Fear Factory - Transgression

Review

Was zum Henker ist denn das?! Was in drei Teufels Namen ist denn im letzten Jahr passiert? Liegt hier vielleicht eine Verwechslung vor? Ist das hier ein verschollenes Tondokument der „Digimortal“-Phase? Oder etwa ein Demo? „Transgression“ (dt.: Überschreitung) schön und gut aber wo zur Hölle ist denn die Aggression?? Genialität und Wahnsinn trennt nur ein schmaler Grat und FEAR FACTORY haben jenen nicht nur auf der semantischen Ebene überschritten. Denn das achte, und ich benutze dieses Wort jetzt wohlüberlegt, Machwerk der Industrialikone ist schlecht. Wahnsinnig schlecht. Wo bitte schön ist der Geist der Wiederauferstehung „Archetype“ und der mit ihr geäußerte Anspruch auf die Vorreiterrolle eines jenen Urbilds? Wo ist die schädelspaltende Aggression, die knochenzermalmende Stakkatomaschinerie, wo die ungebändigte und alles verschlingende Gewalt des eruptierenden Soundvulkans? Wo sind FEAR FACTORY!?

Versunken. Versunken in einer unglaublich schwachbrüstigen, kraftlosen und spiegelglatten Produktion ohne jeglichen Schwung und Wumms. Versunken in spindeldürren Gitarren, altersschwachen Drums und sterilen Synths. Versunken in Burton C. Bell’s erschreckend laschen und energielosen Vocals, die in den mit Halleffekten zugekleisterten Clean-Refrains mehr und mehr das Nervenkostüm fleddern. Versunken in Songs wie „Contagion“, „540,000° Fahrenheit“ oder dem Titeltrack, die ihre vielversprechende Riffarbeit zur Mitte hin wie eine Maske abstreifen und das hässliche Antlitz der Uninspiriertheit und Ratlosigkeit offenbaren. Versunken in den kläglichen Versuchen, mit dem poppig-seichten „Supernova“ und dem missglückten U2-Cover „I Will Follow“ die Innovation mit Gewalt zu erzwingen. Versunken in der eigentlich schon unverschämten Dreistigkeit, mit „Slave Labor“, „Cyber Waste“ und „Drones“ drei Liveversionen hinzuzufügen, deren Sound erbärmlich verkrüppelt aus den Boxen humpelt. Und schließlich auch versunken in den beiden besten Songs „Empty Vision“ und „New Promise“, die keinesfalls an die Glanztat des letzten Jahres herankommen. FEAR FACTORY bleiben ein Rätsel, eine Diskontinuität auf der Qualitätsskala. Nur müssen sie aufpassen, daran nicht mal irgendwann zu ersaufen.

03.11.2005
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