Dawn Of Disease - Procession Of Ghosts

Review

Auf stumpfes Geprügel haben sich DAWN OF DISEASE noch nie beschränkt. Dennoch nahm der Anteil an epischen Melodien in ihrem Sound immer mehr zu, während außerdem die Melancholie stärker Einzug in das Songmaterial hielt. Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte diese Entwicklung auf dem 2017 erschienenen Album „Ascension Gate„. Nun ist mit „Procession Of Ghosts“ der Nachfolger erschienen, auf dem zunächst einmal ein neues Bandlogo auffällt. Haben die Osnabrücker damit auch ansonsten alles über den Haufen geworfen?

DAWN OF DISEASE – Latent melancholische Melodien

Der erste Song des neuen Longplayers hört auf den Namen „Lapsarian“ und ist eigentlich eher eine Art Intro, vergleichbar mit dem, was die Finnen von INSOMNIUM seit Jahren zur Eröffnung ihrer Alben abliefern. Dazu passen außerdem die bereits hier präsenten latent melancholischen Melodien. Im Vergleich zu den Jungs aus dem Land der tausend Seen bleiben DAWN OF DISEASE aber viel näher am klassischen Death Metal, treten entsprechend häufig das Gaspedal durch, packen aber auch mehr mitreißende Epik in ihre Kompositionen. Das wuchtige Organ von Tomasz Wisniewski unterscheidet die Band außerdem direkt von einem Großteil anderer Melodic-Death-Formationen.

Der Titeltrack entfesselt im Refrain geradezu einen Orkan, der sofort mitreißt und sich, auch durch die Orchesterunterstützung, direkt im Gehörgang festfräst. Dank seiner Höchstgeschwindigkeit werden auch keine Abstriche in Sachen Härte gemacht. Sehr stark! Auch im nachfolgenden „May The Waves Take Me“ macht die Double Bass wieder Überstunden, während die mehrstimmigen Leads erneut dafür sorgen, dass der düstere Brocken auch hängen bleibt.

Erst in „Where The Clouds Reach The Ground“ wird die Geschwindigkeit erstmals dauerhaft zurück genommen, was aber nicht bedeutet, dass die Mid-Tempo-Nummer weniger kraftvoll daherkommt. Aus den hier verwendeten Riffs machen andere Bands ein halbes Album. Mit „As Heaven Shatters“ folgt einer der, zumindest in den Strophen, kompromisslosesten Songs. Hier trifft noch am ehesten der gerne bemühte Vergleich zu KATAKLYSM zu, dem die Niedersachsen aber mittlerweile entwachsen sind.

„Autumn Days“ ist wohl der finnischste Titel auf der gesamten Scheibe, deren Refrain tatsächlich nach der nordischen Sehnsucht von dort stammender Bands klingt. Dieses Gefühl wird durch den ruhigen, mit Flüsterstimmen unterlegten Part in der Songmitte noch unterstrichen. Auch hier kommt wieder eine spektakuläre Gitarrenmelodie zum Einsatz, die aber mit Bedacht verwendet wird.

Hier liegt dann auch der einzige Knackpunkt des Albums: Die Fülle an epischen Momenten wirkt stellenweise einfach ein wenig erschlagend, was auch daran liegen mag, dass die Art der Melodieführung oft recht ähnlich daherkommt. Ob das die Band auch so sieht? Anders ist es wohl kaum zu erklären, wie ein Highlight wie „In Death We Blast“ im Bonusmaterial landen kann, zumal die Gastsänger Andreas Björnson (CUT UP) und Jason Netherton (MISERY INDEX) für einen weiteren willkommenen Farbtupfer sorgen.

Ein weiteres Death-Metal-Highlight – „Procession Of Ghosts“

„Procession Of Ghosts“ ist erneut ein fantastisches Album geworden. DAWN OF DISEASE gehen darauf ihren eingeschlagenen Weg konsequent weiter und bilden gemeinsam mit DESERTED FEAR aktuell die deutsche Speerspitze der stark im klassischen Death Metal verwurzelten Melodic Death Bands. Dabei gehen sie allerdings ein ganzes Stück melodischer und epischer vor, als die Thüringer.

Letztlich befindet sich keine einzige wirklich schwache Nummer auf dem Album, bis auf den Titelsong fehlt es aber ein wenig an echten Hits. Manchmal muss man außerdem überlegen, welcher der erhabenen Kompositionen man gerade lauscht, was dennoch nicht soweit geht, dass das Material austauschbar wäre. Ein weiteres absolutes Highlight des an Höhepunkten nun wirklich nicht gerade armen Death-Metal-Jahres kommt damit aus Osnabrück!

08.11.2019

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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