Disturbed - Ten Thousand Fists

Review

Ich war noch nie ein Freund von Metalcore oder irgendeiner der anderen modernen Spielarten des Metal und werde es wohl auch nicht mehr werden. Folglich war meine Reaktion, als mir die neue DISTURBED als „echt gut“ empfohlen wurde, natürlich „erzähl das jemandem, der Dir das glaubt“. „Down With The Sickness“ ging mir seinerzeit so dermaßen auf den Zeiger, dass ich in der Folge jede weitere Beschäftigung mit dieser Band als pure Zeitverschwendung abgetan und jegliche Berührung mit ihr gemieden habe. Ziemliche Scheuklappen, geb ich zu.
Doch allein die Tatsache, dass ich jetzt aus Eigenantrieb dieses Review hier schreibe, spricht eigentlich schon Bände und müsste einem zu denken geben. Denn „Ten Thousand Fists“ ist tatsächlich richtig gut! Was mich letztendlich doch dazu bewogen hat, mich der Scheibe etwas mehr zu widmen, weiß ich so genau nicht mehr. Den Anfang machte jedenfalls Track Nummer sechs, „I’m Alive“, der mit einem ziemlich genialen Chorus und fetten Gitarren daherkommt und im wahrsten Sinne des Wortes Lust auf mehr macht. Was mich dabei am meisten erstaunte war die energische aber zugleich gefühlvolle Stimme von Frontmann David. Kein gestörtes „Uuuu-a-a-a-a“ und irgendwelches Gekreische mehr, sondern ausdrucksstarker, ehrlicher, etwas rauchiger Gesang, den ich in dieser Form sicher nicht erwartet hatte. Dazu ist „I’m Alive“ sehr catchy geraten und trägt absolute Ohrwurmqualitäten in sich… und ist dabei nicht einmal der beste Song auf „Ten Thousand Fists“! Das ist für mich das nachfolgende „Son Of A Plunder“, das sich durch dieselben Pluspunkte auszeichnet wie sein direkter Vorgänger, aber mehr Arsch tritt. Total eingängige Harmonien und ein Chorus, wie er im Buche steht: kraftvoll, hymnisch, mitsingtauglich und mit Widerhaken versehen, die die Hooklines über Wochen im Ohr festkrallen. In dieselbe Kerbe schlagen das geniale „Just Stop“, der Titeltrack „10.000 Fists“, „Decadence“ und noch einige andere Songs. Diesen Smashhits, die sie allesamt sind, setzen DISTURBED mit „Overburdened“ eine Ballade gegenüber, die eine ganz andere Facette der Band präsentiert, und eine Sehnsucht transportiert, dass es einem die Nackenhaare aufstellt. Mit „Land Of Confusion“ hat man sich dann noch, wie bereits IN FLAMES vor ein paar Jahren, eines GENESIS Songs angenommen und ihn im eigenen Sound eingespielt. Großartig verändert hat man ihn jedoch nicht, sondern ist sehr nahe an der Vorlage geblieben. Was soll ich zusammenfassend sagen, außer dass „Ten Thousand Fists“ seit Wochen bei mir, einem erklärten Nicht-Fan, rotiert? Die Scheibe ist definitiv eine faustdicke Überraschung, und mit Sicherheit auch für Leute interessant, die der Band vorher nichts abgewinnen konnten. Siehe: ich. „Tell me you like it, tell me you like it!“

05.12.2005
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