Fogelscheuche - Klezmetal

Review

Sich der Vertonung historischer Lieder hinzugeben ist immer so eine Sache. Bekannte Gruppen wie IN EXTREMO oder SALTATIO MORTIS haben das in der Vergangenheit sehr gut hinbekommen. FOGELSCHEUCHE stehen dem in nichts nach und veröffentlichen mit „Klezmetal“ nunmehr das zweite Album und verarbeiten teilweise wieder Texte und Melodien aus alten Zeiten im Klezmerstil. Diese aus dem Judentum stammende Musiktradition besticht durch ihren orientalischen Touch und den ungewöhnlichen Harmonien.

Und wenn wir schon bei Harmonien sind – nicht immer geht diese Rechnung auf dem Album auf. Am Anfang sind die Stücke sicherlich noch arg gewöhnungsbedürftig und ein Song wie „Eine klapprige Gestalt“ wird durch die Verbindung von Instrumenten und Gesang auseinandergerissen – während die Musik an sich sehr zu gefallen weiß, passt der Gesang hier leider überhaupt nicht. Allerings ist diese Nummer die einzige auf dem Album, die man sich nicht wirklich geben muss. FOGELSCHEUCHE machen keinen Folk(Rock) für die Massen – ganz sicher nicht. Man würde dem Inhalt insgesamt das „Prädikat: Wertvoll“ vergeben, wenn man denn so bewerten würde. Bandboss Volker Lindner setzt vielmehr auf authentische Klänge und Töne, die mit viel Liebe zum Detail vertont wurden. Gerade die dominierende Geige gibt der Scheibe eine gewisse Würze.

Der sperrige Opener „Schirazula Metalzula“ lässt durch den Einsatz der Querflöte Erinnerungen an JETHRO TULL aufkommen – kein Wunder, denn hier agiert ein gewisser George Estermann, den Volker Lindner von einer JETHRO TULL-Coverband her kennt. Interessante Kombination an dieser Stelle. Rockige Klänge gibt es auf dem Album in Form von „Irish Klezmer“, „Mayofus“ oder „Wesen aus dem Wald“. Toll umgesetzt ist auch die Melodie von „Katyusha“, was besonders Freunde der russischen Geschichte interessieren sollte – klasse Track. Apropos Russland, „Am Bootsteg“ unterliegt ebenfallls einer russischen Volksweise. „Sherele“ wird Kennern der Klezmermusik beeindrucken. Ganz besonders stark ausgeprägt ist hier wieder das Spiel der Geige.

„Klezmetal“ bietet 10 tiefgründige und interessante Stücke, die nicht nur Kennern des Klezmers sondern generell aufgeschlossenen Musikliebhabern gefallen könnte. Wie bereits erwähnt ist die Musik von FOGELSCHEUCHE jedoch, wie bereits auf dem Vorgängeralbum „X Folkinstrumentals“, welches gänzlich ohne Gesang auskam, nicht unbedingt Massentauglich. Allerdings erwirbt man beim Kauf des Albums eine musikalische Besonderheit, die in Rockform so vermutlich noch nicht dagewesen ist. Als besonderen Vermerk hat Volker Lindner ausdrücklich darauf hingewiesen, dass auf dem Album keine Keyboards, Drumcomputer, Trigger oder Samples zu finden sind.  Freunde des gekonnten Folks, insbesondere SKYCLAD-Anhänger, dürfen sich hiermit ordentlich austoben. Wer auf Mittelaltercombos steht, dem ist anzuraten, vorher mal einen Testdurchlauf zu starten.

Das Artwork wurde übrigens wieder von der Bonner Theatermalerin Cornelia Harss gemalt.

01.11.2012

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