Entombed - Clandestine

Review

Die Platte ist schon ein paar Jährchen alt, genauer macht sie bald die 30 voll, aber bislang gibt es hier noch kein Review. Schande über unsere Häupter und schnellste Zeit, das zu ändern und in die Annalen des Schwedentods mit ENTOBMEDs „Clandestine“ zu gehen in unserem Blast from the Past!

Auf „Clandestine“ gibt es den singenden Drummer

Auf „Clandestine“ hatte sich Fronter L.G. Petrov, der Deibel hab ihn selig, schon bereits wieder verabschiedet. Allerdings nur für kurze Zeit, denn „Clandestine“ ist in der gesamten Diskographie tatsächlich das einzige Album ohne den charismatischen, letztens verstorbenen Frontmann. Das heißt, Nicke Andersson musste einen fehlenden Posten ausfüllen. Damit reiht er sich in die Riege vieler „singender“ Drummer im Metal ein: Proscriptor bei ABSU, Brann Dailor von MASTODON, Chris Reifert von AUTOPSY, um nur einige zu nennen. Fazit: Vielleicht nicht ganz so erinnerungswürdig wie LG, aber in Sachen Aggression, Abwechslung und Abartigkeit hält er doch schon mit. Ach ja, Anteil am ikonischen Songwriting hatte er auch hier und da.

Am Rest der Musik wurde beim Zweitling relativ wenig geschraubt, noch immer gibt es HM-2 Sound auf die Ohren, Groove-Planierraupen wie „Sinners Bleed“, aber auch das atmosphärische „Crawl“ oder Rausschmeißer „Through The Collonades“ zeigen bereits, dass die noch eher punkig angehauchten ersten Gehübungen vom Debüt zugunsten diversifizierten Songwritings größtenteils abgelegt wurden. Das gibt „Clandestine“ einen weniger ungestümen, aber dafür umso düsteren Touch. Auch die Songlängen wurden ein wenig angezogen, verglichen mit dem Vorgänger. Das lässt mehr Zeit für schöne Midtempo-Massagen der Riffs, aber auch den ein oder anderen kleinen Schlenker, der Platz für finstere Samples, Tempowechsel, Soli oder Breakdowns liefert. Das mit einem Shuffle aufspielende „Evilyn“ ist ein tolles Beispiel dafür, welches in Ansätzen schon die Death’n’Roll-Entwicklung auf späteren Alben anteasert, auch „Stranger Aeons“ geht teilweise mit neuen Ideen in diese Richtung für ENTOMBED.

ENTOMBED lassen sich auf dem Zweitwerk ein bisschen mehr Zeit

ENTOMBED lassen sich also verglichen mit den punkigen Zwei- bis Vierminütern vom direkten Vorgänger ein wenig mehr Zeit, wird der Titelsong „Left Hand Path“ mal ausgeklammert. Im Grunde steht genau jener nämlich für das, was auf „Clandestine“ kompositorisch folgen sollte: Ausgearbeiteter, weniger schnell, aber immer noch ein hundsgeheimer und finsterer „Tractor-harvesting-Souls-In-Hell“-Sound. „Clandestine“ ist der zweite Punch im Doppelschlag der beiden ersten Alben dieser schwedischen Legende und hat aus diesen Gründen bis heute die Klassiker der Band fest in der Live-Setlist mit drin. Ob nun „Clandestine“ oder „Left Hand Path“ bevorzugt wird, ist ein wenig Erbsenzählen bei nahe an der Perfektion kratzenden Alben, die ein ganzes Genre geprägt haben. Hast a bissl mehr Lust auf was ungestümes, kommt „Left Hand Path“ auf den Plattenteller, will man lieber in einer finsteren Atmosphäre schweben, die „Clandestine“. Dieser Sound wurde oft kopiert, selten erreicht und zieht bis heute unzählige Kopierer nach sich. So wie sich das für echte Epigonen eben gehört.

12.05.2021
Exit mobile version