Die Verbotenen Lande - Basisbox

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In den meisten Fantasy-Rollenspielen befindet man sich auf der sicheren Seite der klischeehaften großen Mauer, die eine düstere Bedrohung abschirmt. In diesem Fall muss man sich jedoch auf der Seite des Walls durchschlagen, auf der unzählige Gefahren lauern und wo unheilvolle Kreaturen hausen: DIE VERBOTENEN LANDE eben.

Auf der falschen Seite der Mauer

Dabei leben auch dort ganz normale Menschen, Elfen, Zwerge, Orks, Goblins, Halblinge und Wolfsmenschen. Nur hatten diese das Pech, vor etwa 300 Jahren auf der falschen Seite der Mauer zu leben, als diese aufgrund der frevlerischen Taten eines wahnsinnigen Magiers errichtet wurde.

Seit jenen Tagen sucht ein menschenfressender Blutnebel DIE VERBOTENEN LANDE heim. In letzter Zeit hat er sich jedoch zurückgezogen, was es Abenteurer*innen aus den oben beschriebenen Völkern ermöglicht, die einst als Rabenlande bekannte Region neu zu entdecken.

Dabei bewegen sie sich auf den Hexfeldern einer beiliegenden Karte, auf der nur einige Landmarken bereits Namen bekommen haben. Die Lücken auf der Karte kann jede Gruppe selbst füllen und mit passenden Stickern markieren. So entsteht mit jeder Spielrunde eine einzigartige Welt.

Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass die Welt dreckig ist, gefährlich und gesetzlos. In den Rabenlanden gibt es kein Happy End. Alles, was errungen wird, muss auch verteidigt werden, von der ersten gefundenen Goldmünze über meisterlich geschmiedete Schwerter bis hin zur eigenen Festung, die die Charaktere im Laufe des Spiels erlangen können.

Wagemutige Charaktere in einer rauen Spielwelt

Charaktere für das Spiel sind schnell erstellt. Wer sie komplett zufällig durch Würfel erstellen möchte, findet dazu mit „Legenden und Abenteurer“ in der Basisbox das passende Heft, um die Spielfigur auszugestalten. Zum Test wurden einige Charakterhintergründe ausgewürfelt. Beliebig fühlten sie sich nie an, sondern regten jedes Mal die Fantasie an, sich eine passende Geschichte zur eigenen Spielfigur auszudenken.

Die Klassen sind weitestgehend aus anderen Fantasy-Rollenspielen bekannt: Druide, Kämpfer, Jäger, Barde, Händler, Reiter, Schurke und Zauberer stehen zur Verfügung und können mit den eingangs genannten Völkern kombiniert werden. Dabei ist zu erwähnen, dass die Spielfiguren keine aufrechten Held*innen sind, sondern stets auch auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, um in den Rabenlanden zu überleben.

So verfügt jeder Charakter über einen bestimmten im Weg stehenden Stolz, aber auch über ein dunkles Geheimnis, das irgendwann zum Tragen kommen wird. Zwar kann sich bisweilen auch Edelmut in den Spielfiguren rühren, aber bei der Erkundung der Welt steht (zunächst) das Sammeln von Nahrung und Gold, das schlichte Überleben im Vordergrund. Ein Reputationssystem, das jedoch erst im späteren Spielverlauf zum Tragen kommt, spiegelt zudem wieder, welche Auswirkungen die Taten der Spielfiguren haben.

Wie funktionieren DIE VERBOTENEN LANDE?

Jede Spielfigur verfügt über die vier Attribute Stärke, Geschicklichkeit, Verstand und Empathie mit einem Wert von 1 bis 6. An diese Attribute docken jeweils verschiedene Fertigkeiten wie Heimlichkeit, Fernkampf oder Manipulation an, gegebenenfalls erweitert um Boni aus Ausrüstung.

Wer zum Beispiel mit einem Bogen ein Ziel treffen möchte, addiert Geschicklichkeit plus Fernkampf-Wert plus den etwaigen Bonus des Bogens und wirft die entsprechende Anzahl sechsseitiger Würfel, wobei jede 6 ein Erfolg ist. Möchte man das Ergebnis verbessern, kann man den Wurf „strapazieren“, also noch einmal werfen und weitere Erfolge sammeln. Wirft man dabei jedoch eine 1, erleidet man Schaden am entsprechenden Attribut oder dem Ausrüstungsgegenstand, je nachdem, welcher Würfel die 1 gezeigt hat.

