Dogma - Dogma

Review

Soundcheck November 2023# 23

Soso, offenherzige Nonnen singen über’s blasphemische Bumsen … Haben wir Eure Aufmerksamkeit? Gut, dann können wir in das Selbstbetitelte der mysteriösen, sexpositiven Nonnen DOGMA einsteigen, die nicht zu verwechseln sind mit der gleichnamigen, italienischen Power-Metal-Band, die mal aus welchen Gründen auch immer Gerhard Schröder auf eines ihrer Albumcover gepackt haben. Aber zurück zu diesen nymphomanischen Nonnen, die soweit unsereins weiß anonym sind, ein Trend der zwar nicht neu ist, sich aber auch wieder hoher Beliebtheit erfreut, siehe SLEEP TOKEN. Und ja, hier geht’s hauptsächlich ums Vögeln, allerdings weniger mit flatternden Augenlidern á la STEEL PANTHER und mehr – so scheint es – mit jeder Absicht, mit ihren weiblichen Reizen dick und dramatisch aufzutragen. Und natürlich mit jeder Absicht, POWERWOLFsche Kirchweih zu betreiben. Mit Betonung auf Treiben.

Sexpositive Nonnen auf dem Spuren von Papa Emeritus IV?

Das ganze wird recht peppig in Szene gesetzt mit einem Unterbau, den man irgendwo zwischen AOR, Hard Rock und Power-Metal-Ansätzen verorten kann. Die Grundstimmung ist leicht gotisch angehaucht, was recht gut zum allgegenwärtigen Spirit der koitalen Gotteslästerung – oder sagen wir mal, um dem laut Pressetext formulierten Bandcredo nicht reinzugrätschen: der Selbstverwirklichung passt. Bombast wird jedoch weniger durch symphonische Arrangements und eher – kraft der AOR-Komponente – durch überlebensgroße Refrains erzeugt. Diese Karten legen die Ladies auch recht schnell offen auf den Tisch. Der Opener „Forbidden Zone“ täuscht im kurzen Vorspiel mit generischem Gothic-Metal-Gefiedel an, doch dann rocken die Nonnen, beseelt vom Spirit von Papa Emeritus IV, sämtliche Schlüpfer von dannen mit einem Refrain, der manchem GHOST-Song wie ein lüsternes, ungezogenes Schwesterchen zur Seite gestellt werden kann.

Wer sich gut und gerne von der Euphorie großer Refrains anstecken und in Ekstase versetzen lassen kann, findet hierin einen ganzen Harem davon. Seien es Huldigungen an die goldenen Achtziger der Marke „Feel The Zeal“, dessen Beat aus einem Sample hervorgeht das wie das angestrengte Knarzen eines Bettes klingt weil Sex, seien es energische Power-Metal-Hymnen á la „Made Her Mine“ und „Carnal Liberation“ oder sei es ein „Pleasure From Pain“, das dann doch mal einen beherzten, stimmungsvollen Schlenker in Richtung Gothic/Symphonic macht, ebenso wie der dramatische Rausschmeißer „The Dark Messiah“. Fronterin Lilith jedenfalls hat einen kräftigen Schluck Zielwasser getrunken und nimmt mit ihrer kräftigen, souligen Stimme so ziemlich jeden Melodiebogen, den sie anpeilt, locker mit, von klassischen Rock-Hooks hin zu poppigen, fast Musical-artigen Refrains wie in „Free Yourself“, das sich fast wie ein thematisches Selbstverständnis der Damen anfühlt.

DOGMA brillieren mit Höhepunkten und Abwechslung

Bei so einem Fokus auf Höhepunkte hängt natürlich der Kritikpunkt mangelnder Substanz stets einem Damoklesschwert gleich über dem Geschehen. Und ja, manchmal geht ihnen ein bisschen der Dampf flöten, spezifisch beim zu formelhaft inszenierten „Bare To The Bones“ und der Single „Father I Have Sinned“, die wie plump adaptierter Stoff von der POWERWOLF-Resterampe klingt. Doch was die Damen abseits dessen zu Tisch (und Bett) bringen, kann sich schon hören lassen, ist praktisch durchgehend hervorragend produziert und mit den genannten Ausnahmen auch über die Halbwertszeit hinaus unterhaltsam. Wer jetzt sagt, dass der Sex das große Verkaufsargument von DOGMA ist, hat vielleicht nicht unbedingt unrecht. Wer dahingehend aber voreingenommen am Selbstbetitelten der Damen vorbeihört, verpasst ein spaßiges Rock-Album, das zwar nichts neu, dafür aber dennoch viel richtig macht.

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15.11.2023

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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