Fear Traders - Obsession

Review

Mal sehen, ob Manni diese Nacht ein schwarzumrändertes Auge zukneifen kann.
Wenn da mal nicht wieder der üble Alpdruck inmitten der Nacht auf ihm lastet.
Scheiße, da ist er wieder! Manni wälzt sich auf dem schweißdurchtränkten Laken…

Ein gigantischer, äußerst missmutiger CD Spieler verfolgt ihn, reißt dabei seinen Schacht bis zum Anschlag auf, um Mannis Beinkleid mit dem scharfzahnigen Räderwerk zu zerfetzen, während sein Laser den armen Träumer beinahe in handliche Stücke tranchiert hätte. Aber im letzten Moment entkommt der gute Manni und kann sich hinter einer dunklen, glatten Mauer verbergen. Doch die ist gar nicht so glatt wie angenommen… vor allem ist es keine Mauer, sondern ein völlig aufgebrachter Vollverstärker, der zusammen mit einer keifenden Fernbedienung und zeternden Standboxen, so hoch wie Kirchtürme nach Mannis Leben trachtet. Doch diese Nacht ist anders. Manni hat keinen Bock mehr, von den geifernden Stereofurien gehetzt zu werden und dreht sich mutig um, um der dräuenden Gefahr ins Auge zu blicken.

„Was wollt ihr von mir?“ Und die Geräte liefern ihm die Antwort :
Eigentlich wollten sie sich nur so ein bisschen rächen… dafür, dass Manni tagsüber mit ihnen wieder absolute Kackmucke abgespielt hat oder eben, und das erscheint den völlig verärgerten Geräten fast noch schlimmer, mit so durchschnittlichem Metal wie der Platte von Fear Traders. Was eine Qual. Da kommt man sich als Musikanlage doch völlig verarscht vor.

Nicht, dass der leidgeplagte CD Spieler absolute Scheiße hätte wiedergeben müssen, aber „Obsession“ vereint 0815 Riffs mit tausendfach durchgenudelten Arrangements so gekonnt, dass die Scheibe wie reine Zeitverschwendung erscheint. Die Mucke ist saftlos und fad, zwar technisch ganz ansprechend vorgetragen und in Szene gesetzt, wenn auch die dumpfe Produktion gerade den Rhythmusklampfen jeglichen Bumms nimmt, sprüht vor überschwänglicher Ideenlosigkeit (oder, so empfindet zumindest die Fernbedienung es, von einfach schlecht gesammelten Riffs 1000 mal mehr inspirierter Bands), krankt an einem stupide durchgehenden Tempo, welches bei der Art Thrash, wie die Jungs ihn zocken, schon einen Garant für Langeweile darstellt und tritt insgesamt so viel Arsch wie die einbeinigen All-Blacks-Long-John-Silver-Imitatoren im allseits bekannten Monty Python Sketch.

Einzig bei „Glasswall“ bekommen die Italiener einen ganz anständigen Refrain hin.
Die zermürbten Boxen sind sich im Übrigen darüber einig, dass sich die sedierten Megadeth nicht langweiliger anhören würden, volltrunkene Nevermore nicht unentbehrlicher sind und an den Händen zusammengebundene Forbidden nicht unerträglicher sein könnten.

Achja… wo das Stichwort Megadeth fällt: Fronter Alessio Severini hört sich verdammt nach Dave Mustaine an, der hin und wieder versucht, wie ein James „Stahlleber“ Hetfield und ein Snake Belanger zu klingen. Das kann an einigen Stellen gefallen, nervt aber auf die Dauer ganz schön, so dass die Hochtöner schon vor Track 6 in Streik treten. Dazu kommt das druckloseste Gegrowle, dass man seit Jahren zu Ohren bekommen hat. Nachbars Katze kann das eindeutig besser, wenn sie ihre Fellknäuel auskotzt. Manni versteht, was der Traum ihm so unmissverständlich klargemacht hat und nachdem er erwacht, verfrachtet er alle durchschnittliche Scheiben in den Keller. Die Anlage bekommt in den nächsten Monaten erstmal nur Streicheleinheiten in Form der Orginale aus Amiland geboten.

Die einzige Angst, mit der die „Fear Traders“ im Augenblick handeln, ist die, dass sie wieder so ne Scheibe abliefern.

09.09.2005

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