist jedoch zweifelsohne der 27-minütige Titeltrack „The Garden“, der in seinem Inneren eine musikalische Flora und Fauna beherbergt, wie sie vielfältiger kaum sein könnte. Fast schon wie ein Musical spannt dieses Epos eine ganz eigene Welt auf, in der es bei jedem Besuch immer noch etwas Neues zu entdecken gibt. Neben lupenreinem Doom wuchern dort Folk-Elemente, klassische Rocksongstrukturen, progressive Einschübe und rauschartige Soundcollagen, die alle zusammen einen dichten Dschungel bilden, der nicht nur aufgrund seiner Größe unzählige Details in sich birgt. Der Musicalcharakter wird zusätzlich noch vom Dialog zwischen Lee Dorrian und einer weiblichen Stimme verstärkt, was dem Stück eine weitere Facette verleiht. Allein die verarbeiteten Stimmungen und die Atmosphäre dieses Mammutgeräts hätte gut und gerne für eine handvoll weitere Songs gereicht. So wandelt man von doomigen Düsterparts zu rockig-folkigen Weisen, bis man über hypnotische Breaks zu beschwingt fröhlichen Passagen gelangt, die allesamt mehr oder weniger fließend ineinander übergehen. Was für Drogen man nehmen muss, um so einen Song zu schreiben, sollen mir die Schlaghosenträger mal verraten! Alles in allem ist „The Garden Of Unearthly Delights“ wohl nicht als CATHEDRAL-typisch zu bezeichnen, was besonders Fans der früheren Scheiben wohl etwas Hingabe abverlangen dürfte. Dann jedoch zeigt sich der Garten in seiner ganzen Pracht.

25.09.2005
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