Gazpacho - Magic 8-Ball

Review

Bald feiern die Norweger GAZPACHO 30 Jahre Bandjubiläum. Statt kalter Suppe gibt es bei den Herren bekanntermaßen seither eine ziemlich konsistente Prog-, oder vielleicht besser: Art Rock-Spielweise der melancholischen, atmosphärischen Art. Es klingt damit natürlich sehr skandinavisch, wobei die gegenständlichen Norweger eine ganz eigene Duftmarke gesetzt haben, was den Sound angeht. Sie setzen mehr auf stimmungsvolle Klangtupfer mit gelegentlichen, wiederum vergleichsweise sachten Rock-Ausbrüchen und natürlich auf den markanten Gesang von Jan-Henrik Ohme, der bei einem Album des Sextetts absolut zum Inventar gehört. Mit alledem werden die Herren gerne liebevoll und vielleicht etwas neckisch mit den Steve Hogarth-MARILLION verglichen.

GAZPACHO liefern das zwölfte Vollzeitalbum ab

Mit „Magic 8-Ball“ macht die Band nun das Dutzend voll, was Studioalben angeht, und steht hierauf weiterhin für konsistente, gewohnt gute Leistungen. Wie so oft steckt hinter „Magic 8-Ball“ ein Konzept, auch hier bleiben sich die Norweger treu. Der Titel gibt dabei wieder einen Hinweis auf besagtes Konzept, ist der Magic 8 Ball schließlich eine Art Zufallsgenerator, der auf mit Ja oder Nein beantwortbare, geschlossene Fragen zufällige Antworten generiert. Dementsprechend geht es auf „Magic 8-Ball“ um den Zufall und die Finalität des Schicksals, eine Thematik die anhand mehrerer Kurzgeschichten ergründet wird. So ganz weltzerstörerisch wie auf „Molok“ geht es also nicht länger zu.

Dessen Hang zur klanglichen Mystik wird auf „Magic 8-Ball“ allerdings auch nicht weiter erforscht. Stattdessen bestimmen Klaviertupfer, elegante Synth-Layer und samtige Klanglandschaften das Gesamtbild und geben dem Album einen bei aller Melancholie doch recht warmen Grundklang, der geradezu einladend wirkt. Es wirkt eben aber auch sehr konventionell und luftig und gerät nur zu gerne in Gefahr, in Kitsch-Territorium reinzurasseln. Zwar hüten sich GAZPACHO vor allzu flachen Plattitüden durch ihr recht intuitives Songwriting, doch gerade in der zweiten Albumhälfte überwiegt die melancholische Zuckerwatte, bewahrheiten sich die eingangs erwähnten, meist nicht ganz ernst gemeinten MARILLION-Vergleiche doch als selbsterfüllende Prophezeihung wie gegen Ende von „Gingerbread Men“.

Doch etwas mehr Kante hätte „Magic 8-Ball“ gut getan

Es erreicht zwar selten den Grad der Unerträglichkeit, zumal die Norweger kunstvoll genug musizieren, um sich vor allzu offensichtlichen COLDPLAYismen zu bewahren. Aber die bedeutungsschwangeren Glockenschläge in „Ceres“ beispielsweise sind ein bisschen zu viel des Guten und gerade in den beiden abschließenden Stücken „Immerwahr“ und „Unrisen“ werden memorable Songideen zugunsten des Wohlklangs vernachlässigt. Highlights wie „We Are Strangers“ auf der Haben-Seite wiegen die Nachteile zwar ein Stück weit auf, doch summa summarum steht ein zwar eben gewohnt gutes, irgendwie aber auch etwas zu glattes GAZPACHO-Album, dem ein paar düsterere Momente gut getan hätten …

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25.11.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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1 Kommentar zu Gazpacho - Magic 8-Ball

  1. doktor von pain sagt:

    Ein großartiges Album, das hier sträflich unterbewertet wurde.

    9/10