Disturbed - Divisive

Review

DISTURBED sind nun auch schon über 20 Jahre aus dem modernen und alternativen Rock und Metal nicht mehr wegzudenken. Von den Anfängen mit Überhit „Down With The Sickness“ bis zur Pause nach dem umstrittenen „Asylum“, dann fulminantes Comeback mit „Immortalized“ und vor vier Jahren kam zuletzt das experimentellere „Evolution“. Mit „Divisive“ gibt es laut Albumcover erst einmal wieder klassische Kost der Gruppe aus Chicago.

DISTURBED spalten ihre Fangemeinschaft

Wo „Evolution“ nach dem Opener recht schnell viel balladesk und ungewöhnlich nachdenklich, auch musikalisch, wurde, da gibt „Divisive“ auch nach der starken Opener-Single „Hey You“ mehr Gas. „Bad Man“ kommt mit kritischem Text, aber auch einer Menge Old-School daher, die Riffs und der Stakkato-Gesang David Draimans lassen wohlige Erinnerung an frühere Zeiten und Alben wach werden.

DISTURBED fahren jedoch keine Retro-Kutsche, sondern besinnen sich in den zehn Stücken auf ihren ureigenen Stil. Wo einen der „Guy“ auf dem Cover anlächelt, da ist halt eben der Alternative Metal drin, der die US-Band ganz nach oben katapultiert hat. Auch der Titeltrack und „Unstoppable“ zeigen, was DISTURBED auch 22 Jahre nach ihrem Debüt immer noch sind: unaufhaltsam.

Schön ist auch, dass die Halbballade „Don’t Tell Me“, die mit einem Feature von Ann Wilson von HEART ausgestattet ist, nicht schwach auf der Brust ist, denn gerade bei Balladen lag oft der Schwachpunkt eines jeden DISTURBED-Albums. Die großartige Coverversion von SIMON & GARFUNKELs Hit „The Sound Of Silence“ klammern wir an dieser Stelle dabei mal aus.

„Divisive“ ist homogen und erfüllt die Erwartungen

Es muss ja nicht immer experimentiert oder aus dem bekannten Schema ausgebrochen werden. Bei uns kam „Evolution“ zwar mit 9 von 10 Punkten davon, aber wie alle Rezensionen hier auf metal.de spielt da auch immer der persönliche Geschmack eine Rolle. Wäre der Verfasser dieser Zeilen damals schon Teil dieses Teams gewesen, dann würde die 9 eher zur 6 umgedreht sein, eben weil die Experimente auch viel nicht gezündet haben.

Obwohl „Divisive“ und „Evolution“ beide im Kern nur zehn Songs stark sind, fühlt es sich bei „Divisive“ deutlich kompakter, konkreter an und manch einer mag sich wundern, wie schnell die knapp 38 Minuten vergehen.

DISTURBED wieder auf Kurs

Wo einige Alternative Metal- und Rockbands mittlerweile an alte Glanztaten nicht mehr anzuknüpfen vermögen, bieten DISTURBED uns ein schönes, schlüssiges neues Album, das zeigt, dass die Band ihr Pulver noch nicht verschossen hat. Mitsinghit reiht sich an Hymne, immer schön am Puls der („guten alten“) Zeit, Filler gibt es keine. Da darf der „Guy“ gerne weiter lächeln, Mission erfüllt!

18.11.2022

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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