Elimination - Destroyed By Creation

Review

Die Public Relations sagt:
ELIMINATION spielen wuchtigen Thrash Metal mit tonnenschweren Stahleiern.
So was geht?

Den meisten dürfte es schon ganz arge Probleme bereiten, mit tonnenschweren Stahleiern auch nur aufzustehen… da ist ja nicht mal gescheites Sitzen drin! Und die fünf Jungs aus Britannien schaffen es dabei sogar noch, wuchtigen Thrash zu zocken… RESPEKT!!!

Da kann die Band ja nur von Glück sprechen, dass man ihr nicht auch noch Maschinengewehr-Riffs angedichtet hat – wie schnell hat man sich damit gegenseitig erschossen…

Die entscheidende Frage in diesem Zusammenhang – und damit kommen wir dann auch zum Kern der Sache – sei aber frank und frei gestellt: Spielt der Fünfer auch so klischeeverhaftet und konsequent innovativfeindlich wie die Promotionsunterlagen geschrieben wurden? Und –
bevor wir hinsichtlich dieser Fragestellung zu einer Antwort kommen, wobei nicht in Zweifel zu ziehen ist, dass diese eineindeutig ausfallen wird – sei gleich eine weitere Frage begleitend gestellt: Sind Innovation und Klischeefreiheit beim Thrash zwingende Qualitätsmerkmale?

Bei der zuletzt aufgeworfenen Frage kommen wir recht schnell zu einer grundsätzlichen Antwort, welche auch auf andere Genres mühelos Anwendung finden kann: Nee!
Wenn das Material solide, mit Schmackes, mit Verve, mit … eben mit tonnenschweren Stahleiern gespielt wird, sind eigentlich keinerlei Probleme zu erwarten. Kehren wir also zu der eingangs gestellten Kernfrage zurück: Spielen die jetzt tatsächlich derart klischeeverhaftet und jenseits jeglicher Innovation? Spätestens nach dem dritten Durchlauf der Platte kommen wir dann auch zu der versprochenen eineindeutigen Antwort. Ja!

An dieser Stelle wollen wir uns dann auch mal genauer angucken, wohin die Reise im Grunde hingeht… nein! nicht wohin. Diese Frage ist hier wenig Ziel-führend, vor allem wenn man bedenkt, dass das Vereinigte Königreich nicht gerade als Hort des Thrash zu werten ist. Man muss hier fragen: Woher kommen die Briten eigentlich? Rein geografisch von der Insel natürlich – aber Musik-geografisch ist die eine Hälfte weit im Osten, die andere Hälfte recht nahe im Westen angesiedelt. Für diejenigen die früher bei der Erdkunde-Stunde “Stumme Karte“ gefehlt haben, klären wir das mal schnell auf: ELIMINATION mischen vor allem Einflüsse des amerikanischen Thrashs mit denen des teutonischen, wobei hier das Hauptohrenmerk auf den Goldenen Tagen, sprich den Achtzigern liegt. Zu stumpfen KREATOR-Riffs gesellen sich unter anderem alte METALLICA-Licks, zu kraftvollen, wenngleich auch höchst konventionellen Soli kommen harsche Uptempo-Parts, die nicht nur an EXODUS, sondern auch an FORBIDDEN erinnern. Dazu erklingt die ein oder andere angenehme Melodei. Letztgenannte ist hin und wieder auch in der Lage, einen ordentlichen Refrain zu tragen um somit dessen Nachhaltigkeit zu gewährleisten.

Nachdem wir die Band also hinsichtlich ihrer Einflüsse und ihrer grundsätzlichen Ausrichtung verortet haben, betrachten wir in einem weiteren Schritt die technische Charakteristik dieser Veröffentlichung: Der Sound trägt dem traditionell ausgerichtetem Thrash zu hundert Prozent Rechnung, weiß ihn ebenso druckvoll wie gleichermaßen transparent zu transportieren und lässt so wenig Wünsche offen, dass diese zur Marginalie verkommen. Die technische Ausführung der agierenden Musikanten ist überdies über jedweden Zweifel erhaben, begegnet den Genre-Größen wie etwa TESTAMENT gewiss noch nicht auf Augenhöhe, doch muss den internationalen Vergleich im Grunde nicht scheuen. Die Mannschaft wirkt ebenso gut aufeinander eingespielt wie spielfreudig. Zusammenfassend halten wir also in punkto Technik fest: Sauber!

Abschließend wenden wir uns einem überaus wichtigen Themenfeld zu, welches gerade von jungen Bands des Genres – und bei ELIMINATION handelt es sich um eine solche – oftmals bei aller Begeisterung für Musik und Lebensgefühl hintenan gestellt wird: Das Songwriting.
Selbst bei noch so hehren Vorbildern, einer noch so fulminanten wie sauberen technischen Umsetzung ist gutes Songwriting absolut unabdingbar, um ein gutes Album auf den Markt zu bringen. Hier können wir den vielfach bemühten Vergleich mit einer Kette und deren Gliedern durchaus anstrengen. Eine Kette ist bekanntlich nur so stark wie ihr schwächstes Glied – im Falle der vorliegenden CD ist dieses recht problemlos als Schwäche im Songwriting auszumachen. Wo es den vorhin aufgeführten Vorbildern der Band gelingt, durchdachte Stücke mit hoher Eingängigkeit und Nachhaltigkeit zu schreiben, gleitet die Sache den fünf Briten allenthalben aus der Hand. Ausnahmen finden sich. So ist “Nightmare Asylum“ nicht nur ein interessanter Titel, sondern bezeichnet auch eines der starken Lieder, welche hier im Polycarbonat verewigt wurden. Bei einer Anzahl von sage und schreibe zwölf Stücken ist die Ausbeute an überzeugendem Material aber noch zu gering. Erinnern wir uns an andere junge Bands, sagen wir mal an HAVOK oder MANTIC RITUAL, die uns mit fast jedem Lied durchweg zu begeistern wussten. Von deren Raffinesse und Riffgüte ist diese Band hier noch ein Stück weit entfernt. Nichtsdestotrotz lassen sich stets hervorragenden Ansätze entdecken, die es auf dem nächsten Longplayer auszubauen gilt.

Alles in allem ist folglich zu konstatieren: ELIMINATION können spielen, ihre Ansätze sind vielversprechend, aber das Songwriting muss noch mehr Konsequenz erfahren, um sich von anderen Bands vergleichbarer Ausrichtung absetzen zu können.

Bei einer Thrash-Veröffentlichung wie dieser muss man sich stets ins Gedächtnis rufen, dass das Genre schon seit geraumer Zeit wieder regen Zulauf findet und deswegen die Konkurrenz im gleichen Maß härter geworden ist.

Und um ihrer Frage gleich zuvorzukommen: Ja! Alles was ich heute vorgetragen habe, ist Klausur-relevant!

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17.04.2010

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