Immerhin werden durch einen solchen Misserfolg auch Willenskraftpunkte produziert, die man einsetzen kann, um besondere Fähigkeiten einzusetzen, oder schlicht um zu zaubern. Dies erhöht den Preis für den Einsatz solcher Fähigkeiten, lässt sie aber auch um so belohnender erscheinen. Zudem kommen sie so erst dann zum Einsatz, wenn der Kampf bereits einige Opfer gefordert hat und möglicherweise bereits auf der Kippe steht.

Eine kompakte und gut gefüllte Basisbox

Neben einem Spieler-Handbuch mit den wichtigsten Regeln, enthält die Basisbox von DIE VERBOTENEN LANDE auch ein Spielleiter-Handbuch. Darin befinden sich vor allem weitere Informationen zur Spielwelt, zu den Völkern und Orten sowie Götterwelt und Historie der Rabenlande. In welchem Detailgrad diese verwendet werden, bleibt der Spielleitung überlassen.

Die beiden Bücher kommen in Kunstlederoptik mit Prägung daher und sind geschmackvoll illustriert. Das System orientiert sich an alten Rollenspielen der 1980er-Jahre und bedient ganz klar ein nostalgisches Gefühl, stellt aber auch etwas neues, eigenständiges dar.

Denn so naiv und unbefangen der anfängliche Erkundungsdrang sein kann, so melancholisch kann man werden, wenn man an die Opfer denkt, die man auf dem Weg machen musste. DIE VERBOTENEN LANDE erinnern mehr an die rauen Welten von CONAN und THE WITCHER, als an fantastische Märchen oder ritterliche Abenteuer in anderen Systemen.

Die Rabenlande sind gefährlich und kompliziert. Glaubenskriege und uralte Fehden verheeren die Region. Nun, da der Blutnebel weicht, flammen sie mit neuer Kraft auf. Zwischen Rabenschwestern und Rostbrüdern, Elfen und Orks, dem Orden der Schlange und den Dienern von Lehm, muss man sich davor hüten, nicht aufgerieben zu werden.

Schwierige Entscheidungen, doch eine leichte Wahl

Früher oder später wird man sich jedoch entscheiden müssen, welche Verbündeten man wählt. Denn je größer die Beute wird, desto größer wird auch der Preis, den man zahlen muss, um sie zu verteidigen. DIE VERBOTENEN LANDE fängt dieses Prinzip gut ein und stellt dies auch in den Regeln des Systems dar, in denen jeder Fehlschlag die Willenskraft steigern kann und damit verborgene Kräfte freischaltet, aber auch die Gefahr noch größeren Scheiterns mit sich bringt.

Im Gegensatz zu anderen Systemen, die sich optisch und ideell and der Frühzeit des Rollenspiels orientieren, wie BEYOND THE WALL oder DUNGEON CRAWL CLASSICS, ist DIE VERBOTENEN LANDE ein etwas sperrigerer Brocken. Zwar sind die Regeln überschaubar, aber auch nicht sehr intuitiv zu verstehen.

Das System richtet sich weniger an völlige Rollenspiel-Neulinge, sondern an erfahrene Spieler*innen, die noch einmal den Reiz des Neuen, des Unbekannten erleben wollen. Das vertraute, aber doch einzigartige Setting, in dem Elfen auf Reitechsen die Ruinen uralter Tempel bewachen können, strahlt eine ganz eigene Faszination aus.

Wer sich davon angesprochen fühlt, hat zumindest eine leichte Wahl: Die Basisbox erwerben, die mit zwei Hardcover-Handbüchern, einem Heft mit Hintergrundtabellen sowie der Landkarte mit den dazugehörigen Stickern ausreichend Stoff für unzählige Spielstunden liefert. Drei Abenteuerschauplätze sowie zahlreiche Werte für Monster und NSC bieten schließlich genug Möglichkeiten, um in DIE VERBOTENEN LANDE einzutauchen.

Der Soundtrack für eine Reise in die Rabenlande: VISIGOTH – Conqueror’s Oath / THRONE OF IRON – Adventure One / IRONSWORD – Servants of Steel / BHLEG – Fäghring / KORPIKLAANI – Jylhä

Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brettspiele.

12.07.2022

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