Chthonic - Relentless Recurrence

Review

Layout, Styling, Eye Catcher, Eye Liner, Image, Präsentation, Location, Performance: das sind die Schlagworte, die mir bei der ersten Begegnung mit dem vorliegenden Re-Release des im Jahre 2002 veröffentlichten Silberlings von CHTHONIC „Relentless Recurrence“ zunächst in den Sinn kamen. Denn diese CD ist sehr aufwändig gestaltet, es gibt pro Song eine mit entsprechenden Schriftzeichen bestückte Karte mit Foto auf der Rückseite, Booklet mit englischen Texten, Talisman und asiatische Schriftzeichen, die kunstvoll in das Layout einbezogen werden. Bekannt ist diese Band durch ihre Shows, denn da kann man schon mal Duelle vor Pappkulissen bewundern oder sich am Mundschutz des Sängers ergötzen, der nicht wenig an Dr. Lecter aus dem unheiligen SCHWEIGEN DER LÄMMER erinnert. Eine Band aus Asien also (wo sie eine große Nummer sind und eine Art Grammy gewonnen haben); nachdem Spanien, Italien, Japan, Deutschland, Kanada und Finnland den letzten Verteiler durchaus universal gestalteten, darf Taiwan gerne auch noch dazukommen. Und noch ein exotisch anmutendes Element verdient Erwähnung: diese seit über zehn Jahren existierende Band spielt Black Metal.

Ein Gong eröffnet „Nemesis“, Frauengesänge asiatischer Natur erklingen, alles so gestaltet, das auch der Westen aufhorcht, mit Hall, gut produziert. „Onset Of Tragedy“ tönt opulent, gemeiner, an BISHOP OF HEXEN erinnernder Gesang, dazu gibt es diese merkwürdige Mischung aus nordischen Gitarren und orientalischen Einsprengseln. Die Keys mischen munter mit. Die Gitarren sind durchaus versiert, ein wenig ist das Neunziger-Black der melodischen Art, wie er ja in fernöstlichen Gestaden so beliebt zu sein scheint. „Obituary Tuning“ ist ein geheimnisvoll gewispertes Zwischenspiel. „Grievance, Acheron Poem“ bringt erneut diese sehr hohen Keyteppiche, dazu dunkleren Gesang und eine Dynamik, wie wir sie von CRADLE OF FILTH kennen. Ähnlich den Japanern von SIGH scheinen die Briten ein Haupteinfluss für die Band aus Taiwan. Und wie bei SIGH kommen sie ans Vorbild nicht heran. Allerdings agieren CHTHONIC vielseitiger, weniger absehbar, plazieren mehr akustische Breaks und integrieren weitaus mehr Lokalkolorit in ihre Klangmalerei.

„Revert To Mortal Territory“ klingt stark nach GRIEF OF EMERALD, zumindest am Beginn. Dann gibts wieder CRADLE. Nach kurzem Violinen-Interludium gibts in „Vegeance Arise“ sogar ein Gitarrenriff, das jedoch schnell Orgel-Begleitung erfährt. Dramatisch tönt es auf jeden Fall. Gothic ist bei dieser Musikform nie sehr weit, so auch hier. Frauenstimmen, Wespengitarren, ein harter Refrain, und, wir dachten es schon, der Ausflug in den nächtlichen Garten. Opernstimmen dürfen auch nicht fehlen. „Slaughter In Tri Territory“ ist nun die Plüsch-Variante von Gothic-Black, mit allen obengenannten Trademarks. Der letzte überlange Song bietet zunächst hypnotisch im Rezitativ vorgetragene Gesänge, dann gibts ein einfaches Riff, Speed, wieder CRADLE und so fort. Der abschließende Ghost-Track ist ein wirklich trefflicher Einfall, das hatten wir so ja noch nie…Wenn ich CRADLE hören will, leg ich die ein; ein CRADLE-Klon aus Taiwan macht soviel Sinn wie ein RUNNINIG WILD-Androide aus Timbuktu. Technisch ist es ganz nett gemacht, dennoch: diese Art Musik ist äußerst altmodisch und darf nur von den Erfindern derselben wiederaufgelegt werden. Etwas eigene Linie muss ich einfach erwarten dürfen. Besser als SIGH, aber nicht gefährlich genug, auch nur in die Nähe des schwarzen Throns zu gelangen.

07.07.2007
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