Enforcer - Nostalgia

Review

Mit ihrer musikalischen Neuausrichtung hin zu mehr klassischem Heavy Metal und Hardrock stießen ENFORCER auf „Zenith“ allen Speed-Metal-Maniacs ordentlich vor den Kopf. Ob die Band auf ihrem neuen Album „Nostalgia“ ganz gemäß dem Titel auf die Sounds der Vergangenheit setzt? Finden wir es heraus.

„Nostalgia“ setzt die Linie von „Zenith“ fort

Wer nach der flotten Vorabsingle „Coming Alive“ eine Rückkehr der Schweden zum Speed Metal erhoffte, wird auf alsbald enttäuscht. Nach einem kurzen Intro setzt das Quartett mit dem Opener „Unshackle Me“ die Linie von „Zenith“ nahtlos fort. Das heißt beileibe nichts Schlechtes. Dank seines eingängigen Refrains setzt sich der Track schnell im Ohr fest und regt zum Mitsingen an.

Der Einstieg von „Heartbeat“ wiederum mag mit dem ungewohnt zuckersüßen Gesang seitens Olof Wikstrand manchem Fan der ersten Stunde einen Schock durch den Körper jagen. Aber statt sich gänzlich in Kitsch zu verlieren, kriegen ENFORCER die Kurve und der Song entwickelt sich zu einer atmosphärisch starken Ballade, die einer schlüssigen Dramaturgie folgt.

ENFORCER entwickeln sich konsequent weiter

Wer bis hierhin gelesen hat und komplett abgeturnt ist, den besänftigt der „Kiss Of Death“. In dem im vergangenen Jahr als Single veröffentlichten Song besinnt sich die Band ein weiteres Mal auf ihre Speed-Metal-Anfangstage. Auf „Nostalgia“ liefern die Schweden eine gute Mischung aus dem Sound, für den ihre Fans sie seit dem ersten Album lieben und dem konsequenten Weiterdenken der auf „Zenith“ eingeleiteten Entwicklung.

Mit dem Titelsong gibt es noch eine weitere Ballade auf dem Album. Die verbleibt nahezu durchgehend in den leisten Tönen, was auf den frühen Platten der Band nicht denkbar gewesen wäre. Manche mögen das als weichgespült bezeichnen. In Wahrheit aber sind ENFORCER schlicht erwachsen geworden und scheren sich spürbar wenig um den Erwartungsgehalt irgendeiner elitären Metal-Polizei. Jeder Ton auf „Nostalgia“ sprüht vor Leidenschaft, wie sie nur wenige andere Bands heuer transportieren.

Pure Leidenschaft zu jeder Sekunde

Trotzdem bleibt die Platte leicht hinter dem direkten Vorgänger zurück, da der Hitfaktor diesmal nicht ganz so ausgeprägt ist wie sonst von ENFORCER gewohnt. Doch das ist angesichts von zahlreichen Krachern wie „White Lights In The U.S.A.“ oder „Demon“ schlussendlich verschmerzbar. Die gelungene Produktion macht das Ding vollends zu einer runden Sache.

Wer mit „Zenith“ überhaupt nicht warm wurde, dürfte auch mit „Nostalgia“ Schwierigkeiten haben. Alle anderen erfreuen sich an einem frisch klingenden Heavy-Metal-Album, auf dem nicht nur ausgetretene Klischees zum Zuge kommen.

26.04.2023

"Irgendeiner wartet immer."

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