Fabulous Desaster - Crucify This!

Review

Galerie mit 15 Bildern: Fabulous Desaster - Hellseatic 2021

Ein sicheres Händchen für fette Thrash-Metal-Riffs alter Schule hatten FABULOUS DESASTER ja schon immer – ebenso einen feinen Sinn für Wortwitz. Auf ihrem jüngsten Werk „Crucify This!“ bringen die Bonner nun zwei ganz große B der Musikgeschichte zusammen, und zwar die Beatles und die Bay Area.

Bevor aber Missverständnisse auftauchen und sich, Gott bewahre!, auch noch verselbstständigen, rutscht das Fazit nach vorne: Auf seinem dritten Studioalbum präsentiert das Quartett elf Tracks, die klassischen Thrash-Sound mit frischer Energie und kompromissloser Härte verbinden.

Der Song „A Hard Days Fight“ ist daher nur vom Titel eine lose Verbindung zu den Fab Four aus Liverpool, musikalisch geht’s traditionsbewusst voll auf die Zwölf. Einen ersten Eindruck konnte man sich Mitte März mit dem Vorabvideo „Coffin Dwellers“ verschaffen, gut einen Monat später folgte am 17. April 2025 via MDD Records das komplette Album.

FABULOUS DESASTER mit sieben Jahren Wut im Bauch

Wütende junge Männer können die vier Bonner nun wirklich nicht mehr sein – blicken sie doch auf 15 Jahre Bandgeschichte zurück. Plus die Zeit der Vorgängerband STAY HUNGRY. Trotz des daraus resultierenden Alters klingt die Band wie der angesäuerte Nachwuchs. Hilfreich für die konservierte Wut war dabei sicherlich, dass das Quartett erst bei Album Nummer 3 angekommen ist und auch sieben Jahre Zeit hatte, dieses Gefühl anzusammeln sowie – noch wichtiger – gut in Form zu bringen.

Ein Verweis auf EXODUS muss sein, was angesichts des Bandnamens fast schon Pflicht ist („Fabulous Disaster“ stammt aus dem Jahr 1989, die älteren waren damals live dabei …). Wer es darauf anlegt, findet im Sound sicherlich noch andere Einsprengsel der üblichen Genregrößen aus Deutschland und den USA, aber Namedropping bringt bei einem derart gekonnten Vortrag auch niemandem etwas. Armin Rave hat der Band im Soundsight Studio Bonn zudem einen druckvollen und dennoch organischen Sound verpasst, der qualitativ voll in der Gegenwart ist.

„Crucify This!“ ist Thrash in Reinkultur – aber nicht von der Stange

Bereits der Opener „Misanthropolis“ macht klar, wohin die Reise geht: Rasante Riffs, halsbrecherische Soli, treibende Drums und aggressive Vocals dominieren das Geschehen. Neben all dem bleibt trotzdem noch Raum für melodische Momente. Auch beim zweiten Song „Trenchmouth“ schreit sich Sänger Jan die Seele aus dem Leib, dazu ertönen geschickt eingesetzte Backing Vocals, die dem Klang eine weitere spannende Note geben und für Abwechslung sorgen – und sich später bei „Before The War“ an Gang Shouts orientieren.

Noch interessanter wird’s im Stück „A Hard Day’s Fight“, das mit seiner Hookline nicht nur sofort hängenbleibt, sondern im hinteren Drittel in anderen Gefilden wildert. Es ist egal, ob man eine bluesige Note hört oder doch eher Reminiszenzen an Surf Rock – die stilistische Abwechslung überrascht positiv. Dazu zeigen Tracks wie „May Your Mother Wear Black“ und „Ten Year Chaos“ die Vielseitigkeit der Band und ihre Fähigkeit, traditionelle Elemente mit modernen Einflüssen zu kombinieren.

Sprachwitz trifft Sozialkritik

Thematisch kreisen die Songs des Albums überwiegend um soziale Ungerechtigkeit, moralischen Verfall und Krieg. Bereits beim Blick auf die ersten beiden Nummern der Tracklist offenbart sich der eingangs erwähnte Wortwitz: Die Bonner tarnen sich beim Intro als „Menace to Sobriety“ (sprich als Bedrohung der Nüchternheit) statt als „Menace to Society“, doch szenetypisch legen FABULOUS DESASTER mit ihren Texten lieber den Finger auf die Wunde. Das zeigt sich schon beim anschließenden Song, dessen Titel den Menschenfeind und die Stadt zum Neologismus „Misanthropolis“ verschmilzt.

Das nachfolgende „Trenchmouth“ könnte vom Titel her gut zu den Medizinalfreunden von CARCASS passen, allerdings geht’s nicht um nekrotisierende Parodontalerkrankungen, sondern ebenfalls um Gesellschaftskritik. Wer gerne Texte liest und sich an feinen Wortspielen erfreut, findet Sprachwitz mit Biss wie „From Host To Hostage“ oder „Coming-of-rage“. So bringt Thrash Metal auch echten Lesespaß. Klasse!

„Crucify This!“ festigt den Szenestatus

Mit „Crucify This!“ bestätigen FABULOUS DESASTER ihren Status als feste Größe in der deutschen Thrash-Szene. Das Album bietet innerhalb der Vorgaben des Genres durchgehend hohe Qualität sowie Abwechslung. Das Gesamtpaket sollte alte Fans ebenso wie neue überzeugen. Auch Gelegenheitshörer:innen können guten Gewissens ein Ohr riskieren. Voraussetzung ist lediglich die Offenheit für Thrash Metal – dann gibt’s nichts zu meckern.

Text: Torsten Paßmann

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16.05.2025

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