Dio - Holy Diver

Review

Das Beste daran, dass „Mob Rules“ das vorerst letzte BLACK SABBATH-Studioalbum mit Dio am Mikro war, ist „Holy Diver“. Nach dem neuerlichen Zerbrechen der Band 1982 und dem Abwandern von Dio und Drummer Appice startete endliche das lange überfällige Soloprojekt DIO mit den beiden BLACK SABBATH-Abtrünnigen als Kernbesetzung. Rückblickend muss man neidlos anerkennen, dass kaum je eine Heavy-Metal-Band mit ihrem Debüt so viel Staub aufgewirbelt hat wie DIO mit „Holy Diver“.

Das kurze und programmatische „Stand Up And Shout“ ist auf diesem Album nur der dreiminütige Anlauf zu einem der wohl meistzitierten Metalsongs nach „Smoke On The Water“: der Titelsong „Holy Diver“ steckt hier im Vorbeigehen für Jahre den Rahmen dafür ab, wie epischer, eingängiger, aber auch kitschiger Heavy Metal sein sollte. Wie so oft reichen hier zwei leicht variierte und bestechend simple Riffs zusammen mit einem unsterblichen Refrain für einen Welthit.

Der Rest des Albums hat es trotz einer beachtlichen hohen Durchschnittsqualität („Gypsy“, „Caught In The Middle“, die wunderschöne Halbballade „Don’t Talk To Strangers“, „Straight Through The Heart“, „Rainbow In The Dark“… alles Klassiker!) naturgemäß etwas schwer, diesem Übersong auf Vierzig-Minuten-Distanz gerecht zu werden. Bis auf „Invisible“ und „Shame On The Night“, die eher als durchschnittliche Mittachtziger-Hardrock-Songs in die Geschichte eingegangen sind, glückt das Unterfangen trotzdem. Bei dieser charmanten Mischung aus beinhartem Heavy Metal, flockigem RAINBOW-Hardrock, etwas Epik und Bombast und einer Stimme, an der man nicht vorbei kommt, ist das allerdings auch kein Wunder.

Die große Stärke des Albums „Holy Diver“ ist, dass es mit der richtigen Musik zum richtigen Zeitpunkt zur Stelle war. „Holy Diver“ ist groß, mächtig, lässt träumen, erzählt Geschichten und kreist ganz klar um Dios bemerkenswerte Stimme. Aber es ist auch transparent, verständlich, hart, zugänglich, gitarrenlastig und hat damit natürlich massenkompatible Züge. Und es erscheint, als nach einer triumphalen Rückkehr BLACK SABBATHs (sicher auch und vor allem dank Dio) die erneute Umstrukturierung der Band einen mächtigen Krater in die Anhängerschaft reißt, die Dio lückenlos füllt. Außerdem ist der Beginn von DIO auch der Startschuss für eine Zeit, die mit dem METALLICA-Debüt, OZZYs erfolgreicher Solokarriere, der Gründung von MEGADETH, KREATOR, SODOM und unzähligen weiteren große Bands ohnehin als goldene Ära des Metal gelten kann. Diese Umstände und die einfach berührende, mitreißende, ehrliche Musik auf diesem wunderbaren Album haben „Holy Diver“ in kürzester Zeit zu einem Klassiker gemacht. Der ist es heute noch, vielleicht mehr denn je.

21.01.2010
